Review

Ich muss zugeben, dass ich mit niedrigen Erwartungen zu diesem Film ins Kino gegangen bin und hinterher positiv überrascht war. Hatte ich gedacht, „Die weisse Massai“ wäre eine schnulzige und schmalzig-kitschige Love-Story in Afrika, wurde ich doch eines Besseren belehrt. Schade nur, dass ich dennoch nicht sooo viel Gutes über den Film schreiben kann.

Die Geschichte nach einer wahren Begebenheit handelt von der schweizerischen Touristin Carola, die in einem Kenia-Urlaub den Samburu-Krieger Lemalian kennen lernt. Schon bei der ersten Begegnung ist es um sie geschehen: sie hat sich unsterblich in ihn verliebt. Sie lässt ihren Freund Stefan am Flughafen stehen, sucht Lemalian in der Steppe auf und heiratet ihn schließlich. Doch bald wird sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn sie versteht von der ihr fremden Kultur nur wenig und muss sich an zum Teil ungewohnte Lebensumstände anpassen…

Was ein zivilisationskritischer Film zum Aufeinanderprallen zweier völlig fremder Kulturen hätte werden können, ertrinkt in einem Liebesfrust-Marathon. Man sollte ohnehin bedenken, dass „Die weisse Massai“ die Verfilmung einer Bestseller-Autobiografie ist und primär als hoffnungslos romantische Love-Story angelegt ist. Obwohl Kritik einheimischer Sitten (z.B. bei der Fehlgeburt) durchaus vorhanden sind, dienen sie nur dem Rahmen und sind Etappen für (ACHTUNG: SPOILER) das Scheitern der Liebesbeziehung, welche aufgrund zu vieler kultureller Differenzen nahezu unmöglich scheint. Die zu starke Fixierung auf die (auf mich arrogant wirkende) bisweilen glorifizierte Hauptfigur Carola ist ohnehin der Schwachpunkt des Films schlechthin, allerdings aufgrund der Romanvorlage unumgänglich – also hier kein Vorwurf.
Schade nur, dass im Film oft unfreiwillige Komik zum Tragen kommt: Janek Rieke ("Herr Lehmann") chargiert dermaßen schlecht als Carolas eifersüchtiger Freund Stefan, dass es schon nicht mehr feierlich ist. Auch Carolas lächerlich kurzer Besuch zu Hause gerät aufgrund üblicher Klischees - auch in der Charakterzeichnung der Familienmitglieder - schlicht peinlich („Du kannst doch nicht im Busch heiraten!“, Zitat Ende).

Das Drehbuch scheint sich etwa ab der Mitte – möglicherweise der Vorlage geschuldet – in Luft aufzulösen. Nach einer netten Einführung in die fremde Kultur und wunderschönen Landschaftsaufnahmen streiten sich die beiden Eheleute wegen vielen (und dem gleichen) banalen Zeugs etwa aller 5 Film-Minuten immer wieder. Wer will das sehen? Mit zunehmender Laufzeit wird also zunehmend gepflegte und berechenbare Langeweile geboten. Der bis dahin sinnliche, farbenfrohe und pittoreske Liebesfilm wird zur Sezierung der zunehmend unerträglich werdenden Beziehung zwischen Schwarz und Weiß mit kulturkritischen Eckpfeilern. Doch immerhin hat der Film durch diese Widerhaken seinen anfänglich zu glatten Inszenierungsstil abgelegt. Das Ende ist indes unerwartet arm an Kitsch und reich an Glaubwürdigkeit – aber wiederum auch der autobiografischen (und immerhin durchweg realistischen) Bestseller-Vorlage geschuldet.

Bis auf die oben erwähnten Ausnahmen können sich die Leistungen des Ensembles durchaus sehen lassen: Nina Hoss ("Nackt") trägt die Hauptrolle der Carola souverän zwischen Liebe, Verzweiflung und Ernüchterung. Jacky Ido als Lemalian spiegelt ebenfalls sein Dilemma zwischen Liebe und Eifersucht glaubwürdig wider. Von Katja Flint („Marlene“) als Carolas bodenständige und lebenslustige Freundin Elisabeth hätte ich gerne mehr gesehen.
Regisseurin Hermine Huntgeburth sei an dieser Stelle ein kleines Lob ausgesprochen, kommt dieser Liebesfilm doch untypisch nüchtern, nahezu frei von Kitsch daher.

Fazit: Eine in den überwältigend schönen Bildern betörende aber auch ernüchternde Schilderung einer gescheiterten Liebe. Ein Film für Romantiker, der allerdings gute kulturkritische Ansätze zu oberflächlich und unreflektierend abhandelt – dies mag aber eventuell (ich kenne den Roman nicht) der autobiografischen Vorlage geschuldet sein. Einzig schlecht: einige unfreiwillig komische Szenen. Leider glorifiziert der prätentiöse Film seine Hauptfigur zu sehr. Fans von romantischen Liebesfilmen wird `s nicht stören...

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