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Nachdem er mit "2Fast 2Furious" einen eher durchschnittlichen Mainstreamstreifen inszeniert hatte, kehrt Regisseur John Singleton (Shaft 2000) mit "Vier Brüder" wieder in die Hood zurück. Nebenbei präsentiert er uns damit auch ein klasse Revenge-Movie, das sich hinter Kollegen wie "The Punisher" und "Walking Tall" nicht zu verstecken braucht. Einmal mehr wird hier zudem bewießen, dass solide Darsteller, eine vernünftige Handlung und gute Old School-Action einen besseren Actioner ergeben als schnelle Schnitte, aufgeblasene CGI-Effekte und frisch aus dem Fitnessstudio rekrutierte Laiendarsteller.

Bobby (Mark Wahlberg), Jack (Garrett Hedlund), Angel (Tyrese) und Jeremiah (Andre Benjamin) sind unterschiedlicher Hautfarbe und dennoch Brüder: Einst hatte die gutherzige Evelyn Mercer (Fionnula Flanagan) die schwer erziehbaren Jungs adoptiert und auf den rechten Weg gebracht. Als die alte Dame bei einem Überfall auf einen Lebensmittelladen ermordert wird, kommt es zur Wiedervereinigung des ungleichen Quartetts. Als ein paar Befragungen in der Nachbarschaft ergeben, dass die Tote regelrecht hingerichtet wurde, nehmen sie das Recht in ihre Hand und beginnen einen blutigen Rachefeldzug...

Aus dem Quartett stechen vor allem Mark Wahlberg (Corruptor) und Tyrese (Der Flug des Phoenix) heraus. Vor allem von Letzterem hätte man nach "2Fast 2Furious" eine solche Steigerung nicht erwartet. Wahlberg kann hingegen als Hitzkopf bestechen und man nimmt ihm den harten Kerl durchaus ab. Andre Bejamin (Hollywood Cops) macht ebenso einen passablen Job, was auch auf Garrett Hedlund (Troja) zutrifft. Der lokale Oberschurke wird hier von Chiwetel Ejiofor (Serenity) verkörpert, der allerdings nicht beeindruckend genug ist und anscheinend nur durch Demütigungen seiner Untertanen gefährlich wirken soll. Peinlich würde jedoch eher zutreffen. Bei "Shaft 2000" hatte Singleton mit Christian Bale als Fiesling eine gute Wahl getroffen. Hier leider nicht. Terrence Howard (L.A. Crash) und Josh Charles (S.W.A.T.) machen in ihren Parts als guter und korrupter Bulle eine zufriedenstellende Leistung.

Das Action-Highlight in "Vier Brüder" ist eindeutig der Shootout am Mercer-Haus, wo neben Desert Eagle und Schrotflinte auch mal eine G36 und die Steyr Aug-Machinegun zum Einsatz kommen. Hart und dennoch überwiegend realistisch zieht Singleton hier das blei- und bluthaltige Szenario über die Bühne. Ein weiterer Leckerbissen für Actionfreunde ist die Autoverfolgungsjagd mit anschließender Hinrichtung der Mörder. Der Showdown ist zwar weniger temporeich, dafür aber spannend und überraschend. Moralisten dürften bei der Vorgehensweise der Mercer-Brothers mal wieder die Augen verdrehen. Denn Bobby und seine Brüder geben einen Dreck auf politische Korrektheit und üben das Gesetz aus ihrer Sichtweise aus. Die Kulisse des in tristem Schneematschgrau gestalteten Detroits trägt dann noch die nötige Härte zu Singletons ruppigem Stil bei. Ohnehin liebe ich Action in winterlicher Kulisse a'la "Stirb langsam 2", "Wild Christmas" oder "Das Ende - Assault on Precinct 13". Zudem fühlt man sich bei Detroit als Location gleich an Streifen wie "True Romance" und "Out of Sight" erinnert. Demnach kann die Kulisse hier enorm viel beitragen, damit "Vier Brüder" seine Rauheit und Härte über die gesamte Spiellänge beibehalten kann. Bei der Charakterwahl der vier Hauptprotagonisten hat man wenig falsch gemacht, und man lässt ihnen auch noch genügend Platz für die eine oder andere emotionale Szene. So fließt auf dem Klo so manch bittere Träne. Die ernste Story versucht man nebenbei noch mit ein wenig Humor aufzulockern, was allerdings unterschiedliche Auswirkungen hat. Während die Sequenzen mit Angel und seiner La Vida Loca-Bitch nicht stören, aber auch nicht zwingend nötig sind, kommen Sweets Demütigungen seiner Bimbos ziemlich peinlich und deplatziert daher. Früher hat der Obermotz den unfähigen Handlanger einfach umgenieten und Ruhe war im Karton. Warum nicht auch hier? Der Score wurde von David Arnold passend eingesetzt, weshalb man hier auch nichts zu meckern hat. Zwar ist die Story recht simpel, kann aber dennoch Spannung erzeugen und wartet vor allem gegen Ende mit einigen Überraschungen auf.

Somit ist "Vier Brüder" einer der besseren Actioner von 2005 und eine wohltuende Abwechslung zu aufgepumpten CGI-Spektakeln a'la "Stealth". Und jene Moralisten, die immer noch über "Vier Brüder", "Walking Tall" und Konsorten herziehen, sei hier nun gesagt, dass niemand sie dazu zwingt, sich solche Streifen anzuschauen. Ich denke mit Filmen ist das wie mit dem Essen. Ein Vier-Gänge-Menü in einem First Class-Restaurant mag eine gute Sache sein, doch manchmal hat man einfach auch Hunger auf leckeres (je nachdem) Fastfood!

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