Review

Seinerzeit teuerstes Filmprojekt aller Zeiten wagte "Die Brücke von Arnheim" als eine der ersten BigBudget-Produktionen, eine der verherendtsen Niederlagen der Alliierten während des zweiten Weltkriegs auf die Leinwand zu bringen: Das missglückte Landeunternehmen Market Garden im September 1944. Zur damaligen Zeit in erster Linie auch ein kommerzielles Risiko, da das Publikum der 70er Jahre vornehmlich Geschichten mit Happy End gewohnt waren...
Um dem zu begegnen wurde für "Die Brücke von Arnheim" ein internationales Staraufgebot verpflichtet, das bis heute seines gleichen sucht. Um dem Film größtmöglichen Realismus zu verleihen behielt man die Nationalitäten der Schauspieler bei, in folge dessen beispielsweise die Hauptrollen auf deutscher Seite auch von deutschen Schauspielern, freilich auch in Landessprache, gespielt wurden.

Der Film selbst kommt überraschend authentisch und wertneutral daher, alle wichtigen Ereignisse der Operation Market Garden finden Berücksichtigung: Beginnend mit dem Mangel an Transportkapazität auf alliierter Seite, dem Absprung über den Stellungen des II. SS Panzerkorps, dem Übersetzen in Sturmbooten über die Waal bis hin zum verlustreichen Kampf um die Brücken selbst. Hoch anrechnen muss man dem Film zudem die Wiedergabe der tatsächlich geschehenen zweistündigen Feuerpause und das Abtransportieren bzw Versorgen der britischen Verwundeten seitens Angehöriger der Panzer-Divisionen Frundsberg und Hohenstaufen. Nicht nur ein überraschendes Erlebnis für die damaligen Fallschirmjäger (es herrschte allgemein das Bild des eiskalten SS-Schlächters vor) sondern auch für das spätere Kinopublikum - erwartete man doch vielmehr eine typisch-klischee beladene Schilderung der Ereignisse.
Mit zu verdanken ist die Authenzität des Filmes dem Einbeziehen von Veteranen der 82. und 101. US sowie der 1. britischen Fallschirmjägerdivision in die Produktion. Folglich ist die Detailgenauigkeit wie bereits angedeutet beeindruckend: Selbst der Brite mit dem Regenschirm und das kecke Ablehnen einer Kapitulation entspricht den Tatsachen!
Doch kommen wir zu den anderen Aspekten des Filmes: Die Ausstattung ist beinahe ebenso beeindruckend wie das internationale Staraufgebot. Zwar findet man recht wenig originales Kriegsmaterial vor, doch der betriebene Aufwand gleicht diesen kleinen Mangel recht gut aus. Freilich fällt dem fachkundigen Zuschauer sofort auf, dass beispielsweise der deutsche Panzer (anscheinend stand tatsächlich nur einer zur Verfügung) eine kuriose Konstruktion darstellt (selbst ich kann spontan nicht sagen was für ein tendenziell russisches Modell da verwurstet wurde), ebenso wie die angeblich alliierten Jagdbomber, die eine deutsche Pak-Stellung ausradieren (scheinen finnische Jagdmaschinen zu sein)...
Dem Abbrennen einen wahren Actionfeuerwerks tun diese kleinen Abweichungen jedoch keinen Abbruch. Hier wird wirklich jeder Geschmack bedient, sei es durch spektakuläre Explosionen, temporeiche und ausufernde Schiesserreien oder kleine Scharmützel im Hinterhof.
Die Härte eines James Ryan sollte man natürlich nicht erwarten, dennoch kann "Die Brücke von Arnheim" einige durchaus heftige Szenen aufbieten, die für die damalige Zeit wohl in etwa das darstellten was James Ryan heute als realistische Brutalität verkauft.

Trotz seiner enormen Länge von über 160 Minuten stellen Längen oder Langeweile bei "A Bridge too far" ein Fremdwort dar. Die Phasen zwischen den Kampfhandlungen werden sowohl durch gut durchdachte Dialoge als auch durch Erläuterungen der allgemeinen Lage seitens der jeweiligen Kommandeure genutzt, weshalb auch der historisch unbedarfte Zuschauer nie den Überblick über die Ereignisse verliert.
"Die Brücke von Arnheim" sei schlussendlich jedem empfohlen der etwas für Kriegsfilme älteren Datums übrig hat und dabei auf weitgehend authentische, pathosfreie Darstellung der Ereignisse Wert legt.

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