Review

Staffel 13-21

Besprechungen zu vorherigen Staffeln können folgen (werden aber vermutlich nicht ;) ).

Season 13
erstmals veröffentlicht: 10.12.2010
Man hat sich inzwischen wohl zu sehr dran gewöhnt. Wirklich umhauen kann South Park nach 13 Staffeln nicht mehr. Allmählich macht sich die Simpsons-Problematik breit, die ja bei South Park auch schon persifliert wurde - es ist bereits alles gesagt worden. So wiederholen sich die Storylines (zB. böses Disney-Imperium) und man kennt seine Pappenheimer halt, weshalb die Reaktionen der Figuren langsam auch vorhersehbar werden. Trotzdem immer noch witzig und teilweise noch mit den alten Momenten, in denen die Geniestreiche aufblitzen.
(7/10)

Season 14
erstmals veröffentlicht: 07.12.2014
Die realen Ereignisse, die sich aufgrund der Doppelfolge “200” und “201” ergaben, stellen unter Beweis, dass es Freigeister wie Trey Parker und Matt Stone einfach weiterhin geben muss. Comedy Central hat einerseits nachvollziehbar, andererseits mindestens fragwürdig, wenn nicht gar offensichtlich falsch gehandelt, als es die Ausstrahlung aufgrund des Blogeintrags einer muslimischen Radikalistengruppierung eigenmächtig zensierte, um Eskalationen zu vermeiden. Das Resultat in Form zensierter (US) beziehungsweise getilgter Kunst (Rest of World) findet sich nun auf den Heimkinoveröffentlichungen wieder; die einstmals 14 Episoden lange Staffel umfasst jetzt nur noch 12 Episoden. An diesem Sachstand hat sich auch Jahre nach der Erstausstrahlung nichts mehr getan.

In Sachen Aufwand wird Season 14 natürlich vom „Coon“-Dreiteiler dominiert, der im Gewand einer Superheldenposse einem filmischen Aufbau folgt und Filmstrukturen somit auch persifliert. Später würden Ausschnitte aus diesen Episoden in die Vorspänne neuerer Staffeln integriert werden.

Zu den weiteren Highlights gehört die „Catcher In The Rye“-Episode, in der die Imaginationskraft des Mediums Buch auf South-Park-Art gewürdigt wird sowie selbstverständlich die Facebook-Parodie. Zu den schwächeren Beiträgen gehört einmal mehr jene, in der Towelie die Hauptrolle spielt, oder auch die NASCAR-Episode, deren Grundidee einfach zu weit hergeholt ist.
(7/10)

Season 15
erstmals veröffentlicht: 09.09.2012
Gleich in der ersten Folge wird mal eben „The Human Centipede“ parodiert und völlig abwegig mit der Kritik an Kommunikationsmedien in Form des iPads kombiniert. Diese Art der Abstraktion durchzieht die komplette Staffel; es ist mitunter schon sehr enigmatisch, wie Trey Parker und Matt Stone Sozialkritik mit Gross-Out-Humor kombinieren. Das kann man gut (weil abgefahren) finden, ist aber irgendwo auch Ausdruck des Umstandes, dass auch South Park leicht zu bröckeln beginnt – der Griff zu Extremen war es schließlich auch, der die Simpsons auf ein anderes Level hob, das alles verändert hat.
(7/10)

Season 16
erstmals veröffentlicht: 13.10.2013
Die jährliche Dosis South Park eben, mit Episoden unterschiedlicher Qualität. Zu den Highlights gehört sicherlich die mit Geisterfilm-Elementen spielende Episode über Videostores und die kurze Halbwertszeit von Medien, andere Folgen wiederum fallen durch ihre ungewöhnliche Machart auf, etwa „I Should Have Never Gone Ziplining“, eine im Stil von Katastrophenreportagen aufgezogene Folge über unangenehme Zwangssituationen innerhalb von Gruppen, oder „Cash For Gold“, das Werbesender auf die Schippe nimmt und auch mal eben minutenlange Aufnahmen von sich drehenden Schundartikeln zeigt. Einige Themen drehen sich im Kreis bzw. erinnern stark an frühere Episoden (etwa „Sarcastaball“ oder „Faith Hilling“), was für einen gemischten Gesamteindruck sorgt.
(7/10)

