Review

Nachdem Wes Craven dieses Jahr schon Rachel McAdams und Cillian Murphy in "Red Eye" ins Flugzeug steigen ließ und die Protagonistin in eine ausweglose Situation verfrachtete, muss nun auch Jodie Foster ("Panic Room", "Anna and the King") unter der Regie unseres Landsmannes Robert Schwentke, der für den deutschen "Se7en"-Verschnitt "Tattoo" verantwortlich zeichnet, ins Flugzeug. Allerdings wird sie da nicht erpresst, sondern ihre Tochter verschwindet Julianne Moore like - nur diesmal nicht auf der Erde, sondern weiter oben; da, wo es auch Moores Tochter hinführte. Allerdings ist die Auflösung dieses Mal ein ganzes Stück besser als der Lachkrampf auslösende Blödsinn bei "The Forgotten". Anders und besser heißen aber nicht gleich gut wie man am Ende der 90 Minuten in der neu konstruierten 474 von Foster realisieren muss...

Nach dem Verlust ihres Mannes, der vor einer Woche bei einem Sturz vom Dach ums Leben kam, will die Flugzeug-Ingenieurin Kyle Pratt (Jodie Foster) mit ihrer 6-jährigen Tochter Julia (Marlene Lawston) von Berlin in die USA fliegen. Koffer verstaut und total übermüdet legen sich die beiden in die hinteren, unbesetzten Reihen, um kurze Zeit zu schlafen. Als Kyle erwacht, fehlt jede Spur von ihrer Tochter. Sie macht sich auf die Suche, anfangs noch in dem Glauben, dass sie nur andere Kinder zum Spielen fand. Doch sie bleibt verschollen, auch als die Crew beginnt, ihr zu helfen und ebenfalls das komplette Flugzeug auf den Kopf zu stellen. Alle halten sie für verrückt, doch sie ist sich sicher: Jemand hat sie entführt und sie versteckt. Doch wo soll sie sein? Und wer soll sie hier in der Menschenmenge gefangen haben?

Die Story klingt erstmal ähnlich spannend wie es vor geraumer Zeit bei "The Forgotten" der Fall war. Hatte dieser das Problem, durch das bescheuerte Ende alles zu versauen, versaut es sich „Flightplan“ durch das Fehlen jeglicher Spannung. Nachdem Kyle festgestellt hat, dass ihre Tochter verschwunden ist, beginnt sie und bald die Besatzung das ganze Flugzeug zu durchsuchen. Ohne Erfolg vergehen hier etliche Minuten, in denen gesucht wird, noch mehr gesucht wird, die Verfassung der Frau in Frage gestellt wird, sie Tränen vergießt, noch mehr Tränen vergießt, alles ohne den Hauch von Spannung. Als die erste Bombe de surprise gezündet wird (leider aus dem ersten Trailer bekannt), nämlich, dass ihre Tochter ebenfalls vor kurzem verstorben ist, als ihr Mann sie mit vom Dach riss, als er Selbstmord beging, glaubt ihr keiner mehr. Also muss sie sich alleine auf die Suche machen und dabei dem Piloten sowie dem Sky Marshal Carson (Peter Sarsgaard; "The Skeleton Key") ausweichen und entfliehen. Hier kommt der anfangs auf der Nulllinie verlaufende Spannungsbogen endlich mal zu seinem Namen: Bogen. Denn langsam, sehr, sehr langsam, beginnt die Linie anzusteigen und es kommt ein wenig Fahrt in die Sache. Fluchtversuche, die aber leider wieder in einer Suche enden - nur diesmal halt alleine. Nach einem kleinen Anstieg also wieder konstantes Geradeauslaufen im Tal der Spannung. Viel mehr passiert dann auch nicht in den ersten 60 Minuten. Erst wenn sich der Showdown dann genauso gemächlich ankündigt, wird es tatsächlich spannend.
Die Auflösung ist aber zeitgleich absolut langweilig und ohne Höhepunkte. Ein wirklicher Knall wird vermisst, es wird mit einer 08/15-Lösung gedient und der Durchschnittszuschauer wird zufrieden gestellt. Erfahrene Kinogänger langweilen sich aber weiterhin im Sessel. Dennoch wird es etwas rasanter und spannender. Dafür, dass man die Dialoge theoretisch aber mitsprechen könnte, ist es nur ein schwacher Trost - aber immerhin.

