Mit dem Erstling verbindet mich etwas, denn jedes Mal wenn in meinen Kindertagen Kroko-Horror im TV kam und meine Eltern mich unvorsichtigerweise allein vor die Glotze ließen, flimmerte nicht „Alligator“ oder gar „Die heilige Bestie der Kumas“ über den Bildschirm, sondern jedes Mal „Killer Crocodile“, der angesichts der Italo-Trash-Welle der Achtziger recht spät kam, aber einen gewissen Charme besaß und relativ viel Laune machte.
Fabrizio De Angelis, seines Zeichens berüchtigter, untriebiger Geschäftsmann, auf dessen Kappe auch ein paar Zombieschinken und die „Thunder“ – Trilogie gehen, ließ die Fortsetzung aus Kostengründen damals gleich nebenher drehen, um den nächsten Teil um ein Jahr versetzt rauszuhauen, was ihn als findigen Produzenten auszeichnet, aber nun nicht gerade zur Qualität des Films beiträgt, auch weil man sich den Großteil des Budgets wohl für den Erstling aufsparte und der als Effekt-Spezi gar nicht mal so untalentierte Giannetto De Rossi den Regiestuhl drücken musste.
Nun kann man sich natürlich unschwer ausmalen, dass „Killer Crocodile 2“ freilich nur etwas für die ist, die einen Faible für diesen Trash haben, denn bis hin zum hüftsteifen Riesenkroko-Modell, dass nur das Maul auf und zu machen kann, einigen Effektszenen, die man schamlos aus dem Vorgänger recycelte, sowie Riz Ortolanis Score, der sich dreist an John Williams „Jaws“ – Theme orientiert und auch nur aus dem Vorgänger entliehen wurde, stehen hier alle Zeichen auf Sturm.
Deswegen verwundert es auch wenig, dass man die Idee des Vorgängers einfach ein zweites Mal verwurstete. Wieder werden Fässer mit radioaktiven Müll hinter die nächste Flussbiegung im (vermutlich philippinischen) Sumpf verstaut, nur das eben dieses Mal sich noch ein zweites klassisches Motiv hinzuaddiert. Da hat nämlich ein ausgekochter Touristenanlagenbauer gleich noch die gloriose Idee das alles unter den Teppich zu kehren und so zu tun, als hätte er den ganzen Müll weggeschafft. Doch er hat nicht mit der neugierigen, Autodieben mit der Handtasche eins überbratenden Reporterin Liza (Debra Karr) gerechnet, die flugs aus den Staaten herüberkommt, um sich genauer umzuschauen. Zudem erinnern wir uns, dass am Schluss des ersten Teils doch die Brut zu schlüpfen begann. Na dann Mahlzeit...
Nach dem Kroko-Appetizer zu Beginn, der rein gar nichts mit dem Rest des Films zu tun hat, aber schon einmal den üblichen Luftbläschen-Blubber-Whirlpool-Effekt mit rotgefärbtem Wasser zeigt, wird erst einmal der wirklich überflüssige Alibi-Plot mit einem flugs abtretenden, weil zu neugierigen und unvorsichtigen Reporter und der sich darauf aufmachenden Liza rausgehauen, auch wenn das angesichts der hölzernen, unfreiwillig komischen Dialoge im Grunde nicht vorhandenen Charakteren und fehlender Kroko-Präsenz wirklich niemanden tangiert. Die bedrohlichen Ego-Kroko-Kamerafahrten, halb unter Wasser, sind nur ungenügendes Ersatzmittel.
Wohl auch deswegen hat De Rossi schnell ein Einsehen und wirft dem gefräßigen Flusstier erst einmal ein halbes Dutzend nerviger Plagen nebst Missionsschwestern auf dem Fluss ins Maul. Wahrhaft spektakulär ist das zwar nicht, aber dafür ganz witzig, weil die Kinder ganz offensichtlich so lange mit dem Boot hin und her schwenken, bis es umkippt, was dann aber noch lange nicht erklärt, warum das Boot einen Salto schlägt. Aber nun gut... Wieder viel rotes Wasser und ein Kroko als Resultat, das manchmal halb aus dem Wasser in der Luft hängt.
