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Über vierzig Filme gehen mittlerweile auf das Konto von Regisseur Albert Pyun (Cyborg, Nemesis), dessen Filmographie seine zahlreichen Höhen und Tiefen aufweist. Er arbeitete fast ausschließlich mit geringen Budgets und ist hauptsächlich in den Genren Action und Science-Fiction zu finden. Seine Vorliebe für Cyborgs dürfte dem Genrekenner bekannt sein, hier versucht er sich an einem typischen Actionfilm, der in seinen Sternstunden ein paar Elemente des Hongkong-Films mit einbindet. Nicht nur wegen des hohen Bodycounts, sondern auch wegen diesem kühlen Grundton, so verwendet Pyun hier gerne einen Blaufilter. Etwas monton wirkt "Mean Guns" mit der Zeit schon, nicht nur weil sich das Geschehen auf ein Gebäude konzentriert. Wir befinden uns hier in einem Gefängnis, welches kurz vor der Eröffnung steht und natürlich ist hier das Interieur eher karg. Leider schien das Geld nicht mehr für Einschusslöcher gereicht zu haben, denn trotz der zahlreichen Shootouts gibt es kaum Sachschäden, außer ein paar Glasscheiben und nur selten mal einen Einschuss in der Wand. Aber dafür sind mit Christopher Lambert (Highlander, Fortress - Die Festung) und Ice-T (Surviving the Game, Trespass) zwei recht bekannte Mimen an Bord und Lambert verkörpert eine für sich sehr ungewöhnliche Rolle, die den Zuschauer in Punkto Sympathie sehr unentschlossen stimmt.

Vincent Moon (Ice-T) versammelt hundert Menschen in einem Gefängnis, das kurz vor der Eröffnung steht. Alle haben einem mächtigen Verbrechersyndikat Schaden zugefügt, nun müssen sie sich dafür gegenseitig töten. Sie haben dafür sechs Stunden Zeit, drei dürfen überleben und zehn Millionen Dollar unter sich aufteilen. Da das Gelände mit Scharfschützen gesichert wurde, gibt es kein Entrinnen. Es bilden sich mehrere Gruppen, aber das Misstrauen ist groß, denn jeder scheint sein eigenes Süppchen zu kochen und nur hinter dem Geld her zu sein.
Jetzt fragt man sich, wie Pyun wohl hundert Figuren unterbringt. Die Antwort lautet gar nicht, denn weit über neunzig Prozent der Charaktere werden nicht mal namentlich genannt und auch recht zügig ins Jenseits geschickt. Die restliche Riege wird auch kaum mit einem Hintergrund versehen und einen richtigen Sympathieträger sucht man vergeblich. Alle haben Dreck am Stecken, was besonders im letzten Drittel zu ein paar kleineren Wendungen führt. Dennoch muss sich Pyun auf einige Charaktere konzentrieren, doch wer geht als potentieller Überlebender hervor?
Besonders hier hebt sich "Mean Guns" positiv hervor, denn man weiß tatsächlich bis zur letzten Minute nicht, wer diese "Last Man Standing" Ovation überlebt und da wären auch noch die zehn Millionen Dollar, welche die animalischen Instinkte weckt. Freundschaft zählt auf einmal nicht mehr viel und auch innerhalb der einzelnen Gruppen herrscht pures Misstrauen.

Dennoch wirkt der Edelstein nur halb geschliffen, denn mitreißen will diese Ballerorgie kaum. Die Qualität der zahlreich vorhandenen Schießereien reicht von annehmbar bis gut, ein paar ordentlich choreographierte Zweikämpfe sind auch gegeben. Aber richtig spektakulär wird es nie, nicht mal wenn Lou (Christopher Lambert) beidhändig ballernd im langen Mantel dutzende Gegner erschießt. Pyun versieht sein Werk mit einigen Zeitlupen, was hier und da recht sytlisch wirkt, auch ist bei den Actionszenen genügend Bewegung drin. Richtig gelungen ist der erste und letzte Shootout, der Rest sind eher Intermezzos. Dazwischen wird "Mean Guns" gerne mal geschwätzig, auch emotional versucht Pyun den Zuschauer zu fordern, aber der Funke springt nicht über. Nicht mal, wenn auch ein kleines Mädchen zugegen ist, was gegen Ende noch eine wichtige Rolle spielt. Man hätte sich bei einigen Sequenzen kürzer fassen können und auch das Verhalten von Moon im Finale will keinen Sinn ergeben.
Neben den oben schon erwähnten Mimen, die eine ordentliche Leistung abliefern, sind noch Thom Mathews (Bloodchamp, Kickboxer 4) und Yuji Okumoto (Hard Attack, Blue Tiger) zugegen, das restliche Feld besteht mehr aus unbekannteren Komponenten.

Das Ganze hört sich spektakulärer an, als es in Wirklichkeit ist, obwohl die teilweise undurchsichtigen Charaktere für eine nette Abwechslung sorgen. Optisch ist "Mean Guns" jedenfalls keine Offenbarung und auch die Actionszenen sind zu selten spektakulär. Dennoch trotz der Laufzeit von über hundert Minuten ist das unterhaltsame B-Ware mit ordentlichen Darstellern.

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