Was ich an „Password: Swordfish“ besonders gut finde (und was anscheinend viele Leute nicht kapiert haben), ist die Entlarvung von Doppelmoral im Denken der Menschen. Das wird schon zu Beginn deutlich, als Gabriel (Travolta) einen Monolog über Erwartungen bei der Filmrezeption hält. Die meisten wollen ein Happy-End sehen, beschweren sich aber wenn der Film konventionell verläuft. Dasselbe gilt für’s Hacken: Stanley (Jackman) konnte vom FBI nur gefasst werden weil die Cops illegal ermittelt haben. Weiterhin wollen alle frei sein und in Frieden leben, aber keine Opfer dafür bringen. Patriotismus wird als etwas Schlimmes angesehen, während der Anti-Terror-Kampf in anderen Ländern verteufelt wird. Und man will sich gern überraschen, aber nicht ablenken lassen, was den Kreis zu den Erwartungen an einen Film schließt. Soviel zum „philosophischen“ Unterbau.
Umgesetzt wird dieser in der Geschichte von Stanley, der um das Sorgerecht für seine Tochter kämpft und zum Bezahlen von guten Anwälten einen Auftrag von Gabriel annimmt. Dabei geht es darum, sich in eine Bank zu hacken, wo ein paar Milliarden rumliegen, die niemand vermisst. Gabriel, der mit einem US-Senator zusammenarbeitet, braucht die Kohle um den internationalen Terrorismus zu bekämpfen. Er rechtfertigt seine Vorgehensweise mit äußerst zynischen Kommentaren, welche die angesprochene Doppelmoral aufdecken. Mit diesem Schlag ins Gesicht kamen die meisten Zuschauer wohl nicht klar, und man vernahm vielerorts moralische Entrüstungen über die Menschenverachtung, die der Film durch Gabriel angeblich transportiert. Bezug genommen wurde dabei vor allem auf den 11. September und das anschließende Vorgehen der USA im Ausland. Das lag wohl daran dass der Film aus dem Jahr 2001 stammt und erst nach den Anschlägen auf die Twin Towers in die Kinos kam, aber er wurde VOR dem 11. September gedreht. Die Kritik wirkt deshalb nur wie dumpfe Anti-USA-Hetze, für die man sich zu Unrecht bei diesem Film bedient hat. Genauso gut hätte man auf „Stirb langsam“ zurückgreifen können (wo ebenfalls Terroristen und Explosionen im Wolkenkratzer vorkommen), was nicht weniger bescheuert gewesen wäre.
Ich für meinen Teil steh auf den Zynismus von Gabriel, und Travolta legt hier meiner Meinung nach die beste Leistung seiner Karriere hin, auch wenn er diese Art von Rolle nicht zum ersten Mal gespielt hat. Der restliche Cast agiert solide, und die Handlung wurde betont cool umgesetzt. Zu einem fetzigen Techno-Soundtrack wird der Lifestyle von Bösewichtern regelrecht zelebriert, und man wünscht sich, den eigenen langweiligen Alltag gegen das neue Leben von Stanley einzutauschen. Die Story ist spannend, und selbst der Familienkram wurde passend darin eingebaut. Zu guter letzt hat der Film einige erinnerungswürdige Szenen zu bieten: die Explosion zu Beginn, der Test ob Stanley als Hacker geeignet ist, seine Arbeit an der 7 Monitore und 7 Netzwerke umfassenden Computerstation, das Rumgeballer von Gabriel mit dem MG sowie die Busfahrt am Ende. Selbst nach mehrmaligem Ansehen flasht der Film mich jedes Mal auf’s Neue, und neben der Action hat er wie gesagt mehrere diskussionswürdige Ansätze zu bieten. Für mich ist das sogar der bisher beste Actionfilm im neuen Jahrtausend, und so kann ich nur 10 von 10 Punkten geben.