Die Idee Handlung in Echtzeit ablaufen zu lassen ist seit Kiefer Sutherlands „24“ mehr als nur aktuell, wurde aber schon vor fast zehn Jahren von Regisseur John Badham umgesetzt. Nun, ein außergewöhnlicher Regisseur war der Mann, der für durchschnittliche Kost wie „Point of no Return“ oder „Drop Zone“ verantwortlich ist, nie und so ist auch „Nick of Time“, trotz starker Idee, ein durchschnittlicher Genrefilm, aus dem nicht das volle Potential geschöpft wird.
Die Prämisse allein ist hier schon alles andere als glaubwürdig, da Bad-Guy Christopher Walken, anstatt einen Profikiller anzuheuern, sich am Bahnhof den von der Beerdigung seiner Frau zurückkehrenden Johnny Depp zwingt, die sich ganz in der Nähe befindliche Senatorin innerhalb von 90 Minuten zu ermorden, da sonst seine mitgereiste kleine Tochter sterben muss.
Überkonstruiert, aber recht spannend ist die Situation zwar, aber Badhams Chance liegt in der Direktheit des Plots, denn für große Ausschweifungen bleibt hier keine Zeit. So sucht Gene Watson (Johnny Depp) verzweifelt nach einer Lösung, muss aber feststellen, dass Smith (Walken) ihm ständig auf die Finger guckt und jede Kontaktaufnahme zu anderen Personen unterbindet.
Reichlich mysteriös wird es, als sogar die Security-Männer des Zielobjekts mit Watson unter einer Decke stecken und die engsten Vertrauten als Drahtzieher hinter dem geplanten Attentat zu stecken scheinen. Ein Warum und Wieso spart sich der Film dabei aus, also nicht zu weit versuchen mitzudenken.
Depp bleibt dabei leider recht blass, während Walken, hier mit dickem Schnauzer, auch nur sein Standardrepertoire herunterspulen muss, um als Unsympath durchzugehen. Gepunktet wird eher in den Nebenrollen wie der von Charles S. Dutton als schwerhöriger Schuhputzer und Kriegsveteran.
Gehetzt wird in ordentlichem Tempo während dieser 90 Minuten von Location zu Location, denn das Programm der Senatorin ist straff, der Zeitplan eng kalkuliert und Depp nicht der Killer, für den Walken ihn gehalten hat. So ist der Aushilfskiller auch mehr damit beschäftigt einen Plan zu entwickeln, wie er heil aus der Sache herauskommt, ohne jemanden erschießen zu müssen.
Richtig Laune macht das Gefühl, sich in einer schier aussichtlosen Lage zu befinden und eine Lösung unmöglich erscheint, da Walken nicht nur beste Kontakte, sondern auch perfekte Überwachungsmöglichkeiten und eben das nicht zu verachtende Druckmittel in der Hand hat. Dazu ticken die Uhren in Close-Ups munter vor sich hin und die Schweißperlen mehren sich.
Umso enttäuschender fällt der konventionelle Schluss aus, dem der letzte Kniff dann leider abhanden kommt und nur typische Genrekost präsentiert. Als wäre der außergewöhnliche Verlauf schon genug gewesen…
Fazit:
„Nick of Time“ ist ein ordentlicher Thriller, der mit einer nicht alltäglichen Idee aufwarten kann. Starke Logikschwächen im Drehbuch, fehlende Erklärungen, eine mittelmäßige, zu einfallslose Inszenierung und ein nur durchschnittlicher Johnny Depp machen den Film aber maximal zu einer „Direct to DVD“ – Produktion. Genrefans, wie Leute die 90 Minuten Kurzweiligkeit brauchen, können hier zugreifen, auch wenn es für den großen Wurf nicht reicht.