Review

Ob die Vorlage, die wir damals im Englischunterricht besprochen haben genauso flach war? Ich weiß es nicht mehr. Wir waren in jedem Fall mit 13 noch nicht bereit für eine Geschichte wie diese. Dabei müsste sie mich eigentlich komplett in ihren Bann ziehen: Greaser, Socs, die amerikanische Unterschicht der 50ger & 60ger Jahre, Rockabilly, Drive-Ins, Gangrivalitäten, das US-Hinterland, Coming of Age ...mein Gott, wieviele geniale amerikanische Themen werden hier angerissen? Dazu ein unglaublicher Cast, Jugendschauspieler in ihrer coolsten Zeit, Matt Dillon, Tom Cruise, Patrick Swayze, Ralph Macchio..Daraus hätte ein Meisterwerk entstehen können, ja sogar entstehen müssen. Wurde es aber nicht. Und dafür gibt es Gründe:
Zum einen ist es der Kitschfaktor mit dem Coppola an die Vorlage herangeht, zu viele Stereotype, ein plumper Versuch ein Epos, eine Glorifizierung einer Zeit zu erschaffen, dem es letztlich an Figurentiefe und Leben mangelt. Offensichtlich sind die Momente in denen Coppola Sentimentalität versprühen will, doch die wirken so inszeniert, so glatt und vorhersehbar, dass sie den Zuschauer emotional nicht packen können.
Dem Film mangelt es definitiv nicht an einer gelungenen Optik, hier liegen die größten Reize - nicht nur was die Darsteller angeht, die einfach fantastisch in den Film passen, ihre Bewegungen, die Posen umrahmt von einem tollen Soundtrack, der auch auf ganzer Linie überzeugen kann. Auf dieser Ebene kommt Coppola an das mögliche Meisterwerk heran, entwickelt ein Gespür für die Ästhetik dieser Zeit. Aber alles andere, was ein emotionales Jugenddrama ausmacht, bleibt am Ende auf der Strecke. Die Beziehung von Cherry zu den Greasers, die Beziehungen der drei Brüder, die Freundschaft von Johnny und Ponyboy, alles wird angerissen, aber nicht vertieft - alles angedeutet, aber nichts so richtig erzählt. Auch die sozialen Unterschiede werden nur oberflächlich thematisiert - Coppola legt seinen Fokus nicht auf die Probleme amerikanischer Kids der Sixties, auch nicht auf das Gefälle zwischen Stadt und Land, oder die Lebensrealität an den Schulen, all das dient ihm mehr als Mittel zum Zweck. Zu sehr steht die Ikonisierung dieser Zeit im Fokus, viel zu oft schweift der Regisseur ab und widmet sich dem Äußeren, statt dem Inneren der Charaktere.
Damit steht der Film selbst im Kontrast zu seiner Hauptfigur Ponyboy, der, so wird es zumindest auch angedeutet, mehr Sinn und Tiefe im Leben zu Suchen scheint. In diesem Film wird er nicht fündig, aber er sieht bei seiner Suche zumindest gut aus.

6/10

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