"Die Brücke von Arnheim" zählt wohl zu den Klassikern seines Genres. Zwar wird der Krieg in diesem Epos nicht in all seinen Grausamkeiten geschildert, wie es die meisten heutigen Filme tun, dennoch wirft er ein kritisches Licht auf die immer unter dem Krieg leidende Bevölkerung. Zeitweise macht es allerdings den etwas überholten Eindruck, als wolle man bewusst eine gewisse Ehrenhaftigkeit der verfeindeten Kriegsparteien gegenüber ihrem jeweiligen Feind darstellen. So billigt der deutsche Generall selbstverständlich die Evakuierung der englischen Verletzen und gibt auch bereitwillig Schokolade an einen englischen Gefangenen, um diesen zu trösten. Solche Gesten entsprechen wohl kaum einem realistischen Kriegsablauf.
(Anmerkung Onkel: Genau so war es aber. Eines der wenigen Beispiele von Menschlichkeit der späten Kriegsjahre, hier der Waffen-SS)
Der Film ist jedoch trotzdem jedem zu empfehlen, nicht zuletzt wegen seines enormen Aufgebotes an namhaften Schauspielern: Sean Connery, Anthony Hopkins, Gene Hackman, Robert Redfort, Michael Cain, Hardy Kruger und Maximilian Schell geben in diesem Klassiker gute schauspielerische Leistungen zum Besten.
Die wohl heutzutage nur noch in älteren Viedeotheken erhältliche deutsche Verleihfassung wurde für eine Veröffentlichung massiv an Handlung gekürzt. Eine Szene in dem, für sein Genre relativ unblutigen, Streifen erweckt aber auch den Eindruck von Gewaltzensur. Da nicht nur die Gewalt an sich entfernt wurde, sondern gleich die gesamte Szene, könnte man vermuten, dass hier nach dem Schema "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen" gleichzeitig Handlung als auch Gewalt entfernt werden sollte, um so die FSK-12 Freigabe zu garantieren.
Zudem wurde die Verleihfassung aufs Übelste mittels des "Pan & Scan" Verfahrens von einem urspünglich im 1:2,35 gedrehten Format in, ein noch dazu stark abgedunkeltes, 4:3 Bild verwandelt. - Demnach fehlen der Verleihfassung gute 40 % des Originalbildes.
Wer den Film aber auf Deutsch sehen will, wird in den meisten Fällen ohnehin auf eine TV-Ausstrahlung zurückgreifen müssen, da der Film auf Grund seines Alters nur noch in wenigen Videotheken verfügbar ist. Problematisch dürfte dies allerdings nicht sein, da der Film in regelmäßigem Abstand von ARD und den Dritten Programmen (öffentlich rechtlichen Sendern = ö. R.) ausgestrahlt wird. - Aus diesem Grund wurde auch diese Fassung in den Vergleich mit einbezogen. Zunächst sei gesagt, dass die ö. R. Fernsehfassung schon alleine aufgrund ihres wesentlich helleren und nicht bis zum Excess herangezoomten Bildes (das Format dürfte ungefähr 1:1,66 sein) sowieso die bessere Wahl darstellt.
Die ö. R. Fernsehfassung ist weitreichend identisch mit der Verleihfassung, wurde jedoch leider in einer weiteren Szene gekürzt. Diese Szene ist allerdings für die Handlung nicht weiter von Bedeutung und wurde höchstwahrscheinlich nur auf Grund einer beschädigten Vorlage entfernt.
Der Film lief aber aber auch Mitte der 90er Jahre im Vormittagsprogramm des Privatsenders RTL (Osterzeit) und wurde nocheinmal nachträglich massiv um die Gewaltszenen zensiert. So fehlte hier zum Beispiel das erschiesen der Oma oder wie das Blut des verwundeten Soldaten auf den Teppich tropft. Auf diese Fassung gehen wir in diesem Schnittbericht aber nicht weiter ein.
Anzumerken wäre noch, dass die US-DVD zwar nur einen englischen Audiotrack besitzt, jedoch sämtliche Szenen auf deutscher Kriegsseite aus Authentizitätsgründen auch in Deutsch gehalten sind.
