Andie McDowell spielt eine verheiratete Frau, die von ihrem Mann, gespielt von Peter Gallagher, mit ihrer Schwester, gespielt von Laura San Giacomo, betrogen wird, sich jedoch damit abgefunden hat. Sie selbst hatte schon lang keinen Sex mehr mit ihrem Mann, hat aber auch nicht die Offenheit, mit ihm darüber zu sprechen, bis schließlich ein ehemaliger Freund ihres Mannes, gespielt von James Spader, auftaucht, der als Hobby Frauen über ihr Sexualleben interviewt und ihre Beziehung gehörig durcheinander bringt.
"Sex, Lügen und Video" war der erste Kinofilm des späteren Oscar-Preisträgers Steven Soderbergh, der 1989 noch am Anfang seiner Karriere beim Independentfilm stand. Wie später mit "Kafka" oder "Traffic" startet Soderbergh auch hier einen wirklich ambitionierten Versuch, einen künstlerisch wertvollen Film in Szene zu setzten, was ihm, anders als bei den beiden anderen erwähnten Werken jedoch nur ansatzweise gelingt.
Zunächst einmal ist es ziemlich lobenswert, wie offen und ehrlich Soderbergh im prüden Amerika mit dem Thema Sex umgeht, wie ausführlich er die Probleme zwischenmenschlicher Beziehungen aufzeigt und, wie gelungen er für Ehrlichkeit und Offenheit wirbt, aber wirklich unterhaltsam wird der Film trotz guter Ansätze bei der Story, die ebenfalls von Soderbergh stammt, leider nicht wirklich. Das Problem liegt unter anderem in den vollkommen unglaubwürdigen Charakteren. Die betrogene und verschlossene Ehefrau, die ihre Beziehungsprobleme lieber ignoriert, als ernsthaft daran zu arbeiten ist ja noch recht glaubhaft, genauso, wie der Ehemann, der sich sexuelle Befriedigung bei der Schwester seiner Frau verschafft. Die offensichtlich enorm triebhafte Schwester der Hauptfigur ist jedoch schon relativ unglaubwürdig und ihre Handlungen nicht nachzuvollziehen, aber spätestens bei dem Video-Fetischisten, der Frauen interviewt und filmt und keine richtige Begründung dafür hat, warum er dies tut, geht jeglicher Realismus verloren und so wird der Film leider nicht sonderlich dramatisch. Auch die Verhaltensmuster der Figuren während des Films sind kaum nachvollziehbar und so fehlt leider der emotionale Zugang zum Film.
Angesichts des spärlichen Budgets von rund 1,2 Millionen Dollar hatte Soderbergh wohl nicht allzu viele Möglichkeiten bei der Inszenierung. Die Filmmusik, mit der man in Punkto Dramatik noch ein bisschen was hätte ausgleichen können, fällt sehr spärlich aus und verfehlt ihren Zweck. Sonderlich atmosphärisch ist der Film damit nicht. Das Erzähltempo hält Soderbergh zwar genau richtig, setzt aber keine richtigen Höhepunkte, sodass der Film langsam und behäbig, auf sein Ende zuläuft. Stellenweise gibt es ein paar intelligente und vielschichtige Dialoge zu hören, die sich mit den zwischenmenschlichen Beziehungen befassen, teilweise sind diese pointiert und relativ amüsant, aber wirklich unterhaltsam wird "Sex, Lügen und Video" dennoch nicht. Auch ansonsten bleibt der Film inszenatorisch überaus spärlich und spult lediglich die Story ab und gesteht den Darstellern, die leider nicht gut genug sind, um den Film zu tragen, viel Raum ein. Teilweise wird der Film, wie Titel und Thematik bereits erahnen lassen, durchaus erotisch und, zumindest temporär ein bisschen faszinierend, was Soderbergh unter komplettem Verzicht auf Nacktszenen bewerkstelligt. Leider ist dies einer der wenigen Punkte am Film, der wirklich überzeugt.
Andie McDowell, die hier noch am Anfang ihrer Karriere steht, spielt die Rolle der etwas verklemmten Ehefrau ordentlich und sympathisch, aber ihre Kollegen überzeugen leider nicht so recht. Peter Gallagher spielt die Rolle des Ehemanns solide, ohne wirklich Eindruck zu machen runter und ist ohne jegliches Charisma vollkommen austauschbar. Dasselbe gilt auch für Laura San Giacomo, deren Darstellung ebenfalls nicht über das Mittelmaß hinauskommt. Die Darstellung von James Spader ist sicherlich nicht schlecht und passt auch zu seinem undurchsichtigen, mysteriösen Charakter, allerdings übertreibt er es stellenweise ein wenig und wirkt absolut unnatürlich, beinahe apathisch. Der Cast ist sicherlich halbwegs solide, aber angesichts der spärlichen Inszenierung hätte er besser sein müssen, um den Film zu tragen, so kommt "Sex, Lügen und Video" leider nicht über das Mittelmaß hinaus.
Fazit:
Die Story enthält ein paar vielschichtige, für das prüde Amerika überaus offene und teilweise amüsante Dialoge, aber auch überaus unrealistische Charaktere, deren Handlungen leider kaum nachvollziehbar sind. Angesichts der spärlichen Inszenierung, bei der lediglich ein paar erotische und amüsante Momente gelungen sind wird der Film so zu keinem Zeitpunkt spannend oder dramatisch und dieses Loch kann auch der solide Cast nicht füllen. Künstlerisch wertvoll mag das Werk stellenweise sein, unterhaltsam ist es leider dennoch kaum.
48%