Wenn es um die filmische Aufarbeitung von Konflikten westeuropäischer Einwanderer mit Ureinwohnern geht, denkt man todsicher zuerst an diejenigen zwischen Siedlern und "Indianern" in Nordamerika. Ab und an wird man aber daran erinnert, dass entsprechende Auseinandersetzungen auch andernorts stattfanden, z.B. in Australien, Kanada oder wie hier eben Neuseeland. Historische Konflikte um das Jahr 1860 zwischen Britisch-Irischen Truppen und den eingeborenen Maori bilden den Hintergrund für diesen bildstarken, ansonsten aber eher durchschnittlichen Abenteuerfilm.
Die junge Irin Sarah O`Brien (Samantha Morton) bekommt einen Sohn von einem Maori; nach dem Tod des Vaters wird der Junge von seinem Großvater entführt. Jahre später brechen - provoziert von einem brutalen britischen Offizier - bewaffnete Auseinandersetzungen aus, in deren Verlauf Sarah ihren Sohn wiedertrifft, der jetzt für die Maori kämpft. Hinzu kommt ein weiterer persönlicher Gefühlskonflikt, denn in den Kämpfen stehen sich ihr alter Freund Doyle (Sutherland auf Folterurlaub) und ihr neuer Lover, der Maori Wiremu (Cliff Curtis) gegenüber.
Mal gleich zum Anfang eine Botschaft an die neuseeländischen Filmemacher: Ja, wir wissen, dass Ihr in Eurem Land wunderschöne Landschaften habt. Aber erstens füllt das keinen ganzen Film, und zweitens verstehe ich dann nicht, warum man in besagten Landschaften noch mit mittelmäßigen Computertricks herumpinseln muss. Und wo wir schon gerade die eher lässlichen Sünden abarbeiten: Den Maskenbildner, der Morton am Ende dieses furchtbar unecht aussehende "Maori-Tatoo" verpasst, hätte ich nicht nur gefeuert, sondern gleich aus der Gilde ausgeschlossen.
Kommen wir aber zum Film als solchem. Eigentlich sind die notwendigen Komponenten für ein ansehnliches Leinwandabenteuer vorhanden: Ein persönlicher Konflikt vor dem Hintergrund eines für die meisten Zuschauer eher unbekannten, frischen Szenarios, blutige Kämpfe, starke Bilder, namhafte Schauspieler. Wirklich mitreißend geriet das Ergebnis dann aber nicht; und das Hauptproblem lässt sich in fünf Worten zusammenfassen: Das Ding ist einfach zäh. Und dabei vermute ich angesichts einer ziemlich sprunghaften Erzählweise und einiger Lücken (die Sutherland-Figur wird überhaupt nicht richtig eingeführt), dass der Regisseur für die Endfassung sogar noch mal kräftig zur Schere gegriffen hat. Tempo ist trotzdem nicht drin; die erste und streng genommen einzige größere Action-Sequenz kommt erst nach etwa einer Stunde; das erwartete große Finale dagegen wird - historisch wohl korrekt - im Wortsinne abgeblasen: der Maori-Chef nudelt die Frau eines Verbündeten-Häuptlings durch und wird von diesen dann (hust) im Stich gelassen. Die verbleibende Haupt-Kampfszene kann sich allerdings durchaus sehen lassen: Eine dynamische Dschungelschlacht, realistisch inszeniert (man beachte etwa das Mündungsfeuer), und trotz FSK 12 mit einigen blutigen Elementen. Vor und nach den Kämpfen folgen wir hauptsächlich der Hauptfigur zwischen den verschiedenen Lagern und Lovern, das kann einen interessieren, muss es aber nicht unbedingt.
Für historisch aufgeschlossene Zuschauer hält der Film dagegen einige interessante Aspekte bereit, vor allem in der Darstellung der Maori. Weitab von der leicht romantischen Indianer-Verklärung, die sogar heute noch in den US-Western (etwa Spielbergs Into the West) dominiert, erleben wir rauhe, manchmal brutale Gesellen, gut bewaffnet und mit cleverer militärischer Taktik, aber auch mit menschlichen Schwächen - den allzu rammelfreudigen Häuptling hatte ich ja schon erwähnt, auch wenn die Szene durchaus doppeldeutig ist. Und die hohe Anzahl von Maori, die auf Seiten der Engländer kämpfen, macht schnell klar, dass es hier nicht um ein simples Gut (Maori) gegen Böse (Engländer)-Schema geht.
In Sachen Schauspieler muss ich einfach mal feststellen, dass ich mit Samantha Morton bislang in keinem ihrer Filme etwas anfangen konnte - irgendwie spielt die immer mit ein bis zwei Standard-Gesichtsausdrücken (mißgelaunt bis verzweifelt), ein glückliches, freundliches Gesicht ist bei ihr einfach nicht im Repertoire (auch wenn die Figur hier zugegeben wenig Anlass dazu hat). Sutherland darf endlich mal wieder was anderes spielen als den toughen Agent, aber die Rolle gibt so gut wie nichts her. Auf Maori-Seite hat mir "Boba Fett" Temuera Morrison als Häuptling ganz gut gefallen, der NZL-Latin-Lover ist dagegen wohl eher gecastet worden, um die Girlies allen Alters ins Kino zu locken.
Fazit: Ordentliches Kiwi-Abenteuer-Drama mit starken Bildern vor interessantem historischen Hintergrund. Zähes Tempo, sprunghafte Erzählweise und die Beschränkung auf nur eine - wenn auch gute - Action-Sequenz lassen das Ganze allerdings phasenweise zu einer Geduldsübung werden.
Je nach Stimmung und Interesse für historische Stoffe sind das irgend etwas zwischen 5 und 7 Punkten; da ich das Szenario ziemlich erfrischend fand, gehe ich mal an die Obergrenze.