Ach ja, es gibt doch noch dezente Komödien, wo erst gar nicht von Brüllergarantien geschrien wird oder das übliche Rezept wieder mal instant aufgebrüht wird. „Prime“ aka „Couchgeflüster“ ist so ein Fall (oder Patient, wenn wir hart am Thema bleiben), der einem einen schönen, wenn auch nicht wirklich bedeutsamen Kinoabend bescheren kann.
Zwar steht „Romantikkomödie“ in breiten Lettern drüber geschrieben, aber ganz so peinlich vom Reißbrett, wie man das ja von US-Komödien kennt, ist Ben Youngers zweiter Film nach „Boiler Room“ nun doch nicht geworden.
Gut, die Grundsituation ist klassisches Comedy-Material für Dreiecksgeschichten, in welchen sich frisch geschiedene End-Dreißigerinnen in einen 14 Jahre jüngeren Mann verliebt, der sich dann zufällig und leider auch noch als der Sohn ihrer eigenen Psychiaterin entpuppt.
Woody Allen hätte etwas Typisches draus gemacht, Younger bemüht sich, Komödie mit Charaktertiefe zu mischen und gönnt den Zuschauern etwas, was heutzutage kaum mehr in Mode ist: er lotet seine drei Hauptfiguren richtig schön tief aus. Weder Frau noch Sohn noch Mutter sind hier wortführend oder Beiwerk, alle kommen zu ihrem Recht, der bekannteste Name, Meryl Streep als Psychiaterin sogar noch am wenigsten.
Wer jedoch auf seine Figuren setzt, macht aus Comedy auch immer ein wenig Drama und betont die Romanze, so dass sich der Humor meistens aus der ursprünglichen Dreieckssituation ergibt, in der die Figuren die Wahrheit meist noch umschiffen, bis dann die erste der drei Figuren die Wahrheit ahnt. Von da an wird verschwiegen und sich gewunden.
Das ist erfrischend anders und vor allem ruhig und sorgfältig erzählt – führt jedoch dazu, dass der Komödienteil sich dann komplett in Luft auflöst, als die Katze aus dem Sack ist, nämlich nach gut 60 Prozent des Films.
Von da an gerät es zum Familiendrama mit Romanzenüberhang, der aber weiter ehrlich und ernsthaft mit seinen Figuren umgeht und am Ende sogar ein typisches Happy End zugunsten einer bittersüßen Note aufgibt.
Klischeehaft ist hier nur das (wohl unverzichtbare) Intermezzo, in dem der Jungmann dann doch kindliche Verhaltenszüge (Unordentlichkeit, Konsolenspielsucht) offenbart und die erwachsene Frau mit ihrer Reife nicht dagegen halten will. An diesem Punkt holt die Erwartung die Filmbilder ein, jedoch bleiben Youngers Bilder stets originell, angeführt von einer lebhaften Uma Thurman, einer sehr rabiat-witzigen Meryl Streep und dem noch ziemlich unbekannten Bryan Greenberg, der jedoch herb-sympathisch rüberkommt.
Wenn jetzt noch Greenberg nicht so ungewöhnlich attraktiv wäre und (natüüüürlich) ein begabter Künstler wäre, der einfach nur entdeckt werden muß, dann könnte man auch noch längeren Spaß an „Prime“ haben.
So bleibt nur ein kurzweiliger Filmspaß, der einfach mal „anders“ rüberkommt und deswegen schon versöhnt, jedoch nicht nachhaltig oder denkwürdig im Gedächtnis verbleibt.
Dennoch nach ähnlich gelagerten Werken wie „Wo die Liebe hinfällt“ eine kleine Offenbarung. (7/10)