kurz angerissen*
Schweden, das ist Ingmar Bergman, das ist Schwermut in weitläufiger Natur und der nüchterne Blick auf Stillleben und Gesellschaft.
Es sei denn, man hat es mit "Evil Ed" zu tun. Dann findet Schweden in schmuddeligen Küchen statt, gefilmt in Nachtsicht mit durchdringendem Blaustich; oder gleich in chaotischen Arbeitsräumen, die vom fluoreszierenden Licht eines Röhrenfernsehers durchtränkt und vom Rascheln ausgeleierter Tapes erfüllt sind. Terror verbreitet sich über die Soundkulisse, die aus Geschrei, Schmatzeffekten und permanenter Wiederholung besteht. Damit löst sich der schwedische Film mal aus der reinen Beschäftigung mit sich selbst und öffnet sich ungewohnt den Einflüssen des amerikanischen Genrefilms: Hackebeile werden geschwungen, Blut wirft übertrieben weit ausholende Muster. Nicht einmal der Realismus, der objektive Blick auf die echte Welt ist mehr heilig; es sind hauptsächlich Einflüsse aus dem phantastischen Film, die Einzug in die Welt des Cutters Ed finden. Eine Art Gremlin bewohnt den Kühlschrank, der penetrante Boss erscheint als Teufelsgestalt, der Serienkiller aus dem Film-im-Film "Loose Limbs" manifestiert sich wie bei "Mächte des Wahnsinns" in der Realität und Dämonenfratzen und stürmische Kamerafahrten entstammen offensichtlich dem "Evil Dead"-Erbe, das offenbar einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.
Es ist also durchaus erfrischend zu sehen, wie sich eine Filmnation für einen kurzen Moment gegen das eigene Erbe stemmt und wider die Zensur in den Kampf zieht, auch wenn das zunächst einmal bedeutet, dass man es nur mit einer Zitatesammlung zu tun hat anstatt mit einem Werk, das eigenständig Maßstäbe setzt. Obwohl man glauben könnte, "Evil Ed" in Filmen wie "Berberian Sound Studio" weiterleben zu sehen. Dem Differenzprinzip ist zu verdanken, dass er sich trotz seiner im internationalen Vergleich wenig originellen Einzelteile in gewisser Weise seine Relevanz erhalten hat. Denn ein Ventil, das braucht jedes Produktionsland, auch wenn es in der Regel noch so viel Selbstbeherrschung an den Tag legt.
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