Season 17
erstmals veröffentlicht: 22.12.2014
Die Kürze der gerade einmal zehn Folgen langen siebzehnten Staffel ist darauf zurückzuführen, dass das seit Staffel 9 geltende 2x7-Konzept erstmals wieder aufgehoben wurde, um eine durchgängige Staffel produzieren zu können. Ein höherer Anteil an Rahm ist also nicht zwangsläufig zu erwarten; wie gewohnt gibt es den zuverlässigen Mix aus Instant Classics und Rohrkrepierern, wobei immerhin festzustellen ist, dass sich das Niveau seit der Hochphase der Serie recht stabil gehalten hat. Wiederum ist das auch wieder der Verdienst des cineastisch gehaltenen Mehrteilers, der diesmal in drei Episoden das Schaffen George R. R. Martins („Game Of Thrones“) als stilistisches Gerüst verwendet, um die epische Marketing- und Glaubensschlacht zwischen Sony und Microsoft angemessen bildfüllend in Szene setzen zu können – und gleich noch einen Schlag Werbung zu machen für das parallel gestartete South-Park-Computerspiel, das natürlich auch für XBox und Playstation veröffentlicht wurde. Da kann man nur sagen: Alle Achtung vor so viel Subversion, da waren Meister am Werk. Was nicht zwangsläufig für alle restlichen Folgen gilt: Die Goth-Kids-Episode ist ein ebensolcher Rohrkrepierer wie die meisten Stories ohne Kyle, Stan, Cartman und Kenny, Die World-War-Z-Parodie ist mit Kanonen auf Spatzen schießen und die „Minecraft“-Imitation angesichts des ohnehin reduzierten Animationsstil der Serie eine hervorragende Idee, allerdings mit zu wenig In-Game-Anteil umgesetzt. Facebook hingegen kann man gar nicht oft genug in den Arsch treten, „Ginger Cow“ beweist, dass man sich von den terroristischen Einschüchterungen bei der Vorgängerstaffel überhaupt nicht beeindrucken lässt und auch die abschließende Kritik an Schönheitsidealen hat ordentlich Pfeffer im Arsch.
(7/10)

Season 18
erstmals veröffentlicht: 18.12.2016
Fundraising, Ökowahn, Drohnen-Spionage, Freeware-Apps mit versteckten Kosten, moderne VR-Videospieltechnologie und Promi-Kultur stehen der 18. Staffel von "South Park" auf die Fahne geschrieben, womit sie wohl erneut die Zeichentrickserie ist, deren Finger am deutlichsten auf den Puls der Zeit auflegt. Das 10-Episoden-Format der Vorgängerstaffel wird zugleich zum Standardformat erklärt, derweil parallel das zweite Videospiel für die aktuellen Konsolengenerationen entwickelt wird.

Zu erwarten ist die gewohnte Form ätzender Kleinstadtsatire mit erneut leicht verschobenen Ablaufsregeln; derweil ein Kenny ja schon seit vielen Staffeln nicht mehr sterben muss und ein Publikumsliebling wie Chefkoch dafür sein bitterböses Ende auf ewig gefunden hat, werden inzwischen episodenübergreifend kleine Running Gags eingeflochten, die den harten Rahmen der thematisch oft autonomen Einzelgeschichten aufweichen. An der Qualität des Humors ändert das wenig, diese wird allenfalls ein wenig vereinheitlicht; absolute Rohrkrepierer finden nicht mehr statt, zu den Höhepunkten der Serie schließt allerdings ebenfalls keine der Folgen auf, auch und gerade das finale Doppel aus "#Rehash" und "#HappyHolograms" nicht.

"South Park" operiert also weiterhin auf ansprechendem Niveau und entwickelt sein Konzept fortwährend in kleinen Schritten weiter, ohne aber für neue Highlights sorgen zu können. Angesichts der geschrumpften Episodenanzahl ist das wohl das Minimum, das man hätte erwarten können.
(6/10)

Season 19
erstmals veröffentlicht: 05.12.2017
Das schon mit Staffel 18 erkundete Continuity-Prinzip der Episoden, die bis dahin nach Simpsons'schem Status-Quo-Kodex abliefen (und dies mit Kennys regelmäßigem Tod sogar direkt persiflierten), wird noch einmal weiter ausgebaut. Nichts, was die Simpsons nicht auch inzwischen schon ausprobiert hätten (etwa am Beispiel Maude Flanders oder auch durch den 2007er Kinofilm), aber im begrenzten Raum von nur 10 Episoden kommt man einem Spielfilmformat mit gerade einmal rund 220 Minuten schon recht nahe und bietet durchaus eine Besonderheit.

Nachdem die vorherigen Staffeln brandaktuellen Themen nachjagten und sich dabei vor allem auf moderne Technologie stürzten, hat die neunzehnte Staffel etwas konservativere Themenkomplexe auf der Agenda. Political Correctness bildet das Kernthema, sie führt beim Schulrektor sogar einen Figurenaustausch mit sich, wobei Principal Victoria ebenso wenig ein großer Verlust ist wie der neue Rektor ein Gewinn, kennt man die bigotte Mixtur aus unflätigen Wutausbrüchen und vorgeschobenem Gutmenschentum doch in South Park schon lange.

