Sieh mal einer an, Trashikone Albert Pyun („Cyborg“, „Nemesis“) kann wirklich Filme noch drehen, bei denen der Griff zur Vorspultaste nicht zur Pflicht wird. Ohne sich großartig um einen Plot zu kümmern verfrachtet er 100 Verbrecher in ein Gefängnis, wo diese sich innerhalb eines Zeitlimits gegenseitig abknallen müssen, bis nur noch ein Trio überbleibt. Den Überlebenden winken als Bonus 10 Millionen Dollar.
Nach einer Einführung, die kurz die nicht vorhandenen Regeln und die Ausgangssituation klärt, werden alle Figuren mit vielfältigen Kalibern ausgestattet und knüppeln und ballern schon bald aufeinander los. Mittendrin sind prominente Namen wie Christopher Lambert („Highlander“ / drehte vorher schon „Adrenalin: Fear The Rush“ mit Pyun) und Ice-T zu finden.
Von Intelligenz ist auch dieser Pyun-Film nicht geprägt, dafür aber von merkwürdigen Einfällen und den pseudotiefsinnigen Dialogen, die wohl in jedem seiner Filme leider ihren Platz finden. Hier wälzt er sie immerhin nicht ganz so ausführlich aus. Eigenartige, sinnlose Ideen, wie die Vampirzähne des Türstehers (???) machen keinen Sinn, die Mambo-Musikbegleitung sollte wohl schwer kultverdächtig sein und auch einige Gespräche und Figuren riechen doch leicht nach Tarantino – aber nur leicht.
Die ausführlichen Ballerorgien bieten nette Unterhaltung sind aber auf die Dauer eintönig, da sich blutige Shootouts gespart werden und die Duelle häufig in unübersichtlichen Schnittgewittern und Close-Ups untergehen. Insbesondere wenn mehrere Figuren sich gegenseitig das Licht ausblasen wollen, verliert man als Zuschauer schon mal die Übersicht. Bei der Inszenierung von Lambert sind aber hin und wieder Lichtblicke auszumachen. Pyun kann also wenn er will mehr, als er in den meisten seiner Filme so zeigt.
Kurzweiligkeit ist dem Film nicht abzusprechen, auch wenn die Location oft einen sehr sterilen und leblosen Eindruck hinterlässt. Es schließen sich Grüppchen zusammen, um gemeinsam ans Ziel zu kommen, es werden Pläne geschmiedet und ein paar Figuren näher erläutert. Außer Lambert nimmt dabei jedoch keiner Konturen an. Sie bleiben plattes Kanonenfutter, das es umzulegen gilt. Warum Lambert nun ausgerechnet seine Tochter mit zum Massaker nimmt, wird dabei nicht geklärt.
Pyuns Versuche hier Humor zu platzieren schlagen kläglich fehl, da die durchgeknallten Charaktere längst nicht so cool wie geplant rüberkommen und einige Sätze doch arg gekünstelt und überzogen wirken.
Befürchtet man zu Beginn noch nervige Figuren, wie die Kaugummi katschenden Weiber, so belehrt uns Pyun zumindest hier eines besseren. So platt wie die ganzen Figuren sind, so wenig zerren sie auch an den Nerven des Zuschauers. So kann man aus einem Manko, auch etwas Positives ziehen.
Fazit:
An das intelligente Publikum richtet sich „Mean Guns“ sicher nicht. Für die B-Gemeinde bleibt eine meist unspektakuläre Ballerorgie, die auf die Dauer etwas eintönig wird. Die typischen Pyun-Dialoge treten hierbei nicht ganz so häufig auf, stören den Actionfluss aber dennoch enorm. Obwohl der Humor aufgesetzt wirkt und Pyuns merkwürdige Einfälle wieder Geschmackssache sind, kann man ruhig einmal einen Blick riskieren. Wesentlich besser als Totalausfälle wie „Nemesis 4: Death Angel“, „Ticker“ oder „Omega Doom“. Warum nicht immer so, Mr. Pyun?