Die wunderbare deutsche Synchronisation, so wird David Chiang von Elmar Wepper und Ti Lung von Christian Brückner gesprochen, gibt nach den Anfangscredits eine Zusammenfassung der kommenden Geschehnisse:
"Das Schwert des gelben Tigers" berichtet vom Kampf Lei Lis, des Einarmigen, gegen Lung I Chi, dem Herren der Tigerburg...
"The New One-Armed Swordsman" ist ein Remake Chang Ches seines eigenen "One-Armed Swordsman" von 1967. Der Hauptdarsteller des Originals, Wang Yu, verließ 1970 die "Shaw Brothers" in Richtung Raymond Chows "Golden Harvest".
Es wird kolportiert, das der "New One-Armed Swordsman" die Rache Chang Ches an Wang Yu sei.
Die Besetzung des Films ist erstklassig, so ist David Chiang in der Hauptrolle wohl in der Rolle seines Lebens zu sehen. Aber auch sein kongenialer Partner Ti Lung liefert eine gute Vorstellung ab.
Einen hervorragenden Gegenspieler verkörpert der "Shaw Brothers" Vertragsschauspieler Ku Feng ab, der in unzähligen "Shaw Brothers" Filmen zu sehen war. Später taucht er u.a. in Tsui Harks "Peking Opera Blues" auf.
In einer wichtigen Rolle ist auch der spätere "asiatische Charles Bronson" Chen Sing zu sehen.
Der Film verbindet klassische Studio-Atmosphäre mit imposanten Aussenaufnahmen des Studiogeländes. So wurde die berühmte Brücke extra für den Film gebaut und taucht später u.a. in "Die tödlichen Zwei" wieder auf.
Nach den furiosen ersten 20 Minuten nimmt Chang Cheh merklich das Tempo raus und der Film wird zusehends melancholischer. Leider kommt es in dieser Phase zu einigen unfreiwillig komischen Szenen, als David Chiang seine "Künste" als Einarmiger Kellner demonstriert.
Ein erstes Ausrufezeichen setzt Chang, als er in einer atmosphärischen und fulminant gestalteten Rückblende, die Herkunft des Schwertes klärt. Überhaupt ist der Film stilistisch nahe am damals populären Italo-Western ala Leone.
Die Verbrüderungsszenen von David Chiang und Ti Lung sind eine Sache für sich. Für westliche Augen sind die durchaus homoerotischer Natur, für die Chinesen bedeuten sie Freundschaft und Brüderlichkeit. Diese Merkmale kann man auch in den Hongkong-Filmen von John Woo entdecken.
Das der Filmhändler Dieter Wahl "Das Schwert des gelben Tigers" als Versuchsfilm der Scotia verkaufen konnte, ist wohl den genialen Action Set-Pieces zu verdanken.
So ist der Kampf von Ti Lung in der Tigerburg, die mit seiner "Zweiteilung" endet schon furios, wird aber noch von dem Showdown noch mal getoppt.
Die Stürmung der Tigerburg durch Lei Li ist ein Klassiker, der im Swordsplay-Film neue Massstäbe setzte und bis heute nicht übetroffen wurde. Die Szenen auf der Brücke, wo er sich durch eine Hundertschaft von Feinden metzelt, ist unvergesslich.
Auch die Szenen in der Burg sind von einer Rasanz, die einen umhaut.
Choreografiert wurde das Ganze von Liu Chia Liang aka Lau Kar Leung, der später Regisseur wurde und u.a. den Klassiker "Die 36 Kammern der Shaolin" in Szene setzte.
Fazit: Eine der ganz großen Klassiker der Shaw Brothers, der in seiner deutschen Fassung noch gewinnt.