Denkt man an große Polizeifilme der letzten Jahre, fallen einem sofort „Cop Land“, „Training Day“ und „L.A. Confidential“ ein, von denen sich dieses gelungene Werk des Nu Image Ablegers Millenium Films inspiriert zeigt.
In der Stadt Edison gibt es die F.R.A.T., eine verdeckt arbeitende Polizeitruppe zur Verhinderung von Verbrechen, die ihre Berichte nicht veröffentlichen müssen. Das nutzt die Einheit gerne, um sich an Verbrechern zu bereichern, z.B. wenn Lazerov (Dylan McDermott) und Deed (LL Cool J) zwei Dealer ausnehmen, einen erschießen und den anderen zwingen den Mord auf sich zu nehmen. Ein düsteres misstrauisches, aber gleichzeitig sehr stimmiges Bild der verdächtigen Spezialeinheit, welches das Thema der korrupten Cops ebenso wie die drei eingangs genannten großen Vorbilder aufnimmt.
Als der Angeklagte sich jedoch bei Deed bedankt, weil dieser für ihn aussagt, macht dies den Journalisten Joshua Pollack (Justin Timberlake) stutzig. Er schreibt einen Bericht über die Sache, indem er die F.R.A.T. kritisch beäugt – und sitzt nach einem Streit mit seinem Chef Ashford (Morgan Freeman) auf der Straße. Ein sicheres Indiz dafür, dass er in ein Wespennest gestochen hat, doch Ashford erklärt, dass seine Anschuldigungen auf Annahmen und nicht auf Beweisen fußen. Denn „Edison“ erweist sich als überraschend realistisches Werk.
Also recherchiert Pollack auf eigene Faust und wendet sich erneut an Ashford. Der will die Story zwar immer noch nicht drucken, da Pollack nicht mit der F.R.A.T. gesprochen hat, bringt Pollack aber in Kontakt mit dem Staatsanwalt sowie dessen Chefermittler Wallace (Kevin Spacey), welche die Sache untersuchen. Doch auch die F.R.A.T. kriegt Wind davon...
„Edison“ ist ein spannender Thriller mit gut erdachten Charakteren, aber auch kleineren Schönheitsfehler. So kann der Film nicht ganz zu den großen Vorbildern aufschließen, da es in der Mitte doch einen etwas unschönen Hänger gibt, ehe sich die Lage wieder zuspitzt und das Tempo bis zum Showdown wieder zunimmt. Zudem könnte die ganze Verschwörung vielleicht einen Tick komplexer sein, zumal Wallace in einer Szene alles auf einmal erklärt. Trotzdem kann „Edison“ seinen Spannungsbogen ansonsten sehr gut halten und vermeidet Längen.
So mag die Verschwörung nicht so komplex sein, das Leben der F.R.A.T. hingegen ist jedoch interessant. Eiskalt gehen sie vor, dürfen nicht heiraten und werden stattdessen vom Chef mit leichten Mädchen versorgt, damit die Treue nicht dem Eheweib, sondern der Truppe gilt. Da ist gerade Deed ein interessanter Charakter, da er seine Freundin Maria (Roselyn Sanchez) zu ehelichen gedenkt und zudem immer wieder moralische Skrupel hat. Gerade diese Unsicherheit verbildlicht „Edison“ sehr gut (z.B. in der Trainingsszene) und macht gerade Deed zum Spannungsfaktor, da die Frage bleibt für welche Seite er sich entscheiden wird. Nicht minder interessant sind Lazerov, sein Partner, der langsam den Halt verliert, und Ashford, der alles auf desillusionierte Weise kommentiert und Werte wie Liebe gnadenlos niedermacht. Da ist Pollack als herzensguter, idealistischer Journalist etwas stereotyp und Wallace kommt etwas zu kurz, doch selten gab es einen Film ohne Hollywoodknete mit so interessanten Charakteren.
Von kurzen Actionszenen abgesehen ist bis zum Showdown nichts von den B-Actionwurzeln von Millenium Films zu merken. Im Finale kracht es dann ordentlich, wenn auch etwas sehr unrealistisch (den Flammenwerfer hätte man sich echt sparen können). So nehmen es hier zwei Charaktere mit der gesamten F.R.A.T.-Belegschaft auf (wobei einer den Löwenanteil killt), was kaum glaubwürdig ist. Dafür ist die Action wirklich sehr schick in Szene gesetzt, Stilmittel wie Zeitlupe werden geschickt eingesetzt und auch der Härtegrad ist erfrischend unangepasst, was dann über den Stilbruch zumindest etwas hinwegtröstet.
Popsingvogel Justin Timberlake verblasst zwar im Kreise der um ihn versammelten Mimen deutlich, schlägt sich aber besser als diverse andere Popstars im Film und ist halbwegs überzeugend. Morgan Freeman und Kevin Spacey sind in ihren kleinen Rollen gewohnt großartig, den besten Job macht jedoch LL Cool J, der Deed zu einem lebhaften und glaubwürdigen Charakter macht. Auch der Rest der Truppe, darunter Dylan McDermott, Roselyn Sanchez und Piper Perabo, leistet durch die Bank weg Gutes, sodass „Edison“ es sogar auf die Kinoleinwand hätte schaffen können.
Alles in allem ist „Edison“ eine Empfehlung für jeden Fan von Polizeifilmen, der es aufgrund einiger kleinerer Hänger nicht ganz mit den Genrereferenzen aufnehmen kann, aber spannende Unterhaltung mit überzeugendem Charakteren und einem actionreichen, wenn auch etwas unpassenden Showdown bietet.