Verglichen wurde also die PG-13 DVD aus den USA mit der deutschen FSK-12 Verleihfassung und einer TV-Ausstrahlung von ARD
Die Zeitangaben richten sich nach der ungekürzten US-Fassung
Verleihfassung: 15 Schnitte = 12 Min. 32 Sec. Unterschied
TV-Ausstrahlung: 16 Schnitte = 12 Min. 45 Sec. Unterschied
gemeinsame Schnitte der TV- und Verleihfassung:
0.34.10
Major Fuller, der Mann, der zuvor den Tiefflieger losschickte, um Arnheim auf Panzeraktivitäten zu untersuchen, geht alleine im Park spazieren. Ein weiterer Offizier stößt zu ihm. Sie setzen sich nach kurzem Gang auf eine Bank. Der Offizier entpuppt sich als Arzt und erklärt Major Fuller, dass man der Meinung ist, er bräuchte eine Pause. Major Fuller ist den Tränen nahe, da durch das Drängen des Arztes zu erkennen ist, dass man ihn zur Ruhe bringen will. Major Fuller erklärt dem Artz, dass er nichts verpassen will und ob es nicht gestoppt werden könnte, der Arzt jedoch verneint dies. Anschließend steht der Artz auf und geht weg, Fuller bleibt noch kurz sitzen und folgt ihm dann.
(121 Sec.)
0.41.42
Nachdem die Flugzeuge der Alleierten abgehoben haben, fehlt eine Szene, in der Menschen in einer Kirche beten. Während sie beten, überfliegen die Alleierten das Dorf. Durch den Lärm werden die Kirchgänger gestört, einige von ihnen verlassen neugierig die Kirche. Dann sieht man die Flugzeuge von unten über das Dorf fliegen.
(51 Sec.)
0.54.20
Amerikanische Soldaten rennen durch einen Wald. Es sind Schüsse zu hören und ein Amerikaner geht in Deckung. Er schaut über einen kleinen Abhang und entdeckt einen deutschen Soldaten an einem MG. Zugleich entdeckt der deutsche Soldat ihn und will sofort feuern. Der Amerikaner hebt ebenfalls sein Gewehr, ein Freund erschießt den Deutschen jedoch rechtzeitig.
(40 Sec.)
1.17.27
Die zwei Briten mit dem Flammenwerfer, die den MG-Stand der Deutschen auf der anderen Brückenseite zerstören sollen, laufen unter der Brücke durch zum anderen Ende, dabei unterhalten sie sich unterwegs ein bisschen. - Der eine redet zu viel, sein Kamerad sagt ihm er solle ruhig sein.
(62 Sec.)
1.24.27
Nach der Schlacht folgt eine kurze Szene in dem von den Briten besetzten Haus, in der man die Hausbesitzerin und ihren Sohn sieht. Im Hintergrund wird ein Verwundeter in der Küche behandelt, die Frau weint. Der britische Kommandant entschuldigt sich kurz bei dem Sohn, dann geht er.
(16 Sec.)
1.29.21
Es fehlt eine Unterhaltung zwischen dem polnischen Kommandanten (Gene Hackman) und einem Mann im Anzug. Hackman fragt warum seine Männer nicht endlich starten können, woraufhin der Mann ihm erzählt, dass Nebel über den Landezonen hängt. Hackman schlägt eine andere Flugrute vor, doch der Mann will das Risiko nicht eingehen, da der Nebel sich bewegen könnte.
(76 Sec.)
1.43.30
Nachdem Connery den Panzer beobachtet hat, sieht man ihn noch einmal im Sitzen.
(Szenenwechsel) Anschließend schieben Soldaten in der Abenddämmerung die Brücke, welche die von den Deutschen gesprengte ersetzen soll, unter lautem Quietschen, ins Wasser. Der Kommandant steht auf der Brücke mit einer Zigarre im Mund und gibt Anweisungen, dann rennt er an das bereits im Wasser liegende Ende der Brücke. (Schöne Aufnahmen)
(insgesamt 48 Sec.)
