Review

Staffel 9

Nächstes Jahr, nächste South-Park-Staffel. Nachdem das Jahr 2004 – das „Year from hell“ – für Stone und Parker zu Ende gegangen ist, könnte man meinen, dass die beiden nach drei Monaten Pause nur so vor Ideen gestrotzt haben. Dem war 2005 jedoch keinesfalls so. Als sie sich erstmals wieder trafen, um Ideen auszutauschen, kam man genau auf zwei Dinge: Erstens die Geschlechtsumwandlung von Mr. Garrison und zweitens die Fehde zwischen Cartman und den Hippies. Die restliche Staffel musste man sich mal wieder von Folge zu Folge quälen und improvisieren. Geändert hat sich nicht viel. 2005 waren die Erwartungen noch immer hoch, dafür hat man eine solide Fanbasis auf der ganzen Welt. Der Vorspann wurde nur geringfügig verändert, indem mehr Szenen aus der achten Staffel eingefügt wurden. Da ich nicht mehr Informationen präsentieren kann, steigen wir doch einfach in die einzelnen Folgen ein:

Folge 126: Mr. Garrisons schicke neue Vagina („Mr. Garrison’s fancy new vagina“) (7 Punkte)
Wie schon angedeutet, wird die Idee umgesetzt, Mr. Garrison zu einer Frau zu machen. Man wird dabei als Zuschauer direkt ins kalte Wasser geschmissen und darf sich sogar etwa 3 Sekunden Material einer tatsächlichen Geschlechtsumwandlung genehmigen. Das ist einfach nur ekelhaft gewesen. Nicht in einem lustigen Sinne, sondern einfach furchtbar. Ursprünglich sollte wohl eine ganze Minute dieses zweifelhaften Materials verarbeitet werden, davon hat man aber glücklicherweise schließlich abgelassen. Auch Kyle ist in einem ähnlichen Dilemma wie Mr. Garrison. Zwar will er keine Frau sein, dafür aber ein großer schwarzer Basketballspieler. Zum Glück findet sich ein Arzt, der auch das fabriziert. Als Kyles Vater erbost über die chirurgischen Pläne ist, will er den Arzt zurechtweisen und wird dabei überredet, sich doch in einen Delphin umwandeln zu lassen, wenn er diese so sehr liebt. Die Broflovskis sind wirklich der Retter dieser Folge. Kyle als Schwarzer und Gerald als Delphin sind zum Schreien komisch. Es sind auch zugegebenermaßen zahlreiche echt starke Kracher dabei. Aber in mir entwickelte sich ein permanentes unangenehmes Gefühl in der Eiergegend. Zunächst wegen den Bildern, die man von der realen Geschlechtsumwandlung sieht, dann wegen den Hoden in Kyles Knien. Das war sogar für mich zuviel des Guten. Im Vergleich zu anderen Staffeln eine eher enttäuschende Eröffnung, für die es von mir 7 Punkte gibt. Ich will auch erwähnen, dass ich Mr. Garrison als Frau ein deutliches Stück weniger lustig finde.

Folge 127: Stirb Hippie, stirb! („Die, Hippie, die!“) (10 Punkte)
Nach dem nur mäßig überzeugenden Start der Staffel ein Meilenstein in der South-Park-Historie. Dass Cartman Hippies verachtet, dürfte jedem Fan bekannt sein. In dieser Folge erhält er Gelegenheit, diesen Hass voll und ganz auszuleben. Zunächst will niemand auf ihn hören, als er erzählt, dass die Kiffer eine Bedrohung für die Stadt sind. Stattdessen wird er ins Gefängnis gesteckt, weil er 67 Hippies in seinen Keller gesteckt hat. Doch bald müssen die Einwohner von South-Park feststellen, dass die Hippies ein gigantisches, wochenlanges Festival ins Leben rufen, welches aus irgendeinem Grund die Stadt bedroht. Die letzte Hoffnung scheint Cartman mit seinen Plänen zu sein. Nach längerer Zeit bekommt man dabei auch wieder Officer Barbrady sowie Chefkoch zu sehen. Allerdings markiert das einen traurigen Anlass. Es ist das letzte Mal, dass Isaac Hayes als Chefkoch Zeilen synchronisiert. Nach der Scientology-Folge hat der nämlich, er ruhe in Frieden, South-Park den Rücken gekehrt, da er selber Scientology-Anhänger war. Ich hätte mir im Nachhinein mehr Beteiligung an der vorigen Staffeln gewünscht, als es der Fall war, aber so war es nun mal. Erstaunlich ist auch, dass Cartman – von seinem Hippie-Hass getrieben – Stan, Kyle und Kenny als seine Freunde bezeichnet. Kyle schließt er nicht aus, was sehr ungewöhnlich ist. Das wird allerdings am Ende der Folge relativiert, als er ihn dann doch wieder verarscht. Volle Punktzahl.

