Review

Coolen Typen beim Zocken zuzusehen hatte ja schon immer seinen Reiz. Das amerikanische Kino hat ja eine Vielzahl Klassiker hervorgebracht wie z.B. "Der Clou" oder "Haie der Großstadt" (beide mit Paul Newman).

Dabei geht es immer um die sogenannten "Millimeterentscheidungen" - winzigste Beeinflussungen entscheiden über Sieg oder Niederlage. Doch das funktioniert nur, wenn auch die Charaktere der Protagonisten eng mit diesen Entscheidungen verbunden sind, wenn Abhängigkeiten, gar Sucht vorhanden ist ,wenn die Spannung daher rührt, daß man als Zuseher nicht vorhersehen kann, was letztendlich passiert.

Im Kino läßt sich nun einmal der Zufall des Sports, seine häufige Ungerechtigkeit nicht nachahmen - immer folgt das sportliche Ergebnis automatisch der Idee des Autors...

Hier hat sich Regisseur Caruso die Wettleidenschaft vorgenommen, in diesem Fall die Wetten auf die Ergebnisse der Football-Meisterschaften. Doch der eigentliche Hauptdarsteller Brandon Lang (Matthew McConaughey) ist gar kein Zocker, im Gegenteil er gibt Tipps weiter an Spieler, die sich so eine größere Siegchance ausrechnen.

Dabei schildert Caruso einen ganzen Berufszweig, der sich als eine Mischung aus Showmaster, Versicherungsvertreter und Spekulant darstellt. Lang, der als ehemaliger Footballspieler großes fachliches Wissen mitbringt, wird von Walter Abrams (Al Pacino) in dessen große Wettbüroagentur engagiert und als Star aufgebaut.

Caruso schildert diese Arbeit anfänglich als harmloses Vergnügen, bei der eben ein paar Tipps abgegeben werden und man dann am eventuellen Gewinn beteiligt wird - im Grunde genommen ein fairer Deal. Auch die Werbeshow ist noch ganz erträglich - trotz der sehr üblichen Masche - als dann aber immer stärker Druck auf die Wetter ausgeübt wird und ganz kaltblütig deren Spielsucht ausgenutzt wird, bekommt das Ganze eine äußerst üble Note...

Gleichzeitig läßt Lang immer mehr die Zügel schleifen - um so höher die Einsätze, um so weniger wendet er noch sein Fachwissen an. In einem Anflug von Größenwahn macht er seine Vorhersagen nur noch nach Zufallsprinzip.

Doch mit dieser kritischen Darstellung begnügt Caruso sich nicht - ausgerechnet der Chef des Wettbüros Abrams, der anfänglich so souverän alles im Griff hat ,leidet selber an der Spielsucht und wird Opfer seines eigenen Systems - ähnlich einem Junkie, der als Dealer arbeitet.

Alle diese Abläufe sind absolut unterhaltend anzusehen - auch wenn man sich vieles vorher denken kann, so ist es immer wieder interessant dabei zuzusehen, wie Menschen reagieren im Angesicht dramatischer Entscheidungen.

Doch das allein macht noch keinen guten Film aus - "Das schnelle Geld" krankt an seiner offensichtlichen Inkonsequenz. Er will viel sagen und viel zeigen und scheitert daran, daß er nichts davon durchhält.

Das beginnt schon mit seinem Hauptdarsteller Brandon Lang. Nach seinem schweren Sportunfall ist er gezwungen, sich einen anderen Job zu suchen. Doch die Konflikte ,die er mit sich austrägt, bleiben immer an der Oberfläche. Ich halte McConaughey in diesem Fall nicht für die geeignete Wahl - er ist natürlich überzeugend als ehemaliger Footballspieler und auch als aalglatter Businessman - aber man nimmt ihm seinen Frust niemals ab.

Dadurch das er nicht an der Spielleidenschaft erkrankt ist, bleibt seine Hauptrolle gegenüber jedem kleinen Wetter, der alles verliert, merkwürdig diffus.

Caruso schildert bei ihm eher die typischen Probleme des Aufsteigers, den Verlust der Bodenhaftung durch plötzlichen Reichtum, die Einsamkeit desjenigen ,der nur noch dem geschäftlichen Erfolg hinterher läuft. Das mag auch richtig sein, aber das wirkt in diesem Film eher konstruiert, besonders der Fakt, daß ausgerechnet Conaughey, der auch hier immer selbstbewußt auftritt, so gar keine Frau mehr auf normalem Weg abkriegt...

Stärker drängt sich da Al Pacino auf, der wie üblich sehr präsent ist und mit seinem starken Charakter die Szenerie beherrscht. Er wirkt dabei wie eine Mischung aus "Heat" und "Im Auftrag des Teufels". Er vernachlässigt seine Frau (Rene Russo erschreckend abgemagert) , arbeitet rund um die Uhr für seine Agentur und schüttelt immer wieder einen neuen Trick aus dem Ärmel. Besonders perfide sein Auftritt bei den "anonymen Spielsüchtigen", denen er sehr schlau die wahren Hintergründe ihrer Krankheit aufzeigt, um dann um so kräftiger in ihrer Wunde herum zu bohren...

Allerdings verliert dieser Charakter in dem Moment, als sich dieses Auftreten als Selbstbetrug eines Spielsüchtigen herausstellt. Der bis zu diesem Zeitpunkt durchaus bissige Film verkommt zum Rührstück.

Und diese Kehrtwende ist nicht logisch.

Pacino, der zuvor alles mit klarem Verstand entschieden hat, wird plötzlich zur Marionette seiner Leidenschaften . Zwar erfuhr man von seiner früheren Sucht zuvor schon durch Worte seiner Frau, aber in seinem Verhalten spiegelte sich das nicht wieder.

Jetzt kann man natürlich trefflich darüber philosophieren, daß ja gerade das diese Krankheit ausmacht, daß sie so plötzlich ausgelöst werden kann. Nur stellt das zwei Drittel des Films in Frage, die sich ja der Kaltblütigkeit der Ausbeutung der Wettleidenschadt widmete - ich möchte behaupten, daß Keiner, bei dem diese Krankheit so nahe unter der Oberfläche schlummerte, das hinbekommen hätte.

Pacino wird also zum schwachen Abhängigen und Conaughey erlebt eine Sinneskrise, die ihm jede Fähigkeit raubt - jetzt hängt alles nur noch von dem Ergebnis eines einzigen Spieles ab...und das verläuft dann gemäß den üblichen Reißbrettmustern nach Hollywoodart.

Ein Film ,der Alles sein will : ein spannender Zockerfilm - ein Problemfilm, der über die Gefahren der Spielsucht aufklärt - ein Film über die Einsamkeit in der Großstadt und den Wert der Familie - und ein Sportfilm, der uns an dramatischen Aufholjagden und spektakulären Footballspielzügen teilnehmen läßt.

Leider hält Caruso seine zuerst gewählte Linie nicht durch - so verkommt der Film immer mehr zu einem Brei von Emotionen und Intentionen.

Und alles endet mit den üblichen Klischees (5/10).

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