Review

"Die Brücke von Arnheim" ist trotz Staraufgebot (was eigentlich für Heroen-Patriotismus spricht) mein Lieblingskriegsfilm, vermutlich weil er sich nie das Deckmäntelchen einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema umhängt, nicht auf Anti-Krieg macht, sondern seine Botschaft unkommentiert präsentiert, auf das man sich seine eigene Meinung darüber bilde.

Auch ist die Operation Market Garden nicht gerade die bekannteste des 2.Weltkriegs, gewinnt jedoch durch iher Präsentation zusätzliche Bedeutung. Ob die Ereignisse jetzt historisch genau geschildert wurden oder sich dramaturgische Freiheiten genommen wurden (wovon man ausgehen kann), ist dabei gar nicht so wichtig. Es geht vielmehr um die Bebilderung und die recht realistische Schilderung der damaligen militärischen Aktionen.

Dabei stellt sich erfreulicherweise heraus, daß man bei Kriegsfilmen und Allergie gegen Hurra-Patriotismus, am besten einen Engländer auf den Regiestuhl läßt. Attenborough gibt niemandem recht oder unrecht, spielt sich nie als Gerechter oder Rächer auf, sondern inszeniert den Krieg, wie er war. Soldaten auf beiden Seiten, die miteinander kämpfen. Daß dabei die deutsche Seite ein wenig zu kurz kommt (bis auf die Offiziere), ist schon ein wenig schade, denn gerade die Episoden rund um die unteren Dienstgrade sind die unterhaltsamsten im ganzen Film (Caan, Redford).
Allerdings werden die ironischen Bezüge durchaus betont, d.h. leichte Klischees betont. Während die Amerikaner eher draufgängerisch an die Sache herangehen, sind die Briten betont kühl-sachlicher, während die Deutschen ein wenig arg steif ausfallen.
Ansonsten schleicht sich die Botschaft durch die Hintertür herein, wenn Attenborough die Ziele erst als malerische Städtchen zeigt, ehe der Krieg durchzieht und ein Trümmerfeld hinterläßt.

Bedeutenste Aussage ferner ist die leise Kritik an den Allierten, die hier in einer Art Befreiungswettlauf eine riskante und gar nicht mal so gut geplante Invasionsaktion durchführen, die durch die Ignoranz der Vorgesetzten praktisch schon von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, da wichtige Gefahrenpunkte einfach beiseite gewischt werden, zum Unglück der Truppen. Der Krieg als menschenverschlingende Maschine.

So folgt der Film langsam und bedächtig dem auszuführenden Plan, schön schrittweise, damit man den verschiedenen Handlungsorten (drei zu bekämpfende Brücken und die nachrückenden Truppen allein) gut folgen kann. Daß man dabei hinter dem Plan zurückbleibt, kommt nur langsam als Erkenntnis durch.

Die Stars fügen sich hier alle unauffällig in ihre Rollen und geben durch den Bekanntheitsgrad zusätzliches Gewicht ab. Connery ist dabei wieder mal besonders prägend (sein anmaßender Chauvi-Stil, wie üblich), während Bogarde als Arroganz pur glänzt. Gould, Fox und Caine haben offenbar einen Heidenspaß, während Krüger und Schell leider nur Standards spielen dürfen. Caan ist großartig als Sergeant, der einen Arzt zur Behandlung eines Halbtoten zwingt, während Redford in der emotionalsten Episode (er kämpft sich in Booten mit seiner Kompanie unter Beschuß über den Rhein und nimmt eine Brücke ein) das größte "Jawoll!"-Gefühl auslöst. Allerdings hat er dafür auch massig Kohle kassiert (eine Million, wie man hört). Ausgezeichnet auch Anthony Hopkins, den man unter seinem Schnurrbart erst nicht erkennt.

Sicherlich ist seine Aussage stark anfechtbar, doch Attenborough gelingt die Schilderung einer gewöhnlichen Kriegsepisode mit der Umsetzung in intensivste Bilder und gibt der gescheiterten Mission am Ende dann den Todesstoß, wenn Bogarde behauptet, schon immer an einen Mißerfolg geglaubt zu haben, und "Market Garden" als kleines Hindernis im fast gewonnenen Krieg abtut. Dagegen zeigt die Kamera dann zerklüftete Landschaften und leise singende halbtote Soldaten vor einer ausgebombten Ruine.

Allerdings empfehle ich, vor Ansicht im TV herauszufinden, wie lang die jeweilige Fassung ist. Das Original ist 175 Minuten lang, aus dem die Anstalten gern bis zu einer halben Stunde herausschneiden, durch die sowohl der epische Atem, als auch viele Zusammenhänge verloren gehen. Ein Epos ohne Helden und doch voll davon. Seltenheitswert. (9/10)

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