So geht es dann auch weiter. Liza schnüffelt und stellt unbequeme Fragen, während Kroko auch mal eine ganze Urwaldhütte einrennt und ins Wasser schubst um ans zappelnde Mahl zu gelangen. Irgendwann steht sie ihm dann auch selbst gegenüber, als der freundliche Herr, der sie in die Sümpfe fährt, seinen Genitalien auspacken will, was sie weniger lustig findet, Kroko aber als Anlass sieht, einen Happen zu nehmen und uns damit den besten Effekt des gesamten Films beschert: eine kopflose Leiche.
Ja, „Killer Crocodile 2“ ist wirklich ganz böser Italotrash, der so richtig in der Magengegend schmerzt, wenn die Ader für so etwas beim Zuschauer nicht vorhanden ist. Leider fällt er aber hinsichtlich des Vorgängers auch noch sichtlich ab.
Die Erstlings-Veteranen Kevin (Anthony Crenna) und Joe (Ennio Girolami) leiten dann auch hier rettende Maßnahmen ein, aber Kev, der eine mentale Beziehung zu seiner Nemesis aufbaut, darf dieses Mal nicht mit Außenbordern um sich werfen, dafür Joe allerdings ein zweites Mal durchkauen lassen, was ihn in einer sehr witzigen Sterbesequenz auch dazu veranlasst, endlich die Schnauze voll zu haben und resigniert zu kapitulieren.
Der Rest vom Schützenfest ist dann auch nur noch Standardkost. Kevin findet die nicht dankbare sondern keifende Liza, die ihn aus welchem Grund auch immer kennt, am Ufer, die beiden basteln sich nach einem urig herbeigeführten Beischlaf (Der Dialog is’ Hammer!) ihr Dynamit zurecht und stopfen es dem Kroko ins Maul, weil es sich ein paar hilflose Touristen genehmigen will.
Kevins Kroko-Reiterei muss man übrigens wirklich mal gesehen haben, weil angesichts der Budgetknappheit als Highlight in einigen Szenen, und das ist so was von offensichtlich, man eine Puppe an eine kleines Spielzeugkrokodil geklebt hat und beide einfach kräftig ins Wasser klatschte.
Und warum Kevin dann aus fünf Metern ins Wasser fällt, kann auch kein Mensch erklären...
Ich kann gut verstehen, dass „Killer Crocodile 2“ wenn ich hier mal meine Kollegen durchschmökere, auf wenig Gegenliebe stößt. Denn nüchtern betrachtet, ist das hier schon großer Kokolores, der den Vorgänger noch einmal unterbietet und der war schon keine Ausgeburt cineastischer Revolution.
Doch mit einer großen Portion Ironie kann dieses Machwerk noch Laune machen, gerade weil es stellenweise so arg dilettantisch geriet. Vom Krokodil, das nun wirklich nichts bewegen kann außer seinem Maul mit dem Klapp auf / Klapp zu – Effekt, den vehement grottigen Darstellern und dem Ganzen dann noch die Krone aufsetzende, haarsträubenden Dialoge der Marke „Ich spiel’ den Köder“ gibt es einfach zu viel zu entdecken.
Fazit:
Wenn ich ehrlich bin ganz mieser Kroko-Horror der späten, italienischen Trash-Phase, den man nur mit Faible und Humor ertragen kann. Dann ist er allerdings sehr drollig und ich würde lügen, wenn ich mich nicht stellenweise ganz ordentlich amüsiert hätte. Besser als moderner Monster-Ausschuss solcher Spelunken wie Nu Image sind diese Oldies der Achtziger jedenfalls allemal. Zusammengeklaut, recycelt, billig, unfreiwillig komisch, furchtbar naiv, unwahrscheinlich dilettantisch geschauspielert, mit jedem möglichen Klischee versehen und voller Fehler, aber genau weswegen so unterhaltsam. Ich kann mich diesem Müll jedenfalls nicht gänzlich entziehen, auch wenn das Original mehr hermachte.