Review

Schon zwei Jahre nachdem Sam Peckinpah mit „Cross of Iron“ einen der denkwürdigsten Antikriegsfilme schuf, erkannte man hierzulande das Potential einer Fortsetzung und ersann den eigentlich völlig überflüssigen „Steiner - Das eiserne Kreuz, 2. Teil“ für den weder Peckinpah selbst noch sein Hauptdarsteller James Coburn („Todesmelodie“, „Pat Garrett and Billy the Kid“) zu bekehren waren.
Teil Zwo trägt nämlich die typischen negativen Züge einer kommerzorientierten Fortsetzung und da ist die Neubesetzung ihrer Kernfiguren noch das kleinste Problem. Peckinpahs Intention die hässlichste Fratze der Bestie Krieg zu zeigen, wird hier gegen ein hollywoodeskes, konventionelles Kriegsspektakel ausgetauscht, das den typischen Traditionen eines Sequels folgt. Alles muss teurer und spektakulärer aussehen, es müssen mehr Stars an Bord sein und zwecks Gewinnsteigerung der Konsum so sehr wie möglich vereinfacht zu werden. Deswegen verdient der Film die Vorsilbe Anti auch nicht mehr.
„Steiner - Das eiserne Kreuz, 2. Teil“ ist ein Kriegsabenteuer mit scheinheiliger Soldatenromantik, viel zu ironischen Dialogen und äußerst plakativen Figuren.

Auch wenn die Fortsetzung den Ansprüchen des Originals in keiner einzigen Szene ansatzweise gerecht wird, so funktioniert der Streifen auf dieser Ebene doch noch soweit, dass man ihn als unterhaltsames Genrewerk einordnen kann, auch wenn die einzigen Bezüge zum Erstling die Namen der Charaktere bleiben und selbst die hätte man abändern können.
Der britische Regisseur Andrew V. McLaglen, ein Mann der sich vorher und auch nachher mit Filmen wie „ The Devil's Brigade“, „The Wild Geese“, „The Sea Wolves: The Last Charge of the Calcutta Light Horse“ oder „The Dirty Dozen: The Next Mission“ als Spezialist auswies, wenn es darum ging Kommandounternehmen vor dem Hintergrund des 2. Weltkriegs umzusetzen, erhielt den Zuschlag und trat das schwere Erbe Peckinpahs auf die einzige richtige Art an: Er versuchte nicht ihn zu kopieren oder sich gar mit ihm zu messen.

Denn das aufgestockte Budget erlaubt es ihm einige, für die damalige Zeit spektakuläre Schlachten und Scharmützel zu inszenieren, die sich seinerzeit weit über den europäischen Standards bewegten, insbesondere was das italienische Kino anging.
Und um an dieser Stelle gleich mit ein paar Irrtümern aufzuräumen: Gedreht wurde dieser Film wieder in Österreich und Jugoslawien, was an einem ganz einfachen Vorteil lag. Jugoslawien war dank seiner Naturbegebenheiten und zerklüfteten Zivilisationsrelikten der ideale Schauplatz für das vom Krieg gekennzeichnete Frankreich und die jugoslawische Armee verfügte bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg über alte Sowjet-Panzer, die den deutschen Pendants recht ähnlich sahen. Die wurden nicht nur regelmäßig an europäische, sondern auch amerikanische Filmgesellschaften ausgeliehen, die diese Fahrzeuge als Panzer der Deutschen Wehrmacht einsetzten. Denn davon gab es aus Gründen, die eigentlich jedem bekannt sein sollten, nicht mehr sonderlich viel. Und wenn man hier so liest, dass man ja zumindest Metallplatten zwecks Wiedererkennungswert anschweißen hätte können, muss man sich schon fragen, was denn einige Reviewer glauben, wie man mit militärischem Leihmaterial so umgehen kann *hüstel*.

Aber zurück zum Film und damit zu Andrew V. McLaglen, der wesentlich schlechtere Regiearbeiten in seiner Karriere ablieferte und hier aus einem sichtlich gut gefüllten Geldtopf schöpfen darf. Kleinere Schlachten, Scharmützel und vor allem viel militärisches Equipment dominieren das Bild inklusive Originaluniformen mit allem drum und dran. Was hier an Knete drin steckt, sieht man und wenn es nur die Gage von Curd Jürgens („Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“, „The Spy Who Loved Me“) ist, der als desillusionierter, aufgebende Hofmann eine der leider rar gesäten, guten Momente hat, als er vor einem Kriegerdenkmals des Ersten Weltkriegs nachdenklich innehält.