Die durchgehende Kontinuität der Handlung drückt ein wenig auf den Humor, übt durch ihren speziellen Aufbau auf einer anderen Ebene aber durchaus eine gewisse Faszination aus. Während sich South Park durch externe Stadtplaner langsam in eine Mode-Metropole mit radikalem Arm-Reich-Gefälle verwandelt, erleben die kleinen Mützenträger immer noch ihre seltsamen Abenteuer, blicken nun aber nicht mehr auf Stillstand und Routine; man könnte sagen, Stan, Kyle, Kenny und Cartman haben endlich die Dimension des Coming-Of-Age betreten.
(6.5/10)

Season 20
erstmals veröffentlicht: 03.04.2018

Anders als eingangs bei der Besprechung zur 13. Staffel im Jahr 2010 festgestellt: Immer wenn man denkt, den "South Park"-Machern müssen doch langsam die Ideen ausgehen, liefert die gesellschaftliche, politische oder soziale Wirklichkeit neue Inspiration. Und dann ist niemand früher zur Stelle als Trey Parker und Matt Stone. Zum runden Geburtstag gönnt man sich einmal mehr einen Rundumschlag gegen Online-Medien mit Fokus auf den gläsernen Bürger, dazu werden Trump-Ismen gereicht - nicht frontal mit Handkantenschlag, wie man es von der Serie vielleicht erwarten würde, sondern schön subtil durch die Instrumentalisierung eines altbekannten Charakters (Mr. Garrison), dessen äußere Merkmale, schließlich auch sein Verhalten, sich langsam demjenigen des amtierenden US-Präsidenten anpassen. Dass die Staffeln bei "South Park" inzwischen die Form eines langen Spielfilms annehmen, kommt dem gemächlichen Aufbau der politischen Satire entgegen, die es sich nun erlauben kann, über mehrere Folgen ihre volle Entfaltung zu entwickeln.

Die extreme Bissigkeit der frühen und mittleren Staffeln wird auf diese Weise allerdings nicht mehr erreicht. Die "Member-Berries" beispielsweise belegen einen kompletten Subplot, ihr subversives Potenzial wird aber durch den hohen Abstraktionsgrad verschluckt (sprechende Beeren!?), ein Problem, mit dem schon einige absurde Charaktere aus früheren Staffeln (wie "Towelie") zu kämpfen hatten.
(7/10)

Season 21
erstmals veröffentlicht: 01.12.2018

Der wichtigste Grund dafür, dass "South Park" über zwei Dekaden hinaus relevant geblieben ist, liegt natürlich in der ungebrochenen Aktualität der aufgegriffenen Themen. Die spezielle Animationsweise erlaubt es, auch kurzfristig noch Änderungen vorzunehmen und das Weltgeschehen quasi direkt aus den Medien in die Episoden zu transferieren. Das beweist auch wieder die 21. Staffel, indem sie unter anderem Amazons Kommunikations-KI "Alexa" aufs Korn nimmt und vergleichbare Gegenstände des täglichen Smalltalks, den man fast noch auf der Zunge schmecken kann.

Nicht unerheblich ist allerdings auch Trey Parkers und Matt Stones Fähigkeit, zu erkennen, wann sich ein Konzept überlebt hat. So reizte man in den Anfängen der Serie die tausend Tode des Kenny McCormick zwar vollständig aus, zog dann aber auch irgendwann einen Schlussstrich und ließ den murmelnden Kapuzenträger auch mal mehrere Episoden am Stück überleben. Schubweise durchlebt der jeweilige Status Quo plötzliche Evolutionssprünge durch die Einführung neuer und Entfernung alter (nicht selten auch beliebter) Charaktere oder durch neue Themenkomplexe und erzählerische Ansätze. Seit einigen Staffeln, ungefähr seit Veröffentlichung des Videospiels "Der Stab der Wahrheit" und der Reduktion auf 10 Episoden pro Jahr, probiert man sich an einem Storytelling-Ansatz, bei dem eine Hauptgeschichte kontinuierlich über mehrere Episoden hinweg erzählt wird. Für das klassische Sitcom-Format, das kaum mehr von übergreifenden Handlungsbögen weiß als das, was sich innerhalb einer Doppelfolge abspielen kann, ist das schon eine richtige Provokation, die sich nun aber offenbar ähnlich abgenutzt hat wie Kennys Freak Accidents. Obgleich sich die Episodenanzahl nicht wieder erhöht hat, arbeiten die Autoren wieder verstärkt Einzel-Abenteuer heraus, auch wenn sie noch nicht vollständig auf übergreifende Handlungsbögen verzichten wollen. So zieht sich vor allem Cartmans unglückselige Beziehung mit Heidi wie ein roter Faden durch die Episoden, die ansonsten immer wieder neue Themen servieren und sogar die Fokussierung auf das bequeme Hauptziel Donald Trump etwa reduzieren.

Seit langem schon fehlt der letzte Biss, doch es ist der Mut zum Experimentieren, der das endgültige Absinken ins Mittelmaß verhindert.
(6.5/10)

weitere Staffelbesprechungen können folgen.

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