Review

Rauschen, Knistern, wie von einer alten Schallplatte.
Ein Auge füllt den Bildschirm aus. Dann eine Stimme aus dem Off.
„Dies ist Kuruozu-cho, die Stadt in der ich aufgewachsen bin. Ich werde euch nun die Geschichte erzählen...“
Das Auge schließt sich, das Bild wird schwarz.
„...von den merkwürdigen Dingen, die sich hier ereignet haben.“
Ein Schuljunge liegt am Fuße einer langen Wendeltreppe, der Schädel aufgeschlagen, sein Hirn verteilt sich auf dem Fußboden, während die Kamera sich langsam und eine Spirale beschreibend entfernt. Die Szenerie verwandelt sich in einzige Spirale, aus der sich einzelne Silben herausbilden. U – zu – ma –ki.
Und schon sind wir mittendrin in dieser einzigartigen, bizarren, faszinierenden, eigenwilligen, ästhetischen und irgendwie auch saukomischen Alptraumwelt, die uns Higuchinsky da basierend auf Junji Itos Manga beschert.
Worum geht es in Uzumaki? Nun, eigentlich nur um Spiralen. Und um Menschen, die von ihnen besessen sind. Menschen, die Phobien vor ihnen entwickeln und sich sämtliche Spiralen von ihrem Körper entfernen. Menschen, die in ihrem Wahn Selbstmord begehen. Menschliche Schnecken. Den Drang nach Aufmerksamkeit. Hilflosigkeit. Den endgültigen Untergang (oder vielleicht doch ein Neuanfang).
Das ganze verpackt in schrille, schräge, bunte Bilderwelten, untermalt mit einem schrillen, schrägen, bunten (?) Soundtrack. Die gezeigten Szenen umfassen vollkommen überdrehte und verrückte Effektspektakel (und wer das nach dem Genuss des Films nicht mehr für möglich hält: Der Manga ist noch um einiges verrückter) genauso wie winzige Hintergrundsonderbarkeiten, kleine Spiralen, die sich mal kurz zeigen und dann wieder verschwinden, so dass man sich anschließend nicht mehr sicher ist, ob man sich das vielleicht nicht gerade eingebildet hat, belanglose Menschen, die kurzzeitig rückwärts laufen.
Ist Logik vorhanden? Will der Film irgendetwas aussagen? Nein, der Film ist in etwa so logisch wie er unkreativ ist, und das mit Absicht. Man könnte sagen, dass der Film nur existiert um die Logik mit Füßen zu treten. Die einzige Person, die im Lauf der Handlung hinter die Geschehnisse zu blicken scheint, stirbt, bevor sie ihre Ergebnisse weitergeben kann. Und wenn der Film irgendetwas aussagen will, dann eben, dass Logik sowieso überschätzt wird. Und natürlich, dass Spiralen eine tolle Sache sind.
Man sollte auch keinen gar schrecklichen Horrorfilm erwarten. Der Film ist in etwa so gruslig wie er logisch ist. Er ist einfach ein wahnsinniges Machwerk und im besten Fall vermag er eine kleine Saat dieses Wahnsinns in den Zuschauer zu pflanzen. Probiert es aus. Guckt euch den Film an. Guckt ihn euch genau an. Und versucht dann mal eine Spirale noch normal anzugucken. Oder sie gar zu übersehen.

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