Die Logik wird hierbei dann aber komplett über den Haufen geworfen - Glaubwürdigkeit ist dann sowieso schon lange verflogen. Rückblickend, wenn man den Abspann betrachtet und das Gesehene Revue passieren lässt, ist das alles stark überkonstruiert und es driftet fast ins Lächerliche. Schön und gut, dass man dem Zuschauer falsche Fährten legen wollte, aber solche Fährten müssen auch nach dem Ende tragbar sein. Das ist hier nicht der Fall. Ohne groß spoilern zu wollen, nenne ich dafür mal einige Beispiele: die Araber, die natürlich keine Terroristen sein dürfen, erst recht nicht nach dem 11. September, und die Tatsache, dass keiner das Kind vorher realisierte, sind nur die Spitze des Eisbergs. Ein Film wie "Haute Tension": am Ende besser nicht an den Anfang denken und mit dem zufrieden, oder auch nicht, sein, was man hier gerade bekommen hat.

Jetzt ist es an der Zeit, die Spoilerwarnung auszupacken, da ich meinen Unmut zum Ende noch loswerden möchte, also: SPOILER folgt. Der Plan der Entführer ist so absurd, dass man sich fragt, wer auf solch eine Idee kommt. „Kyle möchte mit niemandem aus der Crew sprechen.“ – sehr glaubwürdig. Dass sich der eine Teil der Entführer dann aus dem Staub macht und einfach so aus dem Rennen scheidet – noch weitaus glaubwürdiger. Da werden 50 Millionen $ erpresst und wenn’s heikel wird, macht man sich sofort aus dem Staub. Dennoch kann man sich des Gefühls nicht verwehren, dass der Plan der Entführer einfach zu gewagt und schwierig erscheint. Eine einfachere Lösung wäre hier für die beiden sicherlich drin gewesen. Immerhin hat der Feuerlöscher endlich mal ein bisschen Wirkung. SPOILER ENDE

Zu Gute halten muss man dem Film aber dennoch ein paar Sachen. Zum ersten ist das Set des neuen Luxusfliegers wunderbar geeignet und das komplett nachgebaute Flugzeug versprüht tatsächlich Atmosphäre. Düster, trist und sehr kühl streckt sich das Szenario über mehrere Etagen und bietet einige Plätze zum Verstecken.

Und auch Jodie Foster gebührt das Lob. Als verzweifelte Mutter, die alles für ihr Kind tun würde und alle Warnungen und Anweisungen missachtet und sich selbst auf die Suche begibt, in der letzten Hoffnung, ihre Tochter zu retten, sah man sie schon vor drei Jahren in einer ähnlichen Rolle in "Panic Room". Hier setzt sie das grandios fort.
Auch Peter Sarsgaard als ruhiger Gegenpol zu Foster passt, bleibt aber zum Schluss ein wenig zu ruhig und emotionslos. Die Stewardess Erika Christensen („Swinf@n“) fliegt irgendwo im Durchschnitt sowie der Rest, dem in dem fast schon zu einer One-Woman-Show verkommenen Film kaum Screentime zugestanden wird.

Der Flugplan wurde leider nicht eingehalten, sodass die Passagiere, die Zuschauer, eher mit schlechten als mit rechten Gefühlen das Flugzeug, den Kinosaal, verlassen werden. Ein langweiliges Drehbuch, das kaum Spannung zulässt und wenig nennenswerte Überraschungen und Wendungen parat hält, langweilt den Zuschauer zu schnell, als dass dieser sich auf einen packenden Thriller einlassen kann. Die Auflösung ist zwar ein gutes Stück vor "The Forgotten" und dessen Auflösung, allerdings auch ein gutes Stück hinter glaubwürdig oder befriedigend. In der Szene, in der Foster aus dem Flugzeug steigt, ist das Lächerlichste noch die Musik, die an Schmalz kaum noch zulegen könnte - grässlich. Ich will es aber nicht an dieser Kleinigkeit aufhängen, dass es hier nicht für den Genrethron, Gott bewahre, reicht. Schwentke hatte schon mit „Tattoo“ bewiesen, dass er düstere Thriller schaffen kann - in Deutschland. Hollywood ist da zur Zeit wohl noch eine Nummer zu groß, auf dem richtigen Weg ist er aber, was die ab und an durchschimmernde Spannung zeigt. Jetzt braucht er nur noch ein vernünftiges Drehbuch und dann wird das was. Jodie Foster gibt ihr Bestes und versucht an "Panic Room" anzuknüpfen, was ihr auch perfekt gelingt. Ein wenig von "Panic Room in the Sky" hat das hier schon (der Einsatz von Zeitlupeneffekten erinnert auch an eben diesen Film) - nur mit einem deutlich reduzierten Action- und Spannungsanteil. Als toughe Powerfrau, die sich über alle Regeln hinwegsetzt, sorgt sie hier aber für den Glanzpunkt des Films. Aber trotzdem: lieber noch mal das Psychoduell Murphy/McAdams begutachten, denn das war weitaus spannender...

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