Folge 128: Die supergeile Talentagentur („Wing“) (9 Punkte)
Der Großteil der South-Park-Fans kann diese Folge nicht ausstehen. Angeblich sei sie zu „unrealistisch“ und das Gesinge von Wing nervig. Ersteren Teil finde ich lächerlich. South-Park-Folgen nach deren Realitätsnähe zu beurteilen ist nicht angebracht. Zweiteres kann ich nur zum Teil unterschreiben, da ihr Gesang durchaus witzig ist, nur wird es tatsächlich ein wenig übertrieben, daher auch der eine Punkt Abzug. Wing basiert auf einer tatsächlichen Person, die tatsächlich genauso singt wie es in der Folge dargestellt ist. Ihre Internetadresse lautet www.wingmusic.co.nz, falls es jemanden interessiert. Die Folge produzierte einen Ansturm auf ihre Seite und brachte ihr wohl das ein oder andere Scheinchen ein, weswegen sie den South-Park-Machern auch sehr dankbar war. Sie zum Mitmachen zu überreden, war scheinbar nicht sonderlich anstrengend, sie wollte nur nicht hässlich dargestellt werden und hat daher ihre Animation erst anschauen wollen, bevor sie in Produktion geht. Sie kommt übrigens aus Neuseeland. In der Folge geht es darum, dass die Jungs eine Gelegenheit erkennen, wie man leicht Geld machen kann. Man muss sich nur ein Talent suchen und der Agent werden. Sie fangen mit Token an, der überraschenderweise sehr gut singen kann. Er wird ihnen allerdings von einer größeren Agentur weggeschnappt und ihnen bleibt – als alle Hoffnung schon verloren schien – nur noch Wing, eine chinesische Sängerin. Auf diese Weise bekommen wir den sehr sympathischen Shitty Wok Inhaber mal wieder zu sehen. Leider ist die chinesische Mafia hinter Wing her und alles läuft aus dem Ruder. Bei einer Schießerei gegen Ende der Folge muss Kenny mal wieder sterben. Er wird von der Mafia erschossen.

Folge 129: ABFs – Allerbeste Freunde („Best friends forever“) (10 Punkte)
Für mich die bisher beste Folge der Staffel. Abgehandelt wird der Fall von Terry Schiavo, um die 2005 in den Staaten ein gigantisches Medienspektakel stattfand. Sie wurde mit Geräten am Leben erhalten und am Ende wurden diese doch abgeschaltet. Ironischerweise an genau dem Tag, an dem diese Folge ausgestrahlt wurde. Die Storyline ist folgende: Kenny zockt mit seiner neuen PSP ein Spiel, in welchem Himmel gegen Hölle kämpft. Er ist der einzige Mensch, der es bis zu Level 60 schafft. Es stellt sich heraus, dass Gott die PSP nur kreiert hat, um jemanden zu finden, der dieses Spiel so gut spielt, weil er ihn – in diesem Fall Kenny – dazu verwenden kann, die Höllenarmee von Satan zu bekämpfen. Schön, dass Satan mal wieder eine Rolle hat. Doch es läuft nicht so glatt wie erhofft: Kenny wird wiederbelebt. Zwar ist sein Gehirn völlig am Ende und er kann nichts mehr von sich geben, seine Organe arbeiten jedoch und seine Seele kann nicht in den Himmel, um zu helfen. Eine riesige Debatte entbrennt, ob Kenny sterben darf oder nicht. Cartman will natürlich, dass er stirbt, weil Kenny ihm aus Mitleid seine PSP vererben wollte. Man erfährt, dass Kenny Cartman gar nicht wirklich gemocht hat. Die Anspielungen an Filme wie Herr der Ringe oder Matrix sind sehr offensichtlich und Keanu Reeves wird ebenfalls sehr witzig veräppelt. Besonders gut hat mir auch der Witz über Japaner und die Republikaner gefallen. Eine durch und durch gelungene Folge und übrigens die erste, die einen Emmy gewinnen konnte. Weiter so!

