Review

Es verwundert schon ein wenig, dass Regisseur Roger Nygard („High Strung“, „Suckers“) als Fachmann für Komödien abseits seines Metiers so einen gekonnten Buddy-Actionthriller abliefert, der dann in unseren Breitengraden auch noch kaum Beachtung findet.
Der mit 84 Minuten Nettolaufzeit nicht nur kurz gehaltene „Back to Back“ hat zwar nicht viel mit seinem Vorgänger „American Yakuza“ zu tun, verfügt allerdings über eine professionelle Inszenierung, überraschend innovative Szenenübergänge und gute Schauspieler, weswegen auch Zuschauer außerhalb des B-Publikums einen Blick hineinwagen dürfen.

Denn vor allem Michael Rooker („Cliffhanger“, „Renegade Force“) tut hier das, was er nach wie vor richtig gut kann, nämlich den angepissten, jähzornigen Typen mit dem Herz am rechten Fleck raushängen lassen. Er fristet schon seit Jahren in Hollywood ein Nebenrollendasein, darf im B-Sektor allerdings regelmäßig zeigen was er drauf hat. Dazu gehört neben dem vorzüglichen „Renegade Force“ auch Van Dammes „Replicant“ und eben „Back to Back“, wo er den suspendierten Cop Bob Malone gibt.

Roger Nygard geht die Sache mit einer Portion Ironie an, die den Film wohltuend von seinen Kollegen abhebt. Malone wirft zum Beispiel, anstatt Radio zu hören, eine Beruhigungskassette gegen Stress und Aggressionen ein, demoliert kurze Zeit später aber einen Bankautomaten, weil der seine Karte einzieht und erschießt gleich darauf versehentlich eine ganze Horde Bankräuber, weil deren Fahrer ihm dumm kam. Die Shootouts bieten eine reichhaltige Palette blutiger Shootouts, zelebriert in Zeitlupe und damit im Grunde genauso, wie es der Genrefan auch sehen möchte.

Besonders die hervorragende Montage verschiedener Schauplatze soll „Back to Back“ in den darauf folgenden Minuten aus der breit gefächerten Masse herausragen lassen. Während immer wieder kurz zu der wilden Verfolgungsjagd zwischen der Polizei und dem flüchtenden Bankräuber geschnitten wird, muss Rooker, der seine Waffe ja eigentlich gar nicht mehr so einfach abfeuern darf, sich festnehmen lassen, während zwei Yakuzas in einem Restaurant darauf warten, ihrem Auftragsmord nachzukommen. Doch daraus wird nichts, weil der Flüchtige, vollgepackt mit Sprengstoff dort hineinplatzt und die beiden erst mal kurzen, oder besser explosiven, Prozess mit ihm machen müssen. Beide werden darauf getrennt.

Der angeschossene Hideo (Koh Takasugi) flüchtet angeschossen ziellos durch die Straßen und muss sich mit einigen abstrakten Gestalten (u.a. Leland Orser als Penner im Rollstuhl, „Alien: Resurrection“, „The Bone Collector“), die auch ein Quentin Tarantino gern adoptieren würde, Vorlieb nehmen. Im Grunde verabschiedet er sich damit von der Handlung, für ein paar amüsante Momente darf er allerdings immer wieder auftreten.
Auf der anderen Seite lernt Koji (leider blass: Ryo Ishibashi, „American Yakuza“, „Blue Tiger“) auf dem Revier, wo er nach dem Vorfall hingebracht wird das junge, aufgeweckte Mädchen Chelsea, zufällig Bobs Tochter, kennen. Die wird nebenbei bemerkt von Danielle Harris verkörpert, die so ziemlich jeder Zuschauer kennen sollte, weil sie zweimal vor Michael Myers flüchten durfte und an der Seite von Bruce Willis in „The Last Boy Scout“ eine ähnliche Figur spielte.
Als er während eines Verhörs flüchtet und sich Bob nebst Tochter als Geisel schnappt, ahnt er noch nicht, dass er bald eine ganze Armada von Killern am Hals hat, sondern in Bob auch noch einen Partner findet.

Bis die beiden allerdings zusammenfinden vergeht noch etwas Zeit, die Nygard dann wieder mit treffsicherem Humor auffüllt und zum Beispiel, einen Vater-Tochter-Streit bezüglich des Fernsehprogramms/Musikgeschmacks beimixt. Allemal amüsant umgesetzt, auch aufgrund der guten Darsteller.

Die Actionpassagen sind ausführlich gehalten. Erwähnenswert sind in dieser Hinsicht vor allem zwei Situationen. Zum einen wird Bobs Haus angegriffen und im Verlauf der Konfrontation von beiden Seiten durchlöchert und dank großkalibriger Waffen in Schutt Asche gelegt, zum anderen latschen die beiden final direkt in das Stammrestaurant ihres Widersachers und treten eine tödliche Flucht nach vorn an. Ausgiebige, blutige Shootouts mit maximalem Bodycount sind die Folge. Sicherlich kein Woo, aber deutlich über dem, was man sonst so in diesem Bereich antrifft – auch wegen der Blendgranate.


Fazit:
Gekonnter Mix aus Actionthriller und Komödie mit den typischen Buddyduoelementen, die hier aber weitestgehend Nebensache sind. „Back to Back“ überzeugt neben seinen spielfreudigen Darstellern und der professionellen Inszenierung vor allem durch seine harten Actioneinlagen und dem stimmungsvollen, durch einen braunen Farbfilter hervorgerufenen, Look. Abzüge gibt es lediglich für den „nur“ soliden Plot.

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