Eine Kritik zu einer Serie zu verfassen ist immer etwas schwieriger als einen einzelnen Film. Wie bespricht man die Serie? Analysiert man jede einzelne Folge und zerlegt sie in Einzelteile? Oder schreibt man nur Oberflächlich etwas dazu. Ich entscheide mich für die einfachere zweite Variante, da ich glaube, dass gerade bei einer Mystery Serie, viel Spannung verloren geht wenn man jede Folge auseinander nimmt. Besonders für die Leute die sich trotzdem Kritiken durchlesen, auch wenn die Serie noch nicht beendet ist, um sich einen Tipp zu holen ob es sich wirklich lohnt. Spoiler könnten dennoch auftreten; also Vorsicht!
Nach dem Erfolg von „Lost“, rollte eine wahre Schwemme an neuen Übersinnlichen Serien heran. „Surface“, „Invasion“ und halt „Supernatural“. Von diesen dreien überlebte nur die hier besprochene Serie den Quotendruck. „Invasion“ stand immerhin auf der Kippe und wurde letztendlich doch nicht fortgesetzt. Der Erfolg von „Supernatural“ setzt sich gleich aus mehreren Kriterien zusammen. Als allererstes hat man hier Abschied genommen jede Folge mit einem Cliffhanger zu versehen, wie es seit „Alias“, „24“ oder „Lost“ scheinbar Standard geworden zu ist. Das ist natürlich gut für eine neue Serie, das man als Zuschauer auch mal ein Folge verpassen kann ohne gleich das Gefühl in sich aufkommen zu lassen etwas Wichtiges verpasst zu haben. Natürlich gibt es auch hier einen roten Faden der immer wieder aufgenommen wird, aber bis auf die letzten beiden Episoden sind alle Folgen in sich abgeschlossen. Was für die Nerven auch mal ganz gut ist.
Einen weiteren Punktgewinn macht „Supernatural“ mit der Zielgruppe. Es werden neben den Mystery Fans vor allem auch junge Leute angesprochen, denen „Lost“ zu erwachsen ist. Das liegt schon an der Besetzung der beiden jungen Hauptpersonen mit Jared Padalecki („House Of Wax“) und dem Serienerfahrenen Jensen Ackles („Dark Angel“, „Smallville“). Hinzu kommt dann noch das die Serie mit gutem Gewissen als „Best Of“ der Horrorfilmgeschichte tituliert werden kann. Etliche Fälle der beiden Geisterjäger hat man irgendwo schon mal im Film gesehen oder als Buch gelesen. Etliche „Urban Legends“ findet man wieder, Geister, Dämonen, den Wendigo, den verfluchten Indianerfriedhof, die „Lady in White“, der netten Dame Bloody Mary, die mörderische Vogelscheuche, das verfluchte ehemalige Irrenhaus und selbst eine Backwoodhorrorfolge kommt vor. Man könnte noch weitere übersinnliche Phänomene aufzählen, aber ich will ja nicht alles verraten. Und auch wenn man eigentlich alles wieder erkennt, haben die Macher der Serie (die offensichtlich große Fans des Genre sind, wie es auch später im Making Of deutlich wird) es verstanden alles interessant zu variieren. Nur die Spannung fehlt manchmal, da man natürlich weiß das den Hauptprotagonisten nichts passiert. Dennoch gibt es etliche, für eine Serie, doch sehr gruselige Momente und auch der Härtegrad nimmt im weiteren Verlauf der Staffel etwas zu. Die Effekte selbst sind sehr gut gemacht und wirklich optimal platziert. Einige Momente stellen sogar die PG-13 Kinoauswertungen, der letzten Zeit, in den Schatten.
Wie bei jeder Serie ist natürlich nicht jede Folge gut. Es gibt mal ein paar Durchhänger (z.B. gleich die zweite Folge oder immer wenn sich die Helden auf die hübschen Frauen einlassen), aber diese Augenblicke sind über die 22 Folgen wahrlich zu verschmerzen. Vor allem finde ich es mal wieder angenehm dass sich die Serie um männliche Figuren dreht. Frauen haben im Horrorgenre doch überhand genommen und so tut eine Abwechslung mal gut (und ich bin „Buffy“ Fan…). Auch das der Humor nicht überstrapaziert wird, lässt die Serie wesentlich düsterer dastehen. Auch wenn es einige lustige Wortgefechte zwischen den unterschiedlichen Brüdern gibt.
Schauspielerisch bleibt auch alles im grünen Bereich. Bekannte Gesichter sieht man eher selten (Steve Railsback ist mal eine Ausnahme) und so hat „Supernatural“ etwas Unverbrauchtes zu bieten, ohne an die Klasse von Top Serien wie „Lost“ oder „24“ anschließen zu können. Dennoch machen die beiden Hauptdarsteller ihre Sache mehr als ordentlich und vor allem Jensen Ackles könnte ich mir schon bald im Kino vorstellen (ist ja auch für den vierten „Resident Evil“ als Leon Kennedy im Gespräch). Wer natürlich Probleme mit diesen Gutaussehenden Modeltypen hat, könnte hier etwas Negatives finden. Aber die Macher haben richtig entschieden, wie der Erfolg und die Genehmigung zur 2. Staffel zeigt.
Fazit:
„Supernatural“ ist eine teilweise sehr gruselige Mysteryserie der man unbedingt eine Chance geben sollte. Gerade für Horrorfans macht es Spaß die sämtlichen typischen Genrekonventionen noch einmal in einer Serie verpackt zu sehen. Es gibt viele Widererkennungsmerkmale. Die Aufteilung in abgeschlossene Folgen tut dem Format gut und trotzdem wird der rote Faden spannend (wie z.B. in der klasse Folge: „Shadow“) durchgezogen. Und wie es zu einer guten Serie gehört, sind die beiden letzten Folgen ebenso gelungen wie spannend und bietet dann doch den obligatorischen Cliffhanger zur nächsten Season(auch wenn die Serie so hätte enden können…). Also einschalten damit auch in Deutschland solche Serien den Erfolg verbuchen können, den sie verdienen.