Folge 130: Siegertypen („The losing edge“) (9 Punkte)
Die Jungs hassen Baseball. Wer kann es ihnen verübeln, schließlich kann man sich kaum einen langweiligeren Sport ausmalen. Sie sehnen sich nach dem Ende der Saison, nur um dann erbost festzustellen, dass sie so gut waren, dass sie weiterspielen müssen. Ein harter Kampf beginnt: Wenn sie noch mehr Spiele gewinnen, müssen sie den ganzen Sommer lang in einer nationalen Liga spielen. Die Idee der Folge finde ich genial. Die Jungs müssen sich überlegen, wie sie verlieren können und greifen dabei sogar auf Kyles Cousin Kyle Schwartz zurück. Das Beste an der Folge ist aber wohl Randy in seiner bisher hervorragendsten Rolle als Schlägerdad. Er betrinkt sich regelmäßig bei den Spielen der Jungs, nur um richtig schön rumzupöbeln, bis es ein Vater der Gegnermannschaft nicht mehr mitmacht und sich mit ihm prügelt. Randy hat allerdings nicht mit dem Bat Dad aus Denver gerechnet. Die Folge hat zahlreiche Running Gags, die meistens zünden. Einzige Schwäche ist, dass sich die Baseballspiele weitestgehend ähneln, da hätte man vielleicht ein bisschen mehr Einfallsreichtum zeigen können. Trotzdem reicht es noch für 9 Punkte.

Folge 131: Der Tod von Eric Cartman („The death of Eric Cartman“) (10 Punkte)
Eine großartige Folge. Die Episoden, in welchen die Gegensätze Eric Cartman und Butters Stotch gemeinsam agieren, sind meistens etwas ganz Besonderes. Hier kommt der Plot folgendermaßen zu Stande: Eric isst seinen Freunden Stan, Kyle und Kenny die Haut der Hühnchen-Teilchen von Kentucky-Fried-Chicken weg. Das enttäuscht sie so sehr, dass sie sich entscheiden, ihn zu ignorieren und nicht mehr als Freund anzusehen. Cartman versteht das aus mangelnder Empathie heraus natürlich nicht und kommt stattdessen zum Entschluss, dass er tot sein muss, da ihn niemand hören oder sehen kann. Auch die anderen Kids aus der Schule steigen in die Ignorier-Sache ein. Lediglich Butters bekommt alles nicht mit und wird so zu Erics Verbündetem. Eric macht ihm weiß, dass er Geister sehen kann. Sie gehen gemeinsam auf eine gigantische Wiedergutmachungstour, damit Cartmans Seele zur Ruhe und damit in den Himmel kommen kann. Auf diesem Weg passieren einige unfassbar witzige Dinge. Besonders stark war natürlich die psychiatrische Behandlung, die Butters über sich ergehen lassen muss. Oder Cartmans Mutter, die mal wieder zeigt, wo ihre großen Vorzüge liegen. Oder, dass man einige ältere, geschundene Akteure wie Scott Tenorman noch einmal zu Gesicht bekommen darf. Stone und Parker hatten übrigens schon einiges der Folge animiert, ohne die Anfangsszene parat zu haben. Sie wussten nur, dass Eric irgendwas besonders Schlimmes am Anfang machen muss, damit sie die Geschichte mit dem toten Cartman durchziehen können. Auf einer Schreibersitzung bestellten sie sich dann etwas vom KFC und stellten fest, dass es eigentlich nur um die schön knusprige Haut der Teilchen ging. Wenn die ihnen jemanden wegessen würde, wäre der für sie gestorben. So entstand dann im Nachhinein die Anfangsszene der Episode. Von mir volle Punktzahl.

