"Doug Campbell erweist sich mit der Inszenierung des Sequels einer der besten und anspruchsvollsten High School-Komödien aller Zeiten als wahrer Meister seines Faches. Der zweite Teil übertrifft das sowieso schon überirdische Original um Längen und setzt dabei neue Maßstäbe, die bis heute nicht übertroffen wurden.
Was, American Pie? Vergessen Sie diesen lahmen Müll. Der Typ mit dem irren Blick steckt sie alle in die Tasche.
Zur Begründung. Todd Eric Andrews, Darsteller der Hauptfigur Kevin, ist der wahre Meister der Grimassen. Jeder weiß, dass Jim Carrey bloss so viel Erfolg mit seiner Masche hat, weil er sich die Gesichtszüge bei unserem guten Todd abgeguckt hat. Wer den Erfinder der Grimassenkomik in Aktion erleben will, der muss unbedingt den Typ mit dem irren Blick gucken. Andrews hat nämlich die Gabe, durch seine blossen Gesichtszüge die Intention des Regisseurs zu visualisieren. Wenn der coole Kevin im Film seine Augenbrauen hochzieht und seine Augen mit größter Entschlossenheit auf sein Objekt fokussiert, dann könnte man meinen, es hier mit wahrhaftigen Psi-Kräften zu tun zu haben.
Dass dieser Eindruck überhaupt erst entsteht, ist den sagenhaften Special Effects zu verdanken. Unglaublich, was Ende der 80er effektemäßig schon alles möglich war. Man bedenke, dass Dinge bewegt und manipuliert werden mussten, bei denen niemand in der Nähe war (weil Kevin sie ja eben per Gedankenkraft bewegen kann). Grandios, wie Regisseur Campbell und seine Effekteleute das gelöst haben. Wo die Augsburger Puppenkiste noch kläglich scheiterte, siegt Campbell auf ganzer Linie: kein Faden ist zu sehen, nicht die geringsten Anzeichen von irgendwelchen Tricks. Die schwierigste Aufgabe dürfte wohl bei der schwebenden Flasche mit dem Gedankenkraftserum zu lösen gewesen sein. Minutenlang darf der Zuschauer bestaunen, wie Kevin vom Fenster aus in einen Raum stiert und die Flasche wie von Geisterhand quer durch das Zimmer in seine Hände schwebt. Sagenhaft. Auch sonst verwöhnt uns Campbell mit weiteren Tricks. Wenn sich etwa die Röcke der willigen Mädchen wie durch einen Windstoß in die Lüfte erheben, kommen wir gar nicht mehr aus dem Staunen heraus.
Hier wären wir auch schon bei dem Element des Filmes, das ihn erst zur High School-Komödie macht. Die Freizügigkeit der 80er wird perfekt eingefangen. Auf einer tieferen Ebene ist "Der Typ mit dem irren Blick" daher als Gesellschaftssatire zu betrachten, als Querschnitt des US-Lifestyles in der Zeit der Schulterpolster. Eine wahrhaft wundervolle Parabel auf die Ära des zügellosen Hedonismus.
Dazu gehört sicherlich auch der beliebte, aber aus filmtechnischer Sicht bösartige Opponent unseres psi-begabten Kevin, der Footballstar der Schule. Zwischen beiden steht dessen Freundin Amanda (oscarverdächtig gespielt von Linda Blair). Der Aspekt der Gedankenkraft wird somit klug verbunden mit den Streitereien und Alltäglichkeiten des High School-Alltages zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht. Durch den einmaligen dramaturgischen Aufbau, der genretypisch in ein finales Chaos bei einer Schulveranstaltung mündet, wird das kompositorische Gesamtbild perfektioniert.
"Der Typ mit dem irren Blick" hat einfach alles: Spaß, Spannung, Sex, Drama, Witz, Action, Effekte, Tiefgang und Sozialkritik. Was kann man mehr verlangen?"
In etwa mit diesen Worten würde ich einem Ausländer das Wort "Sarkasmus" erklären.
Wegen der hübschen Mädchen und ihrem Exhibitionismus bekommt der Film von mir gerade noch
2/10