Review

"Flashdance" kam zwischen den beiden anderen Vorzeigewerken des Genres heraus - einige Jahre nach "Saturday Night Fever" und ein paar Jahre vor "Dirty Dancing" - und setzte auf ein ähnliches Grundmuster. Im Gegensatz zu Musicals a la "Grease" bildet auch hier die zeitgenössische Musik das Fundament, zu der entsprechend modern getanzt wird. Dadurch entsteht eine hohe Identifikation nicht nur mit dem Film als solchen, sondern mit der Zeit, in der er erschien - und damit im besten Fall eine Symbiose. So bleibt "Flashdance" bis heute ein Symbol für das Lebensgefühl der frühen 80er Jahre.

Genauso wie zuvor John Travolta ist hier Jennifer Beals ein unverbrauchtes Gesicht, daß zur Identifikation einlädt. Damit sind die Parallelen allerdings zu Ende, denn "Flashdance" bietet nicht nur mitreißende Musik, sondern eine völlig hohle Story, der jegliche Authentizität fehlt. Im Gegensatz zu der urbanen Atmosphäre von "Saturday Night Fever" , aus der sich nachvollziehbar das Gebahren auf der Tanzfläche entwickelt - letztlich nur eine Interpretation der Straßenkämpfe - ist hier das Leben der jungen Alex eine konstruierte, aus möglichst allen Versatzstücken, die nach hartem,realen Leben klingen, zusammengesetzte Schmonzette.

Genau der Vorwurf, der fast grundsätzlich den meisten Werken des Genres nachgesagt wird, ist hier berechtigt - nämlich das es sich um eine unlogische, oberflächliche Story handelt. Aber ist Logik wirklich ein essentieller Bestandteil dieser Art Filme ? - Ich meine nicht - wichtig ist hingegen eine atmosphärische Dichte, eine Identifikation mit der Protagonistin und eine nachvollziehbare Dramatik.

Doch hier versagt "Flashdance" ,indem er einfach zu viele Elemente zusammensetzt, die in sich nicht stimmig sind. So lebt die hübsche 18-jährige Alex allein in einer Riesenwohnung, deren schöner großer Parkettboden zu ausgiebigen Tänzen Platz bietet. Ihr einziger sozialer Kontakt außerhalb der Arbeit besteht zu einer alten Dame, die sich wünscht, daß Alex mal eine richtige Tänzerin wird.

Als Kontrast dazu arbeitet Alex als Schweißerin in einem Stahlwerk, was immer wieder Anlaß dazu gibt, sie in Worker-Klamotten zu zeigen und lässig über das Firmengelände laufen zu lassen. Ihre Tanzfreude lebt sie in einem merkwürdigen Tanz-Club aus, der im Gegensatz zum Nachbar-Etablissement die Mädels zwar erotisch tanzen läßt, aber immer nach einer raffinierten Choreographie und mit speziellem Bühnenbild und natürlich ohne sich nackt ausziehen zu müssen oder gar von Männern anfassen zu lassen. Ansonsten ähnelt das Lokal jedem anderen Bumsschuppen. Diese Locations strotzen vor Unglaubwürdigkeit, werden aber noch durch die dramatischen Entwicklungen übertroffen.

So bemüht sich ihr Chef des Stahlwerks darum, mit ihr ausgehen zu können, was sie zuerst immer mit der Bemerkung ablehnt, daß sie nicht mit ihrem Chef ausgeht. Warum kein anderer Kerl oder Kollege Interesse an ihr zeigt, ist nicht erkennbar, aber wahrscheinlich benötigt sie einen Typ mit Autorität. Jedenfalls genügt eine kleine Bemerkung von ihm, um einen "schweren Zwischenfall" ,als sie von einem Rüpel körperlich bedrängt wird, zu entschärfen. Und als er es endlich schafft, sie zu einem Essen zu überreden, da bestellen sie gleich eine Pizza, gehen zu ihr nach Hause und landen sofort im Bett.

Das Ganze ist im Grunde eine unerträglich unausgegorene Mischung aus einem natürlichen, selbstständigen und selbstbewußten Working-Girl, daß weiß was es will und einem unsicheren, eifersüchtigen,kleinen Mädchen, daß Unschuld und Unberührbarkeit ausstrahlt und sich nicht traut, vorzutanzen.

Das ist auch der einzige Konflikt, den sie zu haben scheint und dessen Überwindung den Hauptinhalt der Story darstellt. Dagegen hat sie keine Probleme ihre beste Freundin quasi an den Haaren aus einem Stripteaseschuppen zu zerren ,um sie wieder auf den rechten Pfad zurück zu bringen - diese Art der Problemlösung ist dann auch beispielhaft für den gesamten Film, der keine echten Konflikte beinhaltet.

Aus der heutigen Sicht wirken diese Storyelemente dermaßen an den Haaren herbei gezogen, daß der Film immer mehr an Fahrt verliert und man bei stark fallendem Interesse auf das Ende wartet. Allerdings kann ich mich erinnern, daß ich den Film in den 80er Jahren völlig anders empfand. Vorstellbar ist deshalb, daß die hier geschilderte Story genau den damaligen Zeitgeist traf, der sehr viel wert auf Äußerlichkeiten legte. Doch heute muß man konstatieren, daß diese Mischung aus hartem Schweißeroutfit, temperamentvollen Tanzszenen und braver Natürlichkeit nicht mehr wirkt, die Atmosphäre nicht zeitlos ist.

So bleibt die Musik und einige Tanzszenen, wobei man in der letzten Szene schon gut das Double zu Jennifer Beals erkennt.

Fazit : In der Reihe der berühmten Tanzfilme mit Abstand der schwächste Film. Atmosphärisch wirkt "Flashdance" aus heutiger Sicht nicht mehr überzeugend,denn die Story ist in ihrer Konstruiertheit und behaupteten Authentizität regelrecht peinlich.

So nehmen die "dramatischen" Ereignisse um die junge, unverbrauchte, aber doch so natürlich ,lebenstüchtige Alex mit der Zeit die Freude an den Tanzszenen und der schmissigen Musik.

Nur noch als Erinnerung an den Zeitgeist zu empfehlen (3/10)

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