Folge 132: Lattenfieber („Erection day“) (10 Punkte)
Jimmy scheint für viele Fans nicht der angenehmste Charakter zu sein. Die Kritiken, die ich zu dieser Folge gelesen habe, waren vergleichsweise negativ. Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Die Folge vereint beinahe alles, was South-Park ausmacht. Wir haben den kindlichen Humor („Mr. Mackey is gay“), wir haben einen weiteren sehr sympathischen Auftritt von Butters, wir haben einen super Zwischenpart von Cartman und wir haben eine actiongeladene Verfolgungsjagd. Wir haben sogar mal wieder einen Auftritt von Officer Barbrady. Die negativen Bewertungen sind wohl vor allem auf die Hauptrolle von Jimmy zurückzuführen. Ich jedoch liebe Jimmy und daher ist diese Folge eine meiner Lieblingsfolgen. Die Story ist auch so schwachsinnig und witzig, dass ich mich beim ersten Sehen kaum vor lachen retten konnte: Jimmy bekommt im Klassenzimmer seine ersten Erektionen und kann sie leider nicht kontrollieren. Also versucht er sich bei vielen Leuten Hilfe zu holen. Butters bringt ihn auf den Trichter, dass er seinen Penis lediglich in eine Vagina stecken muss, dann löst sich das Problem von selbst. Jimmy beginnt also seinen Streifzug durch die Frauenwelt, den er sich deutlich leichter vorgestellt hat. Am Ende landet er bei einer Prostituierten und muss sich mit deren Zuhälter herumschlagen. Von mir in jedem Fall volle Punktzahl.

Folge 133: Der Treibhauseffekt („Two days before the day after tomorrow“) (10 Punkte)
Respekt! Wieder haben es die deutschen Übersetzer geschafft, den Humor aus dem Namen der Episode komplett zu entfernen. Wie der Originalname schon verrät, wird primär der Film „The day after tomorrow“ veräppelt. Im Kommentar zur Folge eröffnen Stone und Parker, dass sie die Macher des Films für sauschlechte Regisseure halten. Roland Emmerich hat also keine neuen Verehrer in Stone und Parker gefunden. Ihre Verachtung für das Skript des Emmerich-Films war sogar so groß, dass sie überlegten, statt „Team America“ einen Film zu drehen, der im Prinzip einfach die Handlung von „The day after tomorrow“ mit Puppen wiederholt. Das geschah dann aber doch nicht. Trotzdem waren sie von der Musik des Streifens sehr begeistert und meinten, sie sei das einzige, was den Film erträglich machte. Jedenfalls ist es in dieser Episode so, dass Stan und Cartman einen Biberdamm mit einem Schnellboot zerstören, sodass das idyllische Örtchen „Beaverton“ komplett zerstört wird. Die Erwachsenen – allen voran Randy Marsch – sind davon überzeugt, dass die globale Erwärmung für das Desaster verantwortlich ist. Das alles sollte auch eine Anspielung an Hurricane Katrina aus dem Jahre 2005 sein. Entsprechend werden die Reaktionen auf das reale Desaster parodiert – ebenso wie die hanebüchenen Berichte über globale Erderwärmung dieser Zeit. Die Folge ist meiner Meinung nach großartig gelungen. Meine Lieblingsszene ist folgender Dialog zwischen Stan, Kyle und Cartman:
S:“Wir müssen den Menschen in Beaverton helfen!“
K:“Wie?“
C:“Warum?“
Die Szene beschreibt einfach so wunderbar die Charaktere der Serie. Außerdem fand ich’s toll, dass Jimbo und Ned mal wieder kurz zu sehen sind und nicht zu vergessen ist natürlich das „Judengold“. Alles in allem eine perfekte Folge, die 10 Punkte von mir verdient.

