Wall Street an der Sportwettfront…23.07.2008
Nur negative Kritiken, durchschnittliche Noten, aber dafür mit Al Pacino. Sollte man sich diesen Film ansehen? Diese Frage kann sehr schnell und eingangs beantwortet werden: ja, man sollte. Denn auch wenn das Finale typisch Hollywood ist, auch wenn man den einen oder anderen Handlungsstrang nicht konsequent genug ausreizt oder auf der anderen Seite zuviel einfügt, so ist das Ergebnis doch in höchstem Maße erfreulich anzusehen, durchgehend unterhaltsam und verfügt mit Pacino - in einer Mischung aus „Im Auftrag des Teufels“ und „Heat“ - in guter Spiellaune über ein Pfund, mit dem man auch einen durchschnittlichen Film noch sauber aufwerten kann. Dabei ist es, und das muß auch gesagt werden, schade, daß man sich nicht traut, die kritische und gefährliche Seite des Wettgeschäfts tiefer zu beleuchten.
Brandon hat den Erfolg greifbar vor der Nase, doch den finalen Touchdown beim Collegefootball macht sein Knie nicht mit. So schlägt er sich statt mit Ruhm und Ehre nun mit Geldsorgen und Callcenter-Jobs durch. Doch sein Fachwissen im Football beschert ihm eine Chance, die er ergreifen muß: in New York bietet ihm Walter einen Job als Tipgeber an. Das Geschäft, eine Mischung aus „Ruf – Mich – An“ und teils seriösen, teils mystischen Voraussagen für die Wochenendspiele, macht Brandon zum gefragten Mann, sind doch seine Tips mit einer sagenhaften Quote korrekt. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht die Hybris – und auf die folgt stets der tiefe Fall. Walter indes, herzkrank, überdreht, ehemals spielsüchtig, würde seinen Zögling gern als Ersatzsohn sehen, aber dafür fehlt ihm die Fähigkeit, loslassen zu können. Und so taumeln beide Figuren einem dramatischen Finale entgegen, welches durch Münzwurf entschieden wird – soviel zur Wahrscheinlichkeit von Vorhersagen im Sportwettbereich.
Ach ja, Rene Russo ist auch noch dabei, aber ihre Rolle ist, so übel es auch klingen mag, entbehrlich, genau so entbehrlich wie der Nebenschauplatz bei Herrn Assante zu Hause. Hier wird Zeit verschenkt, die man am Ende nicht mehr aufholen kann – und das Ende des Films ist leider so aufgesetzt, so typisch, so unendlich vorhersehbar, daß es Punkte kosten muß! Schade, denn mit etwas mehr Mut wäre hier ähnliches möglich gewesen wie dereinst bei „Wall Street“. Die Story ist interessant und wird zügig erzählt, sie befaßt sich mit einem hier im Westen eher untergeordneten Thema – angesichts des Verbots der SKL-Fernsehshow ist das auch nachvollziehbar. Sportwetten sind eine Sache für sich, und der Abgrund, der dort droht, ist tief, wird aber im Film leider nur an einem einzigen Fallbeispiel erzählt. Aber so ist das halt in Hollywood, man darf nicht oder traut sich nicht – und so ist dieser Film zwar sehenswert, gut gemacht, aber ein bißchen zu nett - 8/10.