Vier ungleiche Brüder auf den Spuren des John Wayne...
Bobby (Mark Whalberg, „Boogie Nights", „The Departed") und Jack (Garrett Hedlund, "Eragon") sind weiß, Angel (Tyrese Gibson, „2 Fast 2 Furious", „Baby Boy") und Jeremiah (André Benjamin, „Be Cool", „Revolver") schwarz - doch die vier haben eine ganz besondere Bindung, die über ihren gemeinsamen Nachnamen hinausgeht: sie alle wurden als Problemkinder von der gutherzigen Evelyn Mercer (Fionulla Flanagan, „Transamerica") adoptiert und auf den richtigen Weg gebracht. Nach langer Zeit treffen sich die ungleichen Brüder am Grab ihrer Adoptivmutter wieder, die alte Dame wurde beim Einkaufen im Supermarkt von Gangstern erschossen. Da das Quartett den ermittelnden Polizisten nicht so recht vertraut, stellen sie selber Untersuchungen an und befördern dabei die unangenehme Wahrheit ans Licht: Evelyn, der „Engel" der Detroiter Vorstadt, war nicht zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort, sie wurde von bezahlten Killern hingerichtet.
Die Spur führt zum lokalen Gangsterboss Victor Sweet (Chiwetel Ejiofor, „Inside Man")...
John Singleton („Boyz n the Hood", „Shaft - Noch Fragen?") gelingt es nach seinem Totalabsturz "2 Fast 2 Furious" wieder, seine alte Klasse zu erreichen, indem er den Grundplot des John-Wayne-Westerns „Die Vier Söhne der Katie Elder", abgeändert und stark modernisiert, als Ghetto-Rachestory neu erzählt.
Anstatt stilistisch an zahlreiche neuere Actionfilme und Thriller anzuknüpfen, die sich mit ihrem übertriebenen Einsatz von besonders „kreativen" filmischen Mitteln oder durchgestylten Schießereien eher anbiedern, erweist sich Singleton als Vertreter der alten Schule und setzt bei den eher rar gesäten Actionszenen mehr auf Härte und Realismus als auf bombastische Effektspielereien.
Neben einigen kleinen Shootouts und einer toll inszenierten Verfolgungsjagd auf eisglatter Strasse bildet hier die minutenlange Belagerung des Mercer-Hauses den Höhepunkt.
Obwohl vom Actionanteil her recht zurückhaltend, besitzt der Film dennoch eine tolle Optik und die ungeheuer atmosphärischen Aufnahmen vom verschneiten Detroiter Vorstadtghetto oder von schneebedeckten Friedhöfen und zugefrorenen Seen hinterlassen einen sehr positiven Eindruck.
Storytechnisch schlägt „Vier Brüder" sichere Wege ein und hält von Anfang bis zum Ende die Spannung aufrecht, wozu noch einige mehr oder weniger überraschende Wendungen beitragen. Positiv fällt auch auf, dass typische, meist nervende Gangsta-Klischees ausgespart wurden und man stattdessen versucht, das ziemlich skrupellose Handeln der Hauptfiguren verständlich zu machen, ohne aber den moralischen Zeigefinger zu erheben oder das teilweise brutale Geschehen zu verherrlichen.
Das Drehbuch lässt den Akteuren ziemlich viel Zeit, sich zu entfalten und nimmt jeden der vier Brüder mit seinen Eigenarten genauer unter die Lupe. Dadurch wirken die Charaktere (mit denen übrigens wenig zimperlich umgegangen wird) äußerst lebendig statt platt und eindimensional, wie es bei derartigen Produktionen leider so oft der Fall ist.
Einzig ein paar wenig gelungene komödiantische Handlungsstränge, die zur Auflockerung der sonst so düsteren Story dienen sollten, hätte man sich sparen können. Diese Anwandlungen von Humor (etwa die Streitereien zwischen Angel und seiner Jugendliebe Sofi) flackern aber nur kurz auf und trüben das gute Gesamtbild kaum.
Dass der Plot funktioniert liegt neben der guten Regieleistung natürlich auch an den soliden Schauspielern, wobei diese allesamt keine Glanzleistungen vollbringen und daher recht austauschbar wirken; Mark Whalberg hinterlässt als schießwütiger und unberechenbarer Ex-Boxer noch den besten Eindruckt. Tyrese Gibson, Dauergast in Singletons Werken, Outcast-Sänger André Benjamin und der Newcomer Garrett Hedlund wirken eher blass, ohne dabei negativ aufzufallen und auch die restliche Cast macht ihre Arbeit ordentlich und routiniert.
Vollends überzeugen kann der tolle Soundtrack, wobei völlig auf genretypische Hip-Hop-Klänge verzichtet wurde und man stattdessen funkige Stücke von Interpreten wie The Temptations oder Marvin Gaye wählte, die das Geschehen auf der Leinwand bestens unterstützen.
Fazit: „Vier Brüder" erweist sich als spannender Revenge-Thriller, der sich mit seiner realistischen Inszenierung angenehm von der vorherrschenden Hollywood-Kost abhebt. Mit überzeugenderen Darstellern und einem Verzicht auf einige humoristische Handlungstwists würd's mir aber noch besser gefallen!