Folge 134: Das Weissagungsgerät („Marjorie“) (9 Punkte)
Ich liebe diese Folge. „Warum dann einen Punkt abziehen“, mag sich der ein oder andere fragen. Ich erkläre es, so wie es Stone und Parker erklärt haben: Man hätte zwei Folgen machen müssen aus den Ideen, die in dieser Episode enthalten sind. Zum einen haben wir das Zukunftsgerät der Mädels, welches die Jungs verrückt macht und dessen Besitz sie vehement erstreben. Zum anderen haben wir die Geschichte um Butters als Mädchen und den damit verbundenen vorgetäuschten Tod von Butters. Zweiteres finde ich den genialeren Handlungsstrang, der eine eigene Folge zu 100 Prozent verdient gehabt hätte. Stone und Parker meinten, sie hätten es bereut, zu viele Ideen auf einmal zu verarbeiten, denn so passiert es jedes Mal, dass ihnen am Ende der Staffel die Ideen ausgehen. Jedenfalls geht es in dieser Folge darum, dass die Jungs sehen, wie die Mädchen ein kleines Spielzeug benutzen, um sich die Zukunft vorauszusagen. Sie wollen es unbedingt haben und sind davon überzeugt, dass die einzige Chance ist, einen Spion bei den Mädels einzuschleusen, der das Gerät klaut. Butters – wie kann es anders sein – ist derjenige, der diese Aufgabe erledigen soll. Damit sein fehlen in der Schule nicht auffällt, täuscht die Bande seinen Tod vor, was Butters Eltern in den Wahnsinn treibt. Der Vater will ihn zurückholen. Es werden mal wieder zahlreiche Filme parodiert, darunter „Herr der Ringe“ oder „Friedhof der Kuscheltiere“. Die Folge ist voller Witz und Ideen. Aber es ist halt ein bisschen zu viel Input, weniger wäre in diesem Falle mehr gewesen – eben die Splittung auf zwei Folgen. Daher „nur“ 9 Punkte.

Folge 135: Ei-fersucht („Follow that egg“) (9 Punkte)
Eine weitere starke Folge. Mr. Garrison merkt, dass er weiterhin in Mr. Slave verliebt ist, der ihn zu Anfang der neunten Staffel verlassen hat. Doch seine Rückgewinnaktion ist nicht von Erfolg gekrönt. Ganz im Gegenteil: Wie sich herausstellt, will Mr. Slave Big Gay Al heiraten. Mr. Garrison sieht seine letzte Chance darin, eine „wissenschaftliche Studie“ durchzuführen, die beweist, dass Schwule keine guten Eltern sind. Auf diese Weise sollte schwule Heirat verboten werden. Er teilt also in seiner Klasse Eier an verschiedene Paare aus. Stan und Kyle erhalten unter anderen ein Ei und Mr. Garrison vermutet, dass ein Kapputt-Gehen dieses Eies beweisen würde, dass Schwule nicht heiraten können. In diese Storyline ist außerdem eine kleine Fehde zwischen Stan und Kyle eingebettet, die sehr unterhaltsam ist. Stan ist eifersüchtig auf Kyle, weil dieser zunächst Wendy als Eipartner bekommen hat. Schön, dass die Beziehung zwischen diesen beiden mal wieder thematisiert wird, auch wenn sie nicht wirklich weitergebracht wird. Auf jeden Fall enthält die Folge einige Kracher (z.B. Cartmans Auftritt vor Mr. Garrison, als er sein Ei zerstört hat). Sogar das Lied, das Mr. Garrison singt, fand ich recht witzig, obwohl ich normalerweise nun wirklich kein Fan von Gesangseinlagen bin. Das einzige was mich stört: Mr. Garrison war so ein großartiger Charakter der Serie, als Frau gefällt er mir einfach nicht so gut wie als gehässiger Mann. Stone und Parker erwähnen im Mini-Kommentar zur Folge außerdem einen „Fortschritt“ in der Serie. Noch ein paar Staffeln zuvor war es ein ganz großes Ding, dass Mr. Garrison ZWEIMAL „Fag“ in der Folge („It hits the fan“) sagen durfte. Mittlerweile sind wir in der neunten Staffel und es ist überhaupt kein Problem mehr für Comedy Central, dass wie blöd Kraftausdrücke verwendet werden. 9 Punkte.

