Nachdem Robert Schwentke nach dem düsteren "Tattoo" weithin schon als deutscher David Fincher gehandelt wird, hatte er mit "Flighplan" nun die Chance sich auch auf internationalem Parkett zu beweisen. Kurz und bündig: Diese Herausforderung hat er auch ganz gut gemeistert, wenn gleich die Kritikpunkte hier etwas deutlicher ins Gewicht fallen als noch bei "Tattoo".
Ähnlich letztgenanntem Werk ist auch "Flightplan" wunderbar düster umgesetzt und nutzt mit dem plötzlichen Verschwinden eines Kindes während eines Interkontinentalfluges das räumlich stark begrenzte Szenario eines (fiktiven) Superjets für zumindest eine Stunde sehr stimmiges Spannungskino. Der Zuschauer tappt hierbei zunächst ebenso im Dunkeln wie "Panic Room"-Mutter Jodie Foster. Doch die alles entscheidende Frage, ob alles nur traumatische Einbildung oder das Verschwinden tatsächlich real ist, erfährt nach etwa einer Stunde hektischer Sucherrei mit allerlei Verdächtigungen und Mutmaßungen eine doch etwas arg banale Auflösung - oder besser Wendung. Regisseur Schwentke führt zur Überraschung aller seinen Flugplan im folgenden leider zu einem sehr konventionellen Ende.
Packend, actionreich und unterhaltsam ist sicherlich auch diese gewählte Variante aber trotzdem trauert man als Zuschauer doch merklich der Tatsache nach, daß man hier noch wunderbar mit dem Mysterygenre hätte spielen und die Spannung noch bedeutend höher hätte schrauben können.
Ich frage mich immer noch, wieso man hier unbedingt einen solch direkten Weg einschlagen musste, wo man doch gerade so schön für Verwirrung und Panik an Bord gesorgt hat. Diese Frage bohrt vor allem deswegen, weil die gesamte Auflösung - so unterhaltsam sie für sich selbst genommen auch sein mag - schlicht nicht mehr stopfbare Logiklöcher in die Story reißt. Bis zu einem gewissen Grade ist dies bei einem reinen Unterhaltungsfilm zweifelsohne immer verschmerzbar aber hier wundert man sich mit dem Abspann doch recht erheblich, wie es doch so überproportional krass kommen konnte. Kurioserweise hätte es gleich mehrere, geradezu lächerlich einfache Wege gegeben, die Geschichte zumindest in logischer Hinsicht halbwegs nachvolluziehbar zu beenden, so beispielsweise durch den tatsächlichen Tod einer gewissen Person, welcher rückblickend auch die meisten Reaktionen von Crew und Besatzung zufriedenstellend erklärt hätte. Oder ist es gar so und Schwentke führte nur allzuviele Zuschauer mittels einer Einbildung an der Nase herum? Raum für Spekulationen ist, ohne direkt spoilern zu wollen, im Hinblick auf vollkommende Bewegungslosigkeit bis zur finalen "Kofferraumszene" meiner Ansicht nach durchaus noch gegeben...
In handwerklicher Hinsicht ist Robert Schwentke jedenfalls schon einmal der Sprung nacg#h Hollywood geglückt: Wunderbar kalt ausgeleuchtete Flughafenhallen, sterile Flugzeugkulissen und allgemein nächtliches Szenario sorgen für eine absolut gelungene Atmosphäre, die durch das ebenfalls überzeugende Spiel der Darsteller tatkräftig unterstützt wird. So weiß man ja schon seit "Panic Room", daß Jodie Foster sich und ihr Kind in klaustrophobischen Gefahrensituationen sehr überzeugend zu schützen weiss. Ganz genauso kommt es dann auch, wenn Jodie die Ärmel hochkrämpelt und jeden Versorgungsschacht des Jets auf den Kopf stellt. Aber auch Peter Sarsgaard als undurchsichtiger Sky-Marshall und "Herr der Ringe"-Star Sean Bean im Part des rational denkenden, stets cool bleibenden Kapitäns gefallen - wenn gleich letzterer inhaltich nicht so sehr im Vordergrund steht und somit auch nicht allzuviel Screentime besitzt.
Fazit: Wäre hier das Drehbuch durchdachter gewesen oder hätte man sich gleich für eine andere Auflösung entschieden, "Flightplan" würde zweifelsohne zu den Spannungshighlights der letzten Jahre zählen. So bleibt letztlich "nur" ein technisch sehr überzeugend gelungener Thriller, der bis zur letzten Minute fesselt aber eben seiner unverhältnismäßigen Logiklöcher wegen doch nicht der ganz große Wurf ist. Der obligatorische Applaus nach der Landung ist eher verhalten...