1.58.59
Bevor der deutsche Soldat mit der weißen Fahne den Briten anbietet, das Blutvergießen durch eine Kapitulation der Briten selber zu stoppen, fehlt wie der britische Kommandant durch das von ihnen besetze Haus läuft. Er geht zwischen vielen Verwundeten, die auf der Treppe sitzen, hindurch und dann auf den Balkon.
(29 Sec.)
2.08.03
Ein amerikanischer Soldat fährt mit einem LKW durch eine Fahrzeugkolonne. Er muss anhalten, weil ein brennendes Fahrzeug aus dem Weg geräumt wird.
(23 Sec.)
2.19.32
Nachdem Major Cook (Robert Redfort) über den Fluss gesetzt hat und anschließend erfolgreich die andere Brückenseite eingenommen hat, felt eine Schlacht in dem noch 18 Km entfernten Arnheim. Hier kämpfen die unterlegenen Briten mit den Deutschen zwischen den Trümmern der bereits völlig zerstörten Stadt - teilweise Mann gegen Mann.
(24 Sec.)
2.20.09
Ein Soldat schaut vorsichtig aus einer Häusernische hinaus, dann kommt ein zweiter Soldat zum Vorschein. Der zweite Soldat rennt kurz darauf los, wird in den Trümmern jedoch von einer Granate getroffen. Sofort rennt sein Begleiter los, aber auch er wird getroffen und fällt blutverschmiert auf die Eingeweide seines Freundes.
(20 Sec.)
2.25.15
Es fehlt die kurze Aufnahme eines am Kopf verletzen Soldaten am Funkgerät, dann schwenkt die Kammera nach rechts und ein Feldarzt kommt in den Keller. Er will den am Bein verletzten Kommandanten behandeln. Der Arzt versucht ihm den Stiefel auszuziehen, der Kommandant jedoch schreit vor Schmerz. Nach einer kurzen Diskussion überzeugt der Kommandant den Arzt wieder zu gehen.
(Szenenwechsel) Bevor man das Auto auf der Brücke von weitem sieht, fehlt eine Aufnahme des in dem Auto sitzenden deutschen Generals
(insgesamt 58 Sec.)
2.31.26
Nachdem die Frau dem Verwundeten vorgelesen hat, sieht man den Arzt. Gerade wird ein Verwundeter auf einer Trage weggetragen, aber sofort wird ein neuer auf den Tisch gelegt, dann kommt die Frau zu ihm und sie unterhalten sich kurz.
(27 Sec.)
2.32.14
Das Hotel, in dem die Briten ihr Hauptquartier errichtet haben ist hart umkämpft, überall schlagen Granaten in die bereits völlig zerstörte Umgebung ein. Ein britischer Feldarzt verbindet vor dem Hauptquatier einen Kameraden. Dann kommen Sanitäter, um die Verwundeten wegzutragen. Ein weiterer Sanitäter ist zu sehen, der einen am Bein schwer verletzten Soldaten auf dem Rücken trägt. Der Verletze verlangt von dem Sanitäter Morphium, dieser antwortet mit beruhigender Stimme, dass Morphium nur für die Schwerverletzen sei. Ver Verletze erwidert mit gelassener Stimme, dass er dachte er wäre schwer verlezt.
(35 Sec.)
2.42.58
Nach der britischen Einsatzbesprechung zum Rückzug, schleichen die Briten länger durch einen Wald (es regnet stark). Unterwegs treffen sie einen deutschen Wachposten. Sie gehen kurz in Deckung, beschließen dann aber weiterzugehen.
(122 Sec.)
zusätzliche Schnitte der ö. R. TV-Fassung:
1.40.22
Der Soldat, der den Arzt mit vorgehaltener Pistole gezwungen hatte wenigstens nach seinem Freund zu sehen, wartet länger auf das Ergebnis der Operation. Nachdem er aufgewacht ist, holt er ein Päckchen Zigaretten heraus und zündet sich mit einem Feuerzeug aus seiner Innetasche eine an.
(14 Sec.)
Anmerkung zur oben beschriebenen Szene bei 1.40.22
Die TV-Fassung setzt hier eine Sekunde früher ein als die Verleihfassung und ist demnach in dieser Szene auch eine Sekunde länger als die Verleihfassung.
(47 statt 48 Sec.)
Sebastian Schwi. aka "Glogcke"
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