Rickard ist ein richtiger Versager. Seine Frau hat ihn verlassen, er hat keinen richtigen Job, und sein Sohn Erik, der ein äußerst depressiv veranlagter Einzelgänger zu sein scheint, hasst ihn bis aufs Blut. Rickard verbringt den Großteil seiner Zeit mit Rumhängen, Play Station zocken und saufen, wobei sein leicht gestörter Kumpel Gecko immer dabei ist. Die beiden heruntergekommenen Verlierer bessern ihre Haushaltskasse ein wenig mit dem Drehen von Amateurpornos auf, wobei Rickard Kameramann und Gecko der Hauptdarsteller ist. Zwecks Filmdreh haben sie auch eine junge Frau namens Tess engagiert, deren größter Traum es schon immer war, Pornodarstellerin zu werden, diese Passion ging sogar so weit, dass sie sich die Schamlippen verkleinern ließ, um attraktiver zu wirken. Nun nimmt alles seinen Lauf...
Dieser sehr verstörende und kalte Film aus Schweden ist wohl purer Nihilismus auf Celluloid gebannt. Eine durchgehende Handlung gibt es nicht, man sieht einfach nur diese kaputten Gestalten in ihrem Alltag, welcher von Hilflosigkeit, Tristesse und Verbitterung dominiert wird, und man bekommt als Zuschauer das Gefühl, dass die Lage ausweglos scheint, was sie sicherlich auch ist. Die Protagonisten vegitieren, schreien sich an, besaufen sich und schwelgen in Apathie; es tut sich fast schon ein Mikrokosmos auf, welcher parallel zur eigentlichen Gesellschaft existiert, und nur diese Charaktere beinhaltet.
Hierfür steht zum Beispiel die Szene, in der Gecko Tess mit dem Baseballschläger droht und sie fast zusammenschlägt; sie flüchtet, doch man sieht sie ein wenig später komplett lethargisch im Supermarkt stehen, wo sie Alkohol kauft, den sie dann zu ihren ehemaligen Peinigern (?) bringt, quai als Wiedergutmachung. Sie sagt, dass es ihr in der Welt zu kalt und einsam war, und dass sie deshalb zurückgekehrt wäre. Die Antihelden besaufen sich, Gecko, der ein enormes Potential an unterschwelliger Gewaltbereitschaft- und Verliebtheit aufweise kotzt ihr in den Mund, Rickard randaliert in seiner eigenen Wohnung, und Gecko schläft im Vollrausch in einer Wiese ein, und träumt von einem großen, schönen Kornfeld.
Es ist klar, dass man hier bewusst auf Handlungsstränge und Sympathieträger verzichtet hat, denn dies steht nicht im Vordergrund, es geht nämlich um weitaus existenziellere Gründe. Unterdrückte Homosexualität, Einsamkeit, die Abkapselung des Individuums in der Großstadt (90% des Geschehens findet in Rickards Bruchbude statt), Kindheitstraumata und die Sinnlosigkeit (?) des Lebens. Alle diese Themen werden in diese Menschen hineingestopft und zur Schau gestellt, ohne dabei einen Lösungsansatz darzubieten oder gar moralisch wirken zu wollen. Dies ist natürlich gewollt, es gibt im Leben kein Schema X, nachdem man sein Leben verbessern kann, und eine Moral wäre hier Fehl am Platze. Moodysson möchte verletzen, aufzeigen und schockieren, und das hat er mit diesem Film geschafft.
Der Film bietet einige Zwischenschnitte (wie in Natural Born Killers, nur nicht ganz so realitätsfremd), und dokumentarische Aspekte, was den enorm hohen Grad an Authentizität und Realismus erhöht. Trotzdem ist der Film kalt und traurig, da die geschilderte Gesamtsituation kalt und traurig ist. Moodysson hat es, ähnlich wie der geniale "Subconscious Cruelty", geschafft, den Mensch als solchen in seine Einzelteile zu zerlegen und sämtliche Triebe, Wünsche und Instinkte in Frage zu stellen und ohne Wertung, sondern durch reine Darlegung, zu pervertieren. Deshalb spielt Sex auch eine so große Rolle in dem Film. Etwas Natürliches wird etwas Plastischem (Verkleinerung der Schamlippen), Gewalttätigem (Geckos Gewaltausbruch) und Widerwärtigem (das Erbrechen in den Mund von Tess) gemacht, alles um die menschliche Existenz aufzuzeigen, jedoch nicht unbedingt zu hinterfragen, dies bleibt dem Zuschauer überlassen.
Es gibt kein Happy End, keinen wirklichen Höhepunkt, sondern nur die Charaktere, die, wenn sie wirklich leben würden, genauso weiter machen würden, und somit ist dieses Trauerspiel ein willkürlich herausgegriffener Abschnitt im Leben der Personen, welches wiederum eine Milieustudie abseits des Milieus darstellt.
Fazit: Sehr aussagekräftiger, trauriger und niederschmetternder Film, der absolut nicht jedermanns Sache ist, aber welcher Kino Kontrovers Film ist das schon?