Die omnipräsente Handlungsarmut der Fortsetzung hemmt bereits früh die Figuren, auch wenn sie von Robert Mitchum („Cape Fear“, „The Yakuza“) über Rod Steiger („The Specialist“, „Modern Vampires“) bis hin zu Richard Burton („Where Eagles Dare“, „Exorcist II: The Heretic“) natürlich exquisit besetzt worden sind und von deutschen Gesichtern wie Klaus Löwitsch („Firefox“, „Extreme Ops“) und Horst Janson gut ergänzt werden. In einem Grundton, der den Krieg gar nicht ernst zu nehmen versucht, muss sich auch Feldwebel Steiner (Burton) mit seinen Männern den Rückzug der Deutschen Wehrmacht anschließen und wieder sinnlose Befehle übereifriger, ordengeiler Offiziere entgegennehmen, die das sinnlose Verschwenden von Menschenleben beinhalten.
Das Widersetzen solcher Weisungen wird hier fast schon als ständiger Charakterzug vorrausgesetzt, weswegen General Hofmann, der Steiner noch aus früheren Tagen kennt, ihn vorübergehend auf Heimaturlaub nach Paris schickt, wo Steiner sich dann in einer total überflüssigen Episode mit einem französischen Frauenzimmer einlässt. Die innere Leere eines Mannes, der außer dem Krieg nichts, nicht einmal eine Familie hat, wird dabei allerdings grundsätzlich verschenkt, als dass diesem langwierigen Kapitel mehr Beachtung geschenkt werden müsste.
Nahezu unnötig auch, und wiederum mit einigen erzwungenen Lachern versehenen Szenen auf Seiten der Alliierten, wo Steiger unter anderem seinem Adjutanten zur Sau machen darf und auch ansonsten wenig zum Film beizutragen hat.

Viel wichtiger ist da schon Steiners Rückkehr zu seinem Zug, der ein Dorf gegen eine Übermacht amerikanischer Panzer verteidigen soll und nun Steiners alten Freund Stransky, bereits Major, unterstellt wird. Der will endlich sein Eisernes Kreuz und die Geschichte beginnt von vorn mit dem Unterschied, dass Hofmann Steiner vorweg noch eine wichtige Aufgabe während eines friedlich anmutenden Waldspaziergangs zuteilt: Er soll dort die anrückenden Amerikaner darüber informieren, dass ein Attentat auf Hitler geplant ist und einige deutsche Generäle, die Verschwörer, zu einem sofortigen Waffenstillstand bereit sind. Steiner soll also die vielleicht wichtigste Figur des 2. Weltkriegs werden. Trotz Bedenken gelingt es ihm bei einer nächtlichen Patrouille Colonel Rogers (Mitchum) festzusetzen und ihn von dem Wahrheitsgehalt seiner Nachricht zu überzeugen. Bekanntlich lief die Geschichte dann doch anders ab...

Während dämliche, schwer plakative Nebenfiguren wie der mustergültig indoktrinierte, immer noch an den Endsieg glaubende Hitlerjugend-Nachwuchs Schütze Keppel (Werner Pochath, „Plattfuß in Afrika“) und der zur wilden Kampfsau völlig überzogen agierende Klaus Löwitsch ständig den Zuschauer auf die Geduldsprobe stellen, geraten Steiner und Stransky natürlich zwangsläufig wieder aneinander, weil der nun endlich um jeden Preis sein Eisernes Kreuz haben will, indem er den anrückenden, amerikanischen Panzertrupp eine Falle in dem halbzerstörten Dorf stellen will, die auch Zivilisten als Tarnung und damit annehmbarer Verlust beinhaltet....

Selbst die potentiell kritischen Ansätze, wie die Vorstellung kriegsuntauglicher Neuzugänge in Steiners Zug, verkommen hier zu einem Kasperltheater aller erster Garnitur, weil der Film zart aber bestimmt Humor eingetrimmt wurde und die Darsteller auch nicht sonderlich überragend agieren. Vor allem Burtons einfältige Rolleninterpretation hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. Von der Originalfigur ist hier nicht mehr viel übrig.

Um die größte Enttäuschung zu vermeiden muss man „Steiner - Das eiserne Kreuz, 2. Teil“ deswegen auch wohl oder übel losgelöst von seinem Vorgänger betrachten. Nur so, kann man hieran noch ein gutes Haar lassen. Denn als unterhaltsames, wenn auch total oberflächliches und auf Budenzauber ausgelegtes Kriegsabenteuerkino kann sich der Film nicht zuletzt dank des verlustreichen Schlusses, der Stürmung des Dorfes, sehen lassen. Handwerklich kann „Steiner - Das eiserne Kreuz, 2. Teil“ kaum etwas vorwerfen, denn vom Einsatz der Pyrotechnik bis hin zu den Kriegsszenarien sieht das für die Herstellungszeit top aus.
Zwar gibt es dabei auf beiden Seiten herbe Verlust, doch kommentiert werden die wenig, was den stupiden Umgang mit Leben und Tod nur noch verdeutlicht.


Fazit:
Völlig überflüssige Fortsetzung, die nie die Klasse des Originals erreicht, rein formal aber durchweg in Ordnung geht. „Steiner - Das eiserne Kreuz, 2. Teil“ hat so einige Probleme. Da wären die ausgetauschten Hauptdarsteller, die mittelmäßigen Schauspielerleistungen und das oberflächliche, einfallslose Drehbuch, sowie einem gewissen Maß sich nicht leugnen lassende, verherrlichende Darstellung des Krieges als männliches Abenteuer mit eisenharter Kameradschaft und Aufopferungsbereitschaft. Anderseits versteht Andrew V. McLaglen aber sein Handwerk und legte die Fortsetzung als ganz auf Schauwerte setzenden Unterhaltungsfilm an, der neben ironisch durchtränkten Dialogen verhältnismäßig spektakuläre Actionszenarien mit reichhaltiger Pyrotechnik kombiniert und damit auch ganz gut fährt. Als Kriegsfilm für zwischendurch deswegen brauchbar, aber mehr auch nicht.

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