Review

Der Mensch mit Gottes Fähigkeiten. In unserer Zeit scheint dieser unheimliche Zustand mit der Gen-Technologie zu kommen. Doch was ist wenn wir ganz neues Leben erschaffen könnten? Künstliches Leben, designt um unsere Arbeit abzunehmen, um uns reich oder einfach nur Freude machen, oder einfach nur als Unterhaltung.
Ist sowas vertretbar? Was passiert wenn dieses künstliche Leben seine eigene Existenz zu hinterfragen versucht? Und was ist wenn so eine künstliche Lebensform zu uns gehören will.... ein Mensch sein will....?

Ein Haufen ethischer und moralischer Fragen, deren Beantwortung uns Spielberg in seinem Film A.I. - Künstliche Intelligenz nicht abzunehmen vermag. Vielmehr klärt uns der Film über die Feinheiten dieser Kontroverse auf und überläßt uns letztenendes die Antwort......

Der Film schwingt in einem sehr weiten Radius zwischen Kitsch und Genialität (böse Zungen behaupten, die Genialität wäre Kubrick zuzuschreiben, während Spielberg für den Kitsch verantwortlich zu machen ist).
Die Story an sich ist zwar nicht neu, aber in einer noch nie dagewesenen Art aufgelegt. Visuell und emotional bombastisch und läßt doch Platz für stilles Nachgrübeln über die Misere in der sich Roboterkind David (Haley Joel Osment) befindet.

Die Story ist für einen Spielberg-Film teils überraschend düster und 'abgehoben'.
Der Anfang, die Einführung in die Story, ist ziemlich knapp und direkt geraten, wobei man bei einem 148 Minuten Film doch einige Längen vermuten durfte. Noch darf hier und da gelacht und geschmunzelt werden (nicht zuletzt wegen der Einführung von 'Teddy'). Allerdings rückt die Story unaufhaltbar und kontinuierlich auf dunkle Terrain zu, in dem sich der Rest des Filmes abspielen wird...
Die Mitte des Films (beginnend mit der Einführung von 'Playboy-Mecha' Joe (Jude Law) zeichnet sich durch eine Blade-Runner-ähnliche, düstere Umgebung aus. Grell, dunkel, überfüllt.
Gigolo Joe (eitel, nur auf's eine gepolt, im Grunde aber ein 'Guter') und David treffen sich unter denkbar ungünstigen Umständen. Alte und zur Verschrottung gedachte Mechas werden zur Belustigung 'des Pöbels', ganz in der Tradition der alten römischen Spiele, zerfetzt, gesprengt, in unzählige Einzelteile zerlegt.
Völlig unerwartet zeigt Spielberg uns einen von ihm eher ungewohnten Grad der Brutalität und Perversion (auch wenn es nicht um Menschen geht, aber DAS ist ja gerade die Aussage des Films).
In letzter Sekunde gelingt David und Joe die Flucht, und treten somit in den dritten und letzten Teil ein.
Das Finale scheint unendlich weit hergeholt zu sein. Ein Zeitsprung von 2000(!) Jahren schickt uns in einer ganz andere Umgebung und das Ende ist dermaßen unerwartet, daß es fast schon so aussieht, als wäre aus völligem Fehlen von Ideen, resultiert. Dieser erste "Schock" legt sich jedoch schnell, und in das Neo-Märchen A.I. schließt mit einem wunderbaren, märchenhaften und philosophischen Ende.


Die Story hat mehrere Schwerpunkte, und auch mehr als ein "Finale".
Die Story ist nicht gerade Komplex, und dennoch gibt es keine 'gewöhnliche' kontinuierlich-ansteigende Spannungskurve. Was aber nicht im Geringsten negativ zu berwerten ist.
Kubricks Vorlage wurde von einer sadistischen und wirren Zukunftsvision in eine wunderbares Märchen (für Erwachsene) umgeformt, und überraschenderweise klappte das vorzüglich!
Alle Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und vorzüglich besetzt, wobei aber niemand auch nur annähernd so offen inszeniert wird, wie David.

Emotional gesehen ist AI ein recht merkwürdiger Film. Ein Film zum eintauchen, aber auch zum Nachdenken. Ein Film mit Humor, der gleichzeitig auch tragisch ist. Ein Portrait unserer Gesellschaft, daß uns jedoch völlig fremd erscheint.
Der Film hat keine Hänger und keine Längen (wenn man zwischendurch nicht unbedingt mal strullern muß, kommen einem die 2 1/2 Stunden ziemlich kurz vor).
Die schauspielerische Performance ist ebenfalls sehr ansprechend, und Osment bestätigt sich selbst mal wieder als Ausnahme-Talent.
Von den Computer-Effekten braucht man gar nicht mehr zu reden. Wir sind an einem Zeitpunkt angekommen bei denen es einfach nicht mehr angebracht ist, die Qualität von Hollywood-Filmen zu loben. Besser wird’s nicht mehr. Vor etwa 2-3 Jahren haben wir die Grenze zu digitalen Perfektion (nun ja, in einigen Bereichen) überschritten.
Und das sind auch die Effekte in AI. Perfekt.... Diskussion überflüssig.
Das Score ist auch sehr interessant. Nicht der Oberhammer, aber durchzogen von befremdlichen Untertönen, nie glanzvoll und pompös aber auch nicht ständig gefüllt mit einer schweren Tragik, so daß man keinen einzigen seiner teuer gekauften Nic Nacs herunterwürgen kann.
Eine ausgewogene Mischung, die hervorragend zu der emotional-durchgemixten Story paßt.

FSK-12 sollte wirklich (ähnlich wie bei JP) die absolute Untergrenze darstellen. Nicht nur aus Gründen des 'seichten Sadismus' und der 'leichten ''Gewalt''.
Die gesamte Geschichte, alle moralischen Fragen die aufgeworfen werden überragen nun wirklich den Horizont 11- oder 12-jähriger Kiddies.


Einer der wenigen Filme die man einfach gesehen haben MUSS. Und sei es auch nur um mitreden zu können. Auf einer Skala von 1 bis 10 sind 9 Punkte durchaus gerechtfertigt. Wundervolle Besetzung, ein guter Regisseur (der's anscheinend doch noch draufhat), tolle Effekte, Musik, Sets, Schnitt, etc. etc. ....



(C) 2001
Feedback und / oder Fragen an den Autor: [[ writers_dominion@hotmail.com ]]

Details
Ähnliche Filme