Review

Die Figur und das Leben des dem Film seinen Titel gebenden Schriftstellers Truman Capote
sind zugegeben schon recht interessant. Das literarische Wunderkind der fünfziger und sechziger Jahre, mit High-Society-Anbindung, homosexuell und nach seinem größten Werk
„Kaltblütig“ total ausgebrannt wird hier von Philip Seymour Hoffman gespielt. Einem Darsteller, den ich bisher bloß aus „Der talentierte Mr. Ripley“ und „...und dann kam Polly“ kannte. Beide Male in einer Nebenrolle fragte ich mich schon ob er dem großen Vorbild gerecht werden kann. Nachdem Hoffman für seine Darstellung mit dem diesjährigen Oscar für den besten Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, war das dann noch der finale Auslöser, der mich ins Kino trieb.

Der Film setzt ein mit den Morden, die die Basis für Capote`s Buch „Kaltblütig“ sind. Capote liest davon in einer Zeitung und beschließt aus der Geschichte sein neues Buch zu machen. Dazu reist er mit einer Jugendfreundin an den Ort des Geschehens um Recherchen zu betreiben. Im eher biederen Kansas stößt der homosexuelle Autor mit seiner Art anfangs auf wenig Entgegekommen. Nach und nach gelingt es ihm aber doch an Informationen zu kommen. Als die beiden Täter gefasst werden kann er sich sogar mit einem von ihnen anfreunden. Durch ihn gelingt es Capote dann auch seinen Roman fertigzustellen. Allerdings dauerte der Prozess Jahre und am Ende gibt es keine Gewinner. Die beiden Mörder sind tot und Truman Capote hat zwar einen literarischen Meilenstein geschaffen, der gleichzeitig aber auch das Ende seiner Karriere sein sollte.

Bennett Millers Film ist nicht das was man vielleicht von einem biografischen Film heutzutage erwartet. Hier werden nicht die einzelnen Stationen des Prominenten wie auf der Perlenschnur aufgereiht abgefilmt. Miller konzentriert sich fast ganz auf die Phase von Capotes Leben die er mit seiner Arbeit an „Kaltblütig“ verbrachte. Anfangs verwunderte mich diese Vorgehensweise zwar etwas, aber nach dem betrachten des ganzen Films muß ich sagen, dass ich dafür eigentlich recht dankbar war. Wäre Regisseur Miller nach dem bewährten Schema vorgegangen, hätte den Zuschauer sicherlich ein überlanger Film erwartet, der durch die Art und Weise wie Capote sich verhält und spricht ziemlich nervig geworden wäre. Gottseidank haben sich Miller und sein Drehbuchautor bewusst auf diese Zeit aus Capotes Leben konzentriert, weil sich darin der (mutmaßlich) wahre Charakter von Capote zeigt.

Er ist zwar genial, aber ansonsten alles andere als ein guter Mensch. Schon beim Lesen des kurzen Artikels in der Zeitung hat er die Idee und die Gewissheit aus dieser Geschichte etwas besonderes machen zu können. Ich möchte hier nicht sagen, dass es sich hier um eine Vision handelt, dafür hätte es noch mildernde Umstände gegeben. Nein, Capote hat den richtigen Riecher sozusagen, weiß sehr genau um seine schriftstellerischen Fähigkeiten und ihm ist fast jedes Mittel recht um dieses Buch schreiben zu können. Er scheut weder vor Bestechung, noch dem vorspiegeln einer falschen Freundschaft gegenüber einem der Täter zurück um an sein Ziel zu kommen. Dies zeigt sich u.a. in den Szenen als er sich in Gesprächen und bei Vorlesungen mit dem Titel des Buches brüstet, diesen aber gegenüber dem Gefangenen in der Todeszelle nicht eingestehen will um an weitere Informationen zu kommen.
Auch als sich die Zeit bis zur Hinrichtung der beiden Mörder hinzuziehen scheint zeigt sich deutlich, dass Capote die beiden Männer total egal sind. Ihm ist nur wichtig sein Buch endlich zu beenden. Der Höhepunkt ist dann sozusagen als er sich nachdem die Hinrichtung endlich stattfinden soll im Bett verkriecht und für seinen in der Todeszelle sitzenden „Freund“ angeblich nicht zu erreichen ist.
Philip Seymour Hoffman spielt diese, für meine Begriffe, fiese Qualle wirklich sehr gut. Zwar gibt es zu Anfang Schwierigkeiten sich an das Gehabe Capotes zu gewöhnen, doch liefert Hoffman im weiteren Verlauf des Streifens eine geradezu geniale Vorstellung ab. Sein Capote wirkt wie aus einem Guß. Ein für mich absolut glaubhafter Charakter, der seine Niederträchtigkeit unter einem Mantel an eloquenter Rhetorik und vorgetäuschtem Mitgefühl zu verbergen weiß.

Für diese Darstellung des Charakters von Truman Capote spricht übrigens auch die Tatsache, dass er Jahre nach seiner künstlerischen Blockade versuchte intime Details aus der High-Society schrftstellerisch zu verarbeiten, was zum Selbstmord einer Frau führte.

Fazit: Der Film ansich ist wenig spektakulär und für ein Massenpublikum sicherlich ungeeignet. Bedingt auch durch die etwas spöde Inszenierung. Hoffmanns Darstellung rechtfertigt das Anschauen aber absolut.

Details
Ähnliche Filme