Review
von Leimbacher-Mario
Da wär die Mami gar nicht mal so stolz...
"Vier Brüder" war gefühlt jahrelang auf meiner Wunschliste, aber manchmal dauert es halt etwas länger. Vielleicht tat die lange Wartezeit aber gar nicht so gut, hätte mir der Film vor 10 Jahren als Teenager sicher wesentlich besser gefallen als heute. Sicher nicht John Singletons Schlechtester, aber auch weit entfernt von dessen Höhepunkten wie "Boyz N The Hood". Die Geschichte um 4 detroiter Brüder, die alle von derselben Adoptionsmutter großgezogen wurden & die nun den Mord an eben dieser aufdecken wollen, ist stellenweise cool, hart & lässig inszeniert. Im nächsten Moment dann oft plötzlich lebsch, dumm, mit Plotholes behaftet & diletantisch gespielt. Vor allem diese Berg- & Talfahrt zwischen Klasse & Flasche nimmt dem Gangsterfilm viel von seiner Überzeugungskraft, Dynamik & schlicht Qualität.
Mir gefällt der funky Soundtrack ebenso wie die verschneite Landschaft der Autostadt Detroit & seinen Ghettos. Auch die Chemie unter den ungleichen Brüdern passt & die gesamte Story von Familie, Liebe & Rache wird heutzutage nicht mehr so oft, geschweige denn gut umgesetzt wie beispielsweise in den 70ern & 80ern. Auch Mark Wahlberg glänzt als Anführer & Badass. Ganz im Gegensatz zu den zwei Rappern Tyrese & Andre von OutKast, die sich zwar Mühe geben, aber eher bei ihrer Musik bleiben sollten. Auch den sonst eher braven Chiwetel Ejiofor kaufe ich die Rolle des Obergangsters nur schwer ab, egal was für ein guter Schauspieler er ist. Das größte Manko an dem Rachethriller ist aber seine Ungleichmäßigkeit. Mal macht er einen auf "Bad Boys", dann auf "Death Wish" und im nächsten Moment kann man fast von so krassen Humor wie bei "21 Jump Street" sprechen. Das passt hinten und vorne nicht & wirkt unüberlegt, unsympathisch, ungelenk. Entweder schlechtes Writing, manch ein Schauspieler lag daneben oder beides. Oft weiß der Film selbst nicht was er sein will & ob er sich ernst nehmen soll. Da hätte ich einen durchgehend harten Ton viel mehr begrüßt. Insgesamt halten sich tolle Szenen & Kopfschütteln die Waage. Trotzdem bleibt man dran & der Film spannend. Warum die Brüder nie mit Konsequenzen rechnen müssen & nicht im Geringsten darauf eingegangen wird, was die Mutter zu diesem blutigen Rachefeldzug sagt, kann ich beim besten Willen nicht verstehen.
Fazit: Singleton-Mittelmaß. Vor allem durch die tonalen Schwankungen, lebschen Witze & hirnlosen Logiklöcher nicht der Rache-Thriller, der dabei hätte heraus kommen können. Etwas schade!