Folge 136: Im Körper des Feindes („Ginger kids“) (10 Punkte)
Cartman hat ein weiteres Hetzobjekt gefunden: Die rothaarigen Kinder. Sie sind hässlich, widerlich und haben keine Seele. Zumindest ist Cartman davon überzeugt, wie er flammend in einem Referat vor seiner Klasse preisgibt. Diesen Rassenhass können Stan und Kyle nicht tolerieren, also schleichen sie sich nachts in sein Zimmer und färben ihm die Haare rot. Daraufhin muss er die gleichen Nachteile ertragen, die er vorher die Rothaarigen hat spüren lassen. Statt eine wirkliche Lektion zu lernen, kommt er jedoch zum Entschluss, alle Rothaarigen hinter sich zu sammeln und gegen normale Kinder zu wettern. Das Ausmaß ist so extrem, dass er alle anderen Kinder umbringen will. Wieder werden einige Filme parodiert, unter anderen Indiana Jones und die Kinder des Zorns. Besonders gut hat mir das Ende gefallen. Man merkt richtig, wie Stone und Parker lange überlegen mussten, wie sie „aus dieser Sache rauskommen“. Am Ende ist es dann Cartmans Manipulierfähigkeit, die die Entscheidung bringt. Schön auch das Gespräch zwischen Stan und Kyle und den Eltern der drei rothaarigen Kinder. Der Kommentar der Eltern „Ein Kumpel von mir heiratet extra eine Japanerin, da diese das rezessive Gen nicht in sich tragen können“ bezog sich auf Trey Parkers anstehende Hochzeit mit einer Japanerin. Eine einzigartige Folge, die von mir die volle Punktzahl erhält.

Folge 137: Schrankgeflüster („Trapped in the closet“) (10 Punkte)
Diese Folge hat aus diversen Gründen die volle Punktzahl verdient. Zum einen ist sie schlichtweg hochgradig witzig. Zum anderen ist ihre Verwirklichung ein Meilenstein in der South-Park-Historie gewesen. Und zum dritten trifft es tatsächlich mal genau den richtigen/die richtigen. Stan hat kein Geld und sucht daher nach einer Sache, die Spaß macht und trotzdem umsonst ist. An einem Stand an der Straße wird er dazu überredet, an einem Persönlichkeitstest von Scientology teilzunehmen, welcher offenbart, dass Stan die Wiedergeburt von L. Ron Hubbart, dem Scientology Gründer, ist. Plötzlich hängen ihm alle an den Lippen, selbst John Travolta und Tom Cruise. Auch R.Kelly und Nicole Kidman haben einen kleinen Gastauftritt. Der Titel der Folge ist auch entsprechend einem dreiteiligen Lied von R.Kelly entlehnt. Jahrelang haben sich Stone und Parker nicht getraut, das „Scientology“-Thema aufzugreifen, nicht zuletzt, weil Isaac Hayes – die Stimme des Chefkoch – selber Mitglied in dieser Sekte war. Doch eines Tages setzten sie sich mit ihm zusammen und erklärten ihm, dass es fast schon ihre Pflicht als South-Park-Macher sei, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Zunächst schien Isaac locker mit dem Thema umzugehen, später bewegte ihn die Affäre zum Ausstieg aus der Serie. Tom Cruise wird unterstellt, damit gedroht zu haben, seine Promotionstour für Mission Impossible 3 abzusagen, wenn die erneute Ausstrahlung der Folge nicht unterbunden wird. Damit hatte er zunächst sogar Erfolg. Die Folge wurde für einen Emmy nominiert. Insgesamt lässt sich nicht anzweifeln, dass diese Folge zu denen gehört, die den größten Aufschrei in der Öffentlichkeit verursacht haben.

