Ein Mann, eine Frau und ihre Therapeutin – 15.09.2007
Drei Oscars, Golden Globes dazu, bester Film in Venedig – aber so ganz überzeugen kann der Streifen rund um die Themen Liebe, Judentum und Therapie nicht, denn dazu hat er zu viele Längen und obendrein auch noch ein reichlich dämliches Ende. Es ist schon seltsam, daß in Amerika anscheinend jedermann einen Therapeuten hat, dem er sein Innerstes offenbart, und sogar der Therapeut geht zum Seelendoktor, um sich dort seine Last von der Leber zu reden. Klar, daß man diesen beliebten Personenkreis irgendwann in einer halbwegs romantischen Liebeskomödie als zentrales Element verbrät. Und sind wir aus Sicht der Produzenten mal ehrlich: Meryl Streep und Uma Thurman garantieren bei diesem seichten Stück Zelluloid einen Kassenerfolg – also warum nicht genau diesen Film drehen?
Warum allerdings das Machwerk mit so vielen Preisen überhäuft wurde, entzieht sich meinem Verständnis. Im Grunde genommen geht es um drei Personen: Rafi, 37, verliebt sich, kaum geschieden, in David, 23. Warum auch nicht, der Altersunterschied spielt zunächst keine Rolle. Doch Rafis Therapeutin ist Davids Mutter, was zunächst allen Beteiligten nicht bewußt ist. Bis dahin funktioniert der Film als Komödie auch noch recht gut. Dann aber, als die Karten auf dem Tisch liegen, schwenkt man um in Richtung Drama, läßt die Liebenden leiden, sich trennen, wieder zusammenfinden, um den Film recht plötzlich zu beenden. Konventionelle Pfade werden dabei beschritten, nichts, was man seit der „Reifeprüfung“ nicht schon einmal gesehen hat.
Meryl Streep alleine als Therapeutin ist sehenswert, in häßlichen Kleidern, mit ganz schlimm einfühlsamen Psychologendialogen, das erinnert an die liebenswerten Damen der Jugend, die immer erst einmal, „darüber reden“ wollten, am besten noch bei einem Tee. Doch Frau Streep allein reicht nicht, um aus der Liebesgeschichte etwas Einmaliges zu machen, denn man hangelt sich ganz nah an bekannten Sujets entlang. Da ist die Beziehung zu Ende, David tröstet sich mit einem Model, das aber bringt Rafi auf die Palme, und als Zuseher fragt man sich spätestens da: Warum? Und wieso sieht Uma aus wie maximal 29? Und wann lernt die Dame die Schauspielkunst? Wo sind der Altersunterschied und damit ein gewisser Ernst erkennbar? Ist ja alles ganz nett anzuschauen, aber doch auch belanglos, halt nur ein weiterer Film aus der schier endlosen Reihe von romantischen Liebeskomödien – nicht schlecht, aber auch nicht oscarreif, daher 7/10.