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Sergio Leone brachte mit "Zwei glorreiche Halunken" seine legendäre "Dollar"-Trilogie zu Ende und schuf gleichzeitig einen König unter den Italowestern. Bis heute leidet der Film in Deutschland unter seinem völlig unpassenden und nichtssagenden Titel, weshalb er wohl vielen kein Begriff ist, anders als der viel bekanntere "Spiel mir das Lied vom Tod". Zudem ist der Titel auch noch falsch, da es ja nicht zwei, sondern drei Halunken sind.

Von diesem Ärgernis der deutschen Fassung abgesehen, gibt es keinerlei Kritikpunkte an diesem Meisterwerk. Wer einmal alle genretypischen Elemente in einem Film perfekt vereint sehen will, ist hier genau richtig, es gibt alle gängigen Locations eines Westerns zu sehen, die Ironie kommt nicht zu kurz und natürlich darf auch das Duell am Ende nicht fehlen. Dies bildet in "The Good, the Bad and the Ugly", so der englische Titel, gleichzeitig einen kongenialen Schluss, der zu den besten der Filmgeschichte gehört, bei dem in einer einzigartigen Perfektion alles zusammenpasst und bei dem der Aha-Effekt durch die Aufgreifung diverser Ereignisse vom Anfang nicht ausbleibt.

So wie das Ende lässt auch das vorherige Geschehen keine Wünsche offen, zunächst wird der Zuschauer ins kalte Wasser geschmissen und hat in den ersten 20 Minuten keine Ahnung, wer eigentlich wer ist und ist so zum Aufpassen gezwungen. Mit der Zeit erschließen sich einem die Charaktere, wobei man den "Blonden" und Tuco lieb gewinnt, obwohl diese keinesfalls zu den klassischen Westernhelden mit weißer Weste gezählt werden dürfen. Beide sind Halunken, Eastwood eher gerissen und hinterlistig, Tuco der Brutale, doch letztendlich verfolgen alle dasselbe Ziel: Einen Schatz im Wert von 200.000 Dollar und um an den zu gelangen, ist allen Beteiligten jedes Mittel recht.

Das zeigt sich auch an der gezeigten Härte, die, wie in allen Spaghettiwestern, eine entscheidende Rolle spielt. Selbst in den leicht gekürzten Fernsehausstrahlungen ist der Gewaltgrad noch recht hoch. Noch ein Wort zu den Fassungen: Der ca. 170minütige Director’s Cut bildet wohl die Idealfassung, die TV-Fassung ist bis auf zwei kleine Schnitte quasi identisch. Bloß von der alten, ca. um 20 Minuten geschnittenen Fassung sollte man die Finger lassen, da fehlt sowohl viel Gewalt als auch in meinen Augen wichtige Handlung und vor allem die kultigen Texteinblendungen, durch welche die Rollenverteilung noch klarer wird.

Den "Guten" spielt Clint Eastwood mit einer einzigartigen Coolness und viel Ironie. Mit den drei "Dollar"-Filmen wurde er zur Legende, wer ihn hier sieht, weiß warum. Obwohl auch er Dreck am Stecken hat, hat er dank seiner unvergleichlichen Art die Sympathien auf seiner Seite. Lee Van Cleef als "der Böse" ist ebenfalls eine Legende, zumindest in dieser denkwürdigen Rolle, die ihn unvergesslich macht. Dritter im Bunde ist Eli Wallach als "der Brutale", der durch seine leicht tollpatschige Art trotz einiger Gewaltausbrüche sympathisch bleibt. Er zeigt eine sehr gute Leistung, reicht aber nicht ganz an Eastwood und Van Cleef heran.

Für die Filmmusik war ein echter Meister zuständig, der berühmte Ennio Morricone, der sich hier mal wieder selbst übertroffen hat. Seine unvergleichlichen Klänge geben dem Film den letzten Schliff, das Thema von "Zwei glorreiche Halunken" ist längst Kult und jedem bekannt und wird auch im Film häufiger aufgegriffen. Seine besten Stücke sind meiner Meinung nach aber erst am Schluss zu hören, einmal der epische Frauenchor, als Tuco minutenlang über den Friedhof rennt und dann noch die Hintergrundmusik zum legendären Trio-Duell.

Man merkt schon, wie oft hier das Wort "legendär" oder "Kult" fällt, doch genau das bringt "The Good, the Bad and the Ugly" auf den Punkt. Drei Götter der Filmbranche, Leone, Eastwood und Morricone haben sich hier vereint und schufen einen in allen Belangen großartigen Film, der durchaus als Meisterwerk bezeichnet werden darf, sich den Genrethron aber mit "Spiel mir das Lied vom Tod" teilen muss. Ein echter Klassiker!

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