Review

Daumenkino für heiratsgeile Minis


Don Bluth konnte sich jahrelang ziemlich gegen Disney und deren (meist unendlich erfolgreichere) Formel behaupten und wehren - mit „Däumeline“ knickte er mehr denn bis dato je ein. Aber hätte er das nicht als Beweis nutzen können, dass er und sein Team den Mauserich und Platzhirsch sozusagen „auf dem eigenen Platz“ hätten schlagen können?! Hätte, wäre, wenn (das tat er dann erst eher mit „Anastasia“) - die Geschichte der kleinen Däumeline und ihrem holprigen Abenteuerweg in die perfekte Ehe mit einem traumhaften Elfenprinzen ist Disney-light at its worst, mit ein paar bizarren bluth'schen Einstreuern, die das Ergebnis zwar interessanter aber im Endeffekt noch unrunder und unnatürlicher erscheinen lassen. Das Schlechteste aus beiden Welten?! Nein, nicht ganz. 

Denn ganz so schlimm wie ich es auf die Spitze schreibe, ist dieses Märchen für die ganz Kleinen (?) dann doch nicht. Selbst wenn sich diese enorme Konzentration auf das Heiraten eher seltsam und indoktrinisch im Bezug auf die doch sehr junge Zielgruppe anfühlt und wohl mein größter Kritikpunkt neben der massiv simplen Geschichte ist. Der Zeichenstil an sich ist grobkörnig aber recht hübsch, einige etwas creepigere Nebenfiguren sind das Salz in einer oft recht lahmen Suppe, manchmal schwingen ghibli'sche Züge mit und mindestens ein Song hat Weltklasse, steht seiner mauserichen Konkurrenz in nichts nach. Es ist eben ein ganz simples Märchen über das Finden des und Glauben an den Richtigen - mit ein paar notgeilen Fröschen und Maulwürfen als Hindernissen. Klingt weird, bleibt soft. U6er-Material, deutlich eher weiblich getönt. Für Erwachsene ist das zu wenig, für Kinder manchmal vielleicht etwas zu düster, selbst für kleine Jungs wohl schon zu feminin, insgesamt ein kurioser, in den besten Momenten skurriler, fast schon etwas kultiger Hybrid - wenn auch (zum Glück) noch nicht der Todesstoss für Bluth und seine Firma, der sechs Jahre später mit „Titan A.E.“ kommen sollte. 

Fazit: fragwürdige Message, launige Entwürfe, ohrwurmige Songs, düstere Geschöpfe und Abzweigungen - und im Endeffekt doch nur ein flacher, kitschiger Wannabe-Disney-Konkurrent. Nicht schwach, aber eher lauwarm. Bluth kann’s besser! 

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