Eine blonde, junge Frau verliebt sich im Urlaub in einen Halbaffen im Busch und lebt fortan mit den Wilden - ohne Strom, fließend Wasser und Heizung – kann man das glauben? Eigentlich klingt das absurder als der Humor von der Komikertruppe Monty Pythons - aber genau deshalb kann so etwas nur wahr sein.
Und natürlich weiß dass auch jeder, bevor er den Film sieht: Hier wurde eine wahre Geschichte verfilmt. Das ist schon mal spannender als der ganze Science-Fiction- und Comic-Mist. Aber interessant ist vor allem die Frage: Wie leben die unzivilisierten Menschen im Busch eigentlich und welche Wertvorstellungen haben sie?
Ja und so blöde das klingt, der Film beantwortet diese Fragen ziemlich gut und bettet das Ganze auch noch in eine spannende Geschichte ein.
Dafür kann und muss man die Regisseurin Hermine Huntgeburth loben. Ein neuer Stoff, erstklassig erzählt und das ganze vollgespickt mit Konflikten, die nie Gefahr laufen ins klischeeartige abzudriften. Dazu kommen noch die extrem glaubwürdigen Hauptdarstellern!
Allen voran natürlich die bildschöne Nina Hoss – eigentlich sieht sie ja nicht so aus, als wenn sie fernab der Zivilisation überleben könnte. Doch erstaunlicherweise zweifelt man im Film in keinem Augenblick an ihrem Mut, ihrer Naivität und Entschlossenheit. Wie selbstverständlich nimmt sie die Herausforderung an und gibt in jeder Situation ganz überzeugend die weiße Frau aus dem Westen, die es wirklich versucht – schon das macht den Film sehenswert.
Aber glücklicherweise hat sie auch einen starken Gegenpart bekommen, den Krieger aus dem Busch (Jacky Ido). Bei ihm gefällt besonders, dass er eindeutig Massai ist und sich zu den Traditionen bekennt. Trotzdem kommt er an vielen Stellen seiner Frau entgegen und springt dazu mehr als ein Mal über seinen Schatten.
Die Geschichte ist dadurch nicht im geringsten so schwarz und weiß wie die Hauttönungen der Darsteller. Beide versuchen zusammen zu leben und gehen dafür Kompromisse ein. Bis ... ja, aber auch das erklärt der Film sehr gut und auch schön. Wenngleich möglicherweise einiges beschönigt wird (aber das hier ist ein Film und kein Buch!) Einzig die Figur des italienischen Pfarrers ist ein bisschen zu bärbeißig von Nino Prester dargestellt, aber das fällt nicht stark ins Gewicht.
Sehr schön sind jedenfalls auch die Bilder von Afrika. Oft sieht man unberührte Natur und natürlich auch einfaches Leben.
Positiv überrascht neben Nina Hoss auch Katja Flint, in der Rolle der angepassten weißen Frau Elisabeth. Auch bei ihr wird nichts beschönigt und trotzdem hat man Sympathie für sie.
Insgesamt ist dadurch ein wirklich guter Film über Afrika entstanden, den man nach dem furchtbar langweiligen, klischeebeladenem und schlecht gespieltem „Nirgendwo in Afrika“ Machwerk nicht erwartet hätte.
Das ist umso erfreulicher, weil doch eigentlich alles viel schlimmer hätte werden können. Denn wer an die „Kein Himmel über Afrika“ Katastrophe denkt (mit der untalentierten Vroni Ferres), hätte für „die Weiße Massai“ eigentlich das Gesetz der Serie befürchten müssen und vom Schlimmsten ausgehen können.
Doch genau das ist glücklicherweise nicht geschehen. Afrika und seine Menschen werden hier sehr ernst genommen. Dadurch ist ein schöner, gefühlvoller und interessanter Film entstanden.
Prinzipiell geht es dabei um die alte Geschichte von einem Mann und einer Frau, die versuchen ihre Liebe zu leben. Aber die Umstände, sind hier wirklich neu und alte Klischees daher weit weg.
Ganz weit weg ist die Geschichte dennoch nicht, denn im Anschluß kann sich jeder Mann die Frage stellen, wie viel Busch-Afrikaner noch in ihm steckt.