Es gibt Filme, die sich keinen Gefallen damit tun auf eine bestimmte Vermarktungs-Karte zu setzen - so auch hier bei "The Return" , der auf verschiedenen Ebenen den Eindruck erweckt, es handele sich um einen Horror-Film im Stil der japanischen Ringu-Filme.
Dabei handelt es sich hier um einen ur-amerikanischen Film, der die USA in einem Licht zeigt, wie es ungemütlicher und verwahrloster nicht sein könnte.Regisseur Asif Kapadia wendet das momentan sehr beliebte Stilmittel an, mit Filtern sämtliches Licht und Farben aus den Bildern zu nehmen, obwohl das gar nicht nötig wäre. Die gezeigten Locations in der texanischen Einöde wirken dermaßen heruntergekommen, daß man erstaunt ist, daß hier noch Menschen leben.
Kapadia gelingt zusammen mit der tristen Optik den amerikanischen Lebensraum als überdimensional darzustellen. Alles wirkt hier riesig und Raum gibt es so sehr im Überfluß, daß scheinbar Niemand etwas wegräumt. Fabrikanlagen, Farmgebäude, Hotels oder Werkstätten - überall liegen alte Autowracks, Müll und andere Materialien herum. Selbst die kleinsten Ansiedlungen haben überbreite Straßen und Plätze, hier stimmen die Dimensionen nicht und wenn wir dann beobachten, wie Joanna (Sarah Michelle Gellar) auf der Suche nach ihren Erinnerungen alleine in diese unwirtliche Umwelt hineingerät, dann wirkt sie wie ein Kind - einsam, verloren, schutzlos.
So beginnt auch der Film, der die 11-jährige Joanna mit ihrem Vater (Sam Shepard) auf einem Rummelplatz zeigt. Sie hat keine Freude daran und versteckt sich ängstlich unter einem Tisch. Vierzehn Jahre später ist sie zwar eine erfolgreiche Vertreterin ihrer Firma, aber ihre Visionen und Ängste haben sie nie verlassen, obwohl sie inzwischen weit entfernt von ihrer Heimat lebt. Spaß oder irgendeine Art Ausgelassenheit existieren in diesem Film nicht, selbst die kurzen Szenen zu Beginn in ihrer Firma wirken düster.
Sarah Michelle Gellar habe ich selten so überzeugend gesehen, gerade weil sie kaum agiert und auch nur äußerst sparsam redet. Sie wirkt völlig in sich gekehrt und ist auch nicht in der Lage mit Worten ihre Situation oder Gefühle zu schildern. Sie fährt mit einem riesigen Dodge Ram durch die Gegend, der in seiner Modernität fast anachronistisch wirkt und der die zarte Gestalt noch kleiner wirken läßt. Gellar ist hier gänzlich anders angelegt als in ihren sonstigen Horrorfilmen, nur in wenigen Momenten bei ihrem Job wirkt sie tough, sonst ist sie fast schüchtern und zurückhaltend, nie wirkt sie, als hätte sie besonders viel Kraft.
Trotzdem bleibt sie ihrer Suche treu und geht vermehrt an Orte, die gefährlich wirken. Doch ihr Antrieb ist nicht energisch, sondern eher hypnotisch und um so näher sie an den Ort ihrer Bestimmung kommt, um so mehr häufen sich Visionen und um so konkreter werden Bilder aus einer Vergangenheit, die im Gegensatz zur Gegenwart die einzigen bunten Szenen in diesem Film darstellen.
Seine Spannung bezieht der Film aus der überzeugenden Atmosphäre und der sich stetig steigernden Verwirrung für den Betrachter, dem immer klarer wird, daß hier damals etwas Schreckliches passiert sein muß...
Der Horror, der hier gezeigt wird, hat mit irgendwelchen typischen Horrorfilmen nichts zu tun - es ist der innere Horror, der Joanna erfaßt, weil sie immer wieder Bilder sieht ,Szenen erlebt und an vertraute Orte kommt, die mit ihrem jungen Leben nichts zu tun haben können. Und weil die Bedrohung immer konkreter wird, je näher sie dem Ursprung der Visionen kommt. Dem Film gelingen dabei verwirrende Szenen zwischen psychischer und physischer Gewalt, bei denen man nie genau weiß, wie real die Gefahr ist.
Für einen so ruhigen Film ist "The Return" erstaunlich kurzweilig, der Storyaufbau und die langsame Steigerung zum "Show-Down" ist angemessen - dazu hat der Film die gesamte Zeit über eine melancholische, fast traurige Stimmung, die nachhaltig berühren kann.
Ich habe bewußt so ausführlich die Qualitäten dieses Films beschrieben, da mir bewußt ist, daß Wenige diese empfinden werden. Denn um sich gegenüber "The Return" öffnen zu können ,muß man sämtliche Vorurteile und auch bewußte Vorgaben der Produzenten ausblenden. Schon das Plakat mit dem geschlossenen Auge bedeutet Nähe zu den japanischen Vorbildern, ebenso der sparsame Titel. So gelungen tatsächlich Gellar hier agiert, so sehr ist sie als Hauptdarstellerin der Prototyp für sämtliche Horrorgenres der letzten 10 Jahre und erzeugt eine entsprechende Erwartungshaltung.
Dazu verwenden auch die Macher einige Versatzstücke, die den Film in die Nähe von Horror-Filmen rücken. So werden immer mal kleine Schock-Effekte eingestreut, die in der Tradition der Ringu-Filme liegen, aber letztlich am Thema vorbei gehen - die Story hätte das nicht nötig gehabt. Auch die Auflösung, die etwas konstruiert wirkt, paßt nicht recht zur sonst überzeugenden Atmosphäre - ein offeneres Ende hätte mir hier besser gefallen.
Fazit : gelungener spannender Psycho-Thriller, der in Machart und Darstellung eine melancholische und traurige Stimmung verbreitet und Sarah Michelle Gellar in einer ruhigen Rolle zeigt, in der sie sehr verletzlich und schutzlos wirkt.
Leider haben die Macher diesem Konzept nicht vertraut und erwecken nach außen den Eindruck, es handele sich um einen Horrorfilm. Doch Horror-Fans werden enttäuscht sein, auch wenn wenige Schockeffekte eingebaut wurden und die Auflösung etwas fantasy-mäßig konstruiert wirkt. Beides schadet dem sonst guten Gesamteindruck.
Mit ein wenig Abstand erkennt man die Qualitäten des Films ,der leider versäumt hat,sie konsequent umzusetzen (7/10).