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Die beiden Schwestern Grace und Violet leben, abgeschieden von der Gesellschaft, in einem großen, alten Haus und fassen einen Plan. Sie wollen einen Mann verführen und ein Kind mit ihm zeugen. Die einzige Bedingung ist, dass sich keine in diesen verlieben darf. Für beide scheint es nur ein Spiel zu sein. Doch das frivole Treiben fordert einen hohen Preis, als Violet die Regeln bricht.

Soweit der Covertext. Und dazu gratuliere ich den Leuten von EMS auch ganz herzlich, denn mir wäre soviel nicht annähernd eingefallen. Es gab in meiner Kindheit die so genannten Uz-Pakete. Die waren äußerlich wunderschön verpackt und man war richtig gespannt was einen darin erwartete. Doch am Ende lauerte, nachdem man sich durch alle Schichten durchgekämpft hatte, nur ein minimales Präsent. Genauso kommt mir auch Stephanie Sinclairs Film vor. Von außen betrachtet sieht das alles schick aus und auch die ganzen Zutaten sind von erster Güte. Die Bilder wurden komplett digital gedreht und die (spärlich eingestreuten) Effekte bieten einen erstaunlichen Glanz. Überhaupt ist der ganze Streifen optisch überragend. Auch die vielen kleinen Spiele mit der Kamera wissen zu gefallen, genauso wie die drei durchweg guten Schauspieler. Der mit Abstand gelungenste Punkt ist jedoch der wunderschön stimmige Soundtrack, der irgendwo zwischen orchestral und synthetisch, ideal zu den opulenten Bildern passt.

Hört sich doch bisher insgesamt sehr gut an. Doch weit gefehlt, denn jetzt naht das dicke Ende in Form von bösem Gemeckere der biestigen Puppe, denn der Film als solcher ist wirklich selten dämlich und schleppt sich im Tempo einer halbseitig gelähmten Schildkröte voran. Beginnt dann irgendwann der Abspann, fragt man sich wirklich, was das ganze eigentlich sollte. Selbst wenn man wirklich versucht die Story ernst zu nehmen (was nahezu unmöglich ist), bleiben gegen Ende nahezu alle Fragen unbeantwortet. Was sollten die Visionen vom Vater? Was wollen uns die Rückblenden sagen? Wie hängt das alles mit den Bildern zusammen, die beide malen? Lebt ihr Lover noch oder ist er verbrannt? Wieso hat der Typ zwischendurch mit ihrer Schwester gevögelt? Weshalb wollten beide überhaupt ein Kind? Fragen über Fragen.

Natürlich kann man sich, wenn man genug Zeit hat, irgendetwas zusammenreimen, doch ein Film, der optisch so gelungen ist, sollte wenigstens den ein oder anderen Sachverhalt aufklären.

Aber selbst das wäre ja noch nicht mal das schlimmste, wenn die Geschichte nicht so grauenhaft langatmig wäre. Erst flüchtet der Typ, dann kommt er wieder zurück, dann will er beide beklauen, dann überlegt er sich das doch wieder. Dann fährt er wieder zurück, um mit seiner Ex zu schlafen, am nächsten Tag hängt er aber dann doch wieder bei den Schwestern rum. Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn.

Vielleicht dachte Madame Sinclair, dass ihre optischen Spielereien reichen, um den Zuschauer bei Laune zu halten, doch leider liegt sie damit völlig daneben. Dazu gesellt sich noch ein Ausgang, der gleichermaßen unverständlich wie bescheuert ist.

Hätte man sich um die Story mal mehr Gedanken gemacht, wäre hier wirklich etwas richtig Gutes möglich gewesen, denn die Voraussetzungen dafür waren ja gegeben. So bleibt unter dem Strich eigentlich nur schön fotografierter Unsinn mit tollem Soundtrack übrig.

Story: 0 + filmisches Ambiente 9 : 2 ergibt in der Gesamtnote dann eine knappe 5

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