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"Das große Fressen" ist eine makabre Provokation über vier erfolgreiche Männer, die beschließen, einen Abgang im vollen Genuss zu machen. Sie schließen sich in eine große alte Villa ein, lassen tonnenweise feinste Lebensmittel herkarren, laden einige Frauen ein und wollen sich totfressen und -ficken. Wie ein dekadentes Barockgemälde, wie die Beschreibungen des Untergangs der Antike, zeigt der Film die letzten Tage der fest entschlossenen Männer im besten Alter, den höchsten Moment des Glücks anstrebend, um dann so in Frieden sterben zu können. Scheint anfangs noch alles in Ordnung, die Lust ungezügelt und der Spaß groß, so wandelt sich die groteske Komödie am Ende in eine geradezu abartige Farce, ein morbides Trauerspiel voll von Zweifel und Verzweiflung.
Der sexsüchtige Pilot, der muttersöhnchenhafte Richter, der lebensfrohe Koch und der vornehme Fersehmoderator verändern sich von intellektuellen, wohlerzogenen, gemäßigten Menschen im Laufe der Zeit zu gierigen, teils egoistischen Dreckschweinen ohne Hemmungen. Auf Niveau oder dergleichen wird vollkommen gepfiffen, kulturelle Werte werden einfach vernichtet. Wenn es um die niederen Triebe geht, sind wir alle gleich maßlos und primitiv. Sowieso, die einzigen, denen es dann einfach zu viel wird, sind die eingeladenen Nutten. Die Männer und eine ebenfalls gekommene Lehrerin bleiben und übertreiben es weiter bis zum Ende (So viel zu dem Sprichwort 'Dummheit frisst,...').
Satirische Seitenhiebe auf überhebliche Kulturverfechter, auf diese ganze pseudo-feine Gesellschaft, aber auch auf unsere Zeit des permanenten "Lustkonsums" kommen vor allem in der ersten Hälfte des Films extrem häufig vor. Gutes Benehmen, kulturelle Werte werden ersetzt durch Obszönitäten und Perversitäten. Da wird am Tisch und auch beim Sex herzhaft saftig gepfurzt und gerülpst, an allen Ecken gevögelt, und sich an "künstlerisch wertvollen" Aktfotografien aufgegeilt.
Sehr direkt zeigt sich somit die Satire und führt den Zuschauer fast unmerklich in den bitteren Abgrund, als die Männer am Ende ihr Ziel vor den Augen verloren haben, Selbstzweifel bemerken und plötzlich Angst bekommen, vor dem Sterben. Hier wird die eigentliche Provokation und Genialität des Filmes deutlich. Philosophisch gefragt: Was war der Sinn eines solchen Lebens? Was war der Lohn dafür, was bleibt zurück, welches Glück wurde erreicht? Hat man zu Beginn noch heftig mitlachen können, so muss man am Ende in die müden, erschlafften, resignierten Gesichter der mental bereits gestorbenen Edelmänner schauen und die knallharte Wahrheit erkennen.
Als am Schluss noch eine Lieferung Frischfleisch eintrifft, wird sie nur noch wertlos in den Garten geworfen. Die einzigen, die sich darüber dann noch freuen, sind die zahlreichen Hunde, die sich vor dem nach Kot und Leichen stinkenden Haus versammelt haben. 10/10.

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