Der deutsche Titel „Zwei glorreiche Halunken“ steht zumindest für zwei der Hauptfiguren, doch der englische Titel (eine Beinahe-Übersetzung des italienischen Originaltitels) erfasst sie alle drei: „The Good, the Bad and the Ugly“.
Böse ist in diesem Falle der Kopfgeldjäger und Auftragsmörder Angel Eyes (Lee Van Cleef). Er hat zwar ein Mindestmaß an Prinzipien, tötet jedoch für seinen Vorteil selbst diejenigen, die ihn kurz zuvor noch bezahlt haben. Bei seinem neuesten Auftrag erfährt er von dem Opfer jedoch noch von einer Schatztruhe, welche 200.000 Dollar in Goldmünzen erhält und deren Versteckt nur noch eine Person kennt. Damit gibt „Zwei glorreiche Halunken“ schnell den begehrten Gegenstand preis, um sich dann erstmal eine Weile von dem Gold zu verabschieden.
Denn die erste Stunde des Films dient fast allein dazu das Verhältnis zwischen dem Banditen Tuco (Eli Wallach) und einem namenlosen Fremden (Clint Eastwood), von allen nur Blonder genannt, zu klären. Der Blonde ist der Gute des Titels – will heißen soweit der Italowestern Gute überhaupt zulässt, denn auch er tötet Gesetzlose ohne mit der Wimper zu zucken und betrügt Bürger, indem er ihnen Tuco ausliefert, das Kopfgeld kassiert und ihn schließlich befreit. Tuco, der Hässliche des Titels, ist nämlich überall gesucht, ein verlogener Windhund, dem man nicht über den Weg trauen kann.
So zerschlägt sich die Partnerschaft der beiden und sie wollen aneinander, als Unerwartetes geschieht: Sie treffen einen Sterbenden, welcher um das Geheimnis des in einem Grab versteckten Goldes weiß. Tuco erfährt den Namen des Friedhofs, Blonder den des Grabes. Notgedrungen sucht man gemeinsam, doch auch Angel Eyes ist hinter dem Schatz her…
„Zwei glorreiche Halunken“ ist ein mal wieder meisterlicher Leone-Western, der den Fokus klar nicht auf Action legt. Klar gibt es ein paar Duelle, die eine oder andere Schießerei sowie die Kriegsepisode, die mit der imposanten Sprengung einer Brücke endet, doch bei einer epischen Lauflänge von 170 Minuten sind diese eher dünn gesät. Doch Sergio Leone erweist sich mal wieder als Meister seines Faches: Das finale Duell ist an Spannung kaum zu überbieten und die Schießerei in der Geisterstadt ist ein Meisterstück, welches das letzte Drittel fantastisch einleitet.
Auch sonst bietet „Zwei glorreiche Halunken“ die von Leone gewohnte Brillanz: Eine staubige, trockene Atmosphäre, perfekt inszeniert und zu jeder Zeit top aussehend. Dazu der Score von Ennio Morricone, der mal wieder absolut grandios ist. Neben der Titelmelodie wäre hier vor allem das absolut brillante Musikstück zu nennen, als Angel Eyes sein erstes Opfer aufsucht (jenes Stück recycelte Quentin Tarantino auch in „Kill Bill Vol. 2“). Bei dem mal wieder genialen Zusammenspiel von Regisseur und Komponist lässt „Zwei glorreiche Halunken“ magische Momente nicht missen: Das Sterben des Kommandaten als er endliche die erlösende Explosion holt, die Endszene mit dem Kreuz und dem Galgen oder Angel Eyes’ Einreiten am Hause seines ersten Opfer.
„Zwei glorreiche Halunken“ lebt von dieser Atmosphäre und dem Zusammenspiel der Hauptcharaktere. Es handelt sich wieder um total abgebrühte Figuren, von denen aber jede über ein eigenes Profil verfügt. Der schweigsame Fremde überzeugt mit Gerechtigkeitssinn und wenigen Worten, die jedoch stets ins Schwarze treffen („God isn’t with us because he hates idiots.“) Angel Eyes hingegen ist ebenso gewitzt wie eiskalt, ein Bilderbuchschurke mit viel Charisma und daher auch einem gewissen Maß an Sympathie. Dazu Tuco als stets untergebutterter Halunke mit loser Klappe, der immer wieder für Witz sorgt, aber in Einzelmomenten auch ernste Szenen hat (z.B. das Zusammentreffen mit seinem Bruder).
Da verschwindet die Story und das ist nicht weiter schade, denn die Schatzsuche ist eher eine Art roter Faden. Bis Tuco und Blonder um das Geheimnis des Schatzes wissen ist bereits mehr als ein Drittel des Films vorbei, Angel Eyes erfährt erst in der zweiten Hälfte, dass die beiden das Geheimnis kennen. An ein paar Stellen könnte sich „Zwei glorreiche Halunken“ etwas kürzer fassen (z.B. die Wüstenwanderung von Tuco und dem gefangenen Blonden), doch trotzdem ist Leones Werk über die gesamte stattliche Lauflänge durchweg spannend.
Clint Eastwood spielt erneut seine Paraderolle als Held mit Schattenseiten, hart, zynisch, aber doch gerechtigkeitsliebend – und das natürlich mit Bravour. Lee Van Cleef als Gegenspieler ist ein herrlicher Schurke, aber auch Eli Wallach als windiger Schurke mit unerwartet gutem Umgang mit dem Colt muss nicht hinter den beiden Genregrößen zurückstehen. „Zwei glorreiche Halunken“ ist wirklich perfekt besetzt und toll gespielt.
Es mag zwar nicht Eastwoods bester Film sein, doch sowohl für ihn als auch für Leone ein ihrer besten Arbeiten. Gelegentlich könnte sich „Zwei glorreiche Halunken“ etwas kürzer fassen, aber das trübt den Spaß an diesem staubigen Westernepos nicht: Brillante Bilder, ein toller Score, das richtige Maß trockener Humor und packende Actionmomente. Macht 8,5 Punkte meinerseits.