„Was machen die denn da drin?“ – „Ich fürchte, nichts Anständiges...“
Der letzte oder vorletzte Film des gebürtigen Tschechen Hubert Frank („Vanessa“) ist die deutsch-spanische Direct-to-Video-Erotik-Koproduktion „Melody of Passion“ aus dem Jahre 1986.
Die junge, attraktive Münchnerin Betty (Sonja Martin, „Eis am Stiel, 4. Teil – Hasenjagd“) erbt von ihrer Tante das Schloss „Casa del Flores“ auf Mallorca. Zusammen mit ihrem Freund Philipp möchte sie auf die Balearen-Insel reisen, um ihr Erbe zu begutachten, doch der Student lehnt ab. Kurzerhand sucht sie das Schloss allein auf – und sieht sich damit konfrontiert, dass der Testamentsvollstrecker sich die Immobilie unter den Nagel reißen will, da er es zusammen mit seiner Angestellten Antonia als konspiratives Luxusbordell nutzt…
Ein fröhlicher Pop-Schlager unterlegt den Vorspann, auf den hin Erotik-Aktrice Sonja Martin direkt ihre erste Nacktszene hat, als sie mit Philipp in ihre Wohnung zurückkehrt. Das Vorspiel der beiden wird jäh vom Postboten unterbrochen, der das mallorquinische Einschreiben mit der frohen Erbschaftskunde überbringt. Auf Mallorca platzt derweil eine Touristenführung in ein Erotik-Fotoshooting. Die Kamera zoomt ultranah auf üppige weibliche Brüste und es wird klar: Subtilität ist Hubert Franks Metier hier nicht. Nachdem Betty auf der Insel gelandet ist, präsentiert „Melody of Passion“ verschiedene Fummelszenen anderer Pärchen, u.a. des Testamentsvollstreckers, der seine sexy Antonia begrabscht. Ihn lernt Betty beim Eisessen kennen, wo er ihr gegenüber das Schloss, das sogar über Personal verfügt, schlechtredet.
Relativ unmotiviert erscheinen ein plötzlicher Überfall auf das Café und Actionszenen mit Autostunts. Betty landet auf der Polizeiwache, erlaubt sich aber einen Scherz mit den Polizisten und flieht – natürlich nackt. Per Anhalter fährt sie zum Schloss, in dem es spuken soll. Frank inszeniert ihre abendliche Ankunft bei Gewitter tatsächlich wie in einem Gruselfilm. Ein spanisches Pärchen sucht dort Unterkunft, Carmen – so der Name der Dame – zeigt sich dabei oben ohne. Völlig zusammenhanglos wirkt die plötzlich zwischengeschobene Szene, in der eine Frau vor einem älteren Herrn strippt und sich auf dem Teppich räkelt. Es stellt sich heraus, dass das spanische Pärchen dort zu leben scheint. Weshalb sich der Mann zu Betty ins Bett legt, bleibt unklar. All diese Absonderlichkeiten sollen einen nach und nach darauf stoßen, dass das Schloss als Bordell fungiert, doch auch mit dem Wissen darüber wirkt das Verhalten der Figuren reichlich schräg. Ein ganz anders Pärchen will nun plötzlich Juwelen aus dem Schloss stehlen und irgendwann lässt sich ein älterer Herr von zwei Damen verwöhnen. Soll das eventuell der Spuk sein, von dem der Testamentsvollstrecker sprach…?
Innerhalb dieser eigenartig sprunghaften Handlung wird kaum etwas weiterverfolgt oder gar auserzählt, die einzelnen Versatzstücke werden mehr schlecht als recht zusammengefügt. Nach und nach wird Betty aus dem Mittelpunkt des Films gedrängt, der damit komplett seinen Fokus verliert. Zwar sieht „Melody of Passion“ schön nach sonnigen Mittachtzigern aus und mutet seinem Publikum durch jeglichen Verzicht auf Sprachbarrieren, Anspruch, Tiefgang oder tatsächlich freche oder provokante Szenen, die außerhalb Prüdistans als solche empfunden werden könnten, wahrlich nicht zu viel zu, ist gerade deshalb aber vor allem eines: strunzlangweilige, dilettantisch inszenierte und geschnittene Hochglanz-„Erotik“ zum Abgewöhnen.