Mit „Presidio“ hat ein solider Regisseur ein solides Genrewerk geschaffen, an dem es auf der einen Seite zwar Einiges zu bemäkeln gibt, der auf der anderen Seite aber mit Sean Connery einen gut gelaunt aufspielenden Top-Star zu bieten hat. Connery’s Performance hinterlässt dann auch mit Abstand den größten Eindruck - zu altbacken und bieder wirken die Kriminalgeschichte, der Konflikt beider Hauptfiguren und die Romanze zwischen Mark Harmon und Meg Ryan.
Im Militärstützpunkt Presidio wird eine Militärpolizistin im Einsatz erschossen. Dem ermittelten Detective Jay Austin (Mark Harmon) wird Lt. Col. Alan Caldwall (Sean Connery) an die Seite gestellt. Beide verbindet eine alte Feindschaft, die durch die Beziehung von Caldwalls Tochter Donna (Meg Ryan) zu Jay Austin neuen Nährboden erhält. Nach anfänglichen Querelen raufen sich die Streithähne jedoch zusammen und lösen den Fall.
Zwei gegensätzliche Charaktere müssen wider Willen zusammenarbeiten. Diese altbekannte Konstellation wird in „Presidio“ vergleichbar dem ein Jahr zuvor erschienen „No Way Out“ (1987) in das Ambiente eines Militärstützpunktes verlegt. Sean Connery mimt dabei den Chef der hiesigen Militärpolizei gewohnt grimmig und bärbeißig und stielt dem blassen Beau Mark Harmon in jeder Szene locker die Show. Der darf als machohafter Großstadtjob nur die gängigen hohlen Phrasen aufsagen, ein paar unspektakuläre 80er-Jahre Verfolgungen bestreiten und nebenbei Meg Ryan flachlegen. Obwohl seine Figur die zentrale Position im Film einnimmt, wirkt sie mit ihren klischeehaften aufrechter-Cop-Attitüden vor allem unsympathisch. Seine Beziehung zu Caldwalls Tochter soll den Konflikt zwischen den beiden Hauptfiguren weiter schüren, obwohl der Zuschauer längst ahnt, dass am Ende die beiden Detectives Hand in Hand den Fall lösen werden. Meg Ryans Rolle bleibt dann auch tatsächlich auf die Affäre mit Mark Harmon und ein wenig Rebellion gegen den patriachialischen Vater beschränkt. Hier wurde eindeutig zu viel Gewicht auf den Nebenhandlungsstrang gelegt und schlicht und einfach Screentime verschenkt. Zumal die Liebesgeschichte wie eine blasse Kopie von „Top Gun“ (1984) oder ähnlicher Heldenmovies aus den 80er wirkt. Hinzu kommt die in der deutschen Fassung unerträglich piepsende Synchronstimme von Meg Ryan, die sie zu einem kleinen blonden Dummchen degradiert aber nach diesem Streifen meines Wissens glücklicherweise geändert verpasst wurde. Ein weiterer Kritikpunkt der deutschen Version sind die stellenweise unsinnigen Dialog bei denen die handelnden Figuren scheinbar aneinander vorbei reden. Möglicherweise war hier ein gelangweilter Übersetzer am Werk, der manche Redwendung einfach nicht adäquat eindeutschen konnte. Stümperhaft ist streckenweise auch der Film an sich inszeniert. Bei der Verfolgung durch Chinatown, bei der Mark Harmon einer Schlüsselfigur per pedes nachsetzt, schmeißen sich die zahlreichen Statisten dermaßen offensichtlich in den Weg des Verfolgenden, dass diese eigentlich gelungene Szene bisweilen unfreiwillig komisch anmutet. Beim finalen Shootout wird dann so ziemlich jedes Klischee gebolzt, dass das Genre bereit hält, nur die Tatsache, dass Meg Ryan nicht entführt wird oder sonst wie die Handlung vorantreiben darf, überrascht wirklich.
Peter Hyams, der nach „Outland – Planet der Verdammten“ (1981) zum zweiten Mal mit Sean Connery zusammenarbeitete, tat gut daran, den Schotten zu verpflichten. Seiner Performance ist es zu verdanken, dass der Film weitestgehend unterhaltsam bleibt und bisweilen sogar komische Momente zu bieten hat. Bis auf eine durchschnittlich gute Krimigeschichte, ein paar netten Postkartenansichten von San Francisco (Kamera ebenfalls Peter Hyams) und dem Esprit von Sean Connery kommt „Presido“ über weite Strecken nicht über das Niveau eines Fernsehfilms hinaus.
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Die lausige Synchronstimme von Meg Ryan.