Folge 138: Free Willzyx („Free Willzyx“) (10 Punkte)
Nach der letzten Folge, die man thematisch vielleicht als schwere Kost bezeichnen könnte, kommt nun wieder eine völlig bescheuerte, typische South-Park Folge. Es ist eine meiner Lieblingsfolgen dieser Staffel. Der große Moment dieser Folge ist, als man eine Zeichnung von den vier Jungs sieht, auf denen sie als echte Jungs gezeichnet wurden. Großartig. Stone und Parker erzählen im Mini-Commentary zur Folge, dass sie nur ein Bild vom Wal auf dem Mond vor Augen hatten und irgendwie eine Story basteln mussten, die dieses finale Bild ermöglicht. Um dahin zu kommen, scheißen sie wirklich auf Naturgesetzmäßigkeiten. Man darf in dieser Folge keine Fragen stellen. Wieso die Jungs zum Beispiel nicht merken, dass die Stimme des Wals aus den Stadionboxen kommt oder wie die Jungs es schaffen können, den Wal zu transportieren. Wenn man die Fragen unterlässt, wird man von Gags geradezu erschlagen. Ich bin wirklich begeistert von dieser Folge. Die Animal Liberation Front, eine real existierende Tierrechtsorganisation, die dafür bekannt ist, gerne gegen das Gesetz zu verstoßen, um ihren Willen durchzusetzen, hat auch ihren Auftritt. Aufgefallen ist mir zudem, dass Cartman tatsächlich mal mit Herzblut eine gute Tat begehen will und dass er am Ende, als er die gute Tat auch zu Ende bringt, ein gutes Gefühl dabei hat. Es geht übrigens darum, dass die Jungs in einem Wasserpark einem „sprechenden“ Wal begegnen, der vom Mond stammt und in Kürze sterben muss, wenn ihn die Jungs nicht retten. Die Jungs entführen ihn daher aus dem Park und überreden die Mexikaner (welche mal wieder wahnsinnig komisch sind), ihnen dabei mit ihrem Raketenprogramm zu helfen. Volle Punktzahl.

Folge 139: Bloody Mary („Bloody Mary“) (8 Punkte)
Zum Abschluss der Staffel darf Randy noch mal zeigen, was er so draufhat. Seine histrionische Persönlichkeit ist wirklich immer wieder ein Genuss. „What seems to be the Officer, problem?“. Randy hat leider ein Alkoholproblem und fährt seinen Jungen betrunken vom Karate-Training nach Hause. Er geht so weit, dass er seinen Sohn das Lenkrad halten lässt, während er eine leere Bierflasche nutzt, um zu pinkeln. Stone oder Parker – leider kann ich ihre Stimmen noch immer nicht unterscheiden – hat genau dieses Szenario in seiner Kindheit tatsächlich erleben müssen. Jedenfalls wird Randy der Führerschein weggenommen und er muss den Anonymen Alkoholikern beiwohnen. Zunächst ist er skeptisch, doch bald erkennt er, dass er krank ist und nur ein Wunder ihn retten kann. Selbiges wartet schon auf ihn – die aus dem Arsch blutende Maria-Statue. Nach der kontroversenfreien Folge „Free Willzyx“ schlagen die South-Park-Macher doch wieder gegen Religion aus – diesmal gegen die Christen – und wieder war der Aufschrei groß. Wieder wehrten sich allerhand Gläubige gegen die Ausstrahlung der Folge. Und immer wieder muss man sich fragen, wo der Stellenwert der künsterlischen Freiheit und vielleicht sogar, wo die Selbstironie geblieben ist. Niemand zwingt doch irgendjemanden, diese Folgen anzuschauen. Trotz allem ist Randy mal wieder großartig in der Folge. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass nicht nur Stan eine Rolle in der Folge hat, die anderen Jungs haben ein bisschen gefehlt. Außerdem wird das aus-dem-Arsch-Bluten ein bisschen zu übertrieben dargestellt. Daher 2 Punkte Abzug von mir.

Wieder haben wir eine Staffel hinter uns gebracht, die gespickt ist mit großartigen, einzigartigen Episoden. Mit „Trapped in the closet“ und „Bloody Mary“ waren zwei Folgen dabei, die einen gewaltigen Medienrummel nach sich gezogen haben und die massenhaft Proteste sowie Gesprächsstoff bedeuteten. Ich sehe das alles nicht so wild und freue mich einfach nur, dass es jemanden gibt, der kein Blatt vor den Mund nimmt, sondern einfach lustig ist, ohne unnötige Schranken. Insgesamt erhält die Staffel einen Durchschnittswert von 9,36. Damit ist die neunte Staffel aus meiner Sicht die bislang beste Staffel, die ohne eine richtig schwache Folge auskommt sowie einige Meilensteine der Serie aufbieten kann. Ich freue mich auf die zehnte Staffel! Neue Staffelrangliste:

1. Staffel 9 (9,357)
2. Staffel 3 (9,294)
Staffel 4 (9,294)
4. Staffel 1 (9,231)
5. Staffel 7 (9,200)
6. Staffel 8 (9,000)
Staffel 6 (9,000)
Staffel 2 (9,000)
9. Staffel 5 (8,786)

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