Nun, so viel hatte ich von diesem Film gehört. Angeblich sollte er total eklig und beklemmend sein, harter Stoff. Ich wusste um was es im Prinzip gehen sollte, hab mich auf das Schlimmste eingestellt und dann kam es irgendwie doch nur halb so schlimm wie ich erwartet hatte.
Natürlich ist das Thema an sich schon derb. Für viele wird das Thema an sich auch völlig neu sein, manche wissen vielleicht nicht mal, dass es derartige Fetischisten gibt, die sich daran aufgeilen, die völlige Kontrolle über eine Frau zu haben und diese fetten, schwabbeligen Körper auch tatsächlich schön finden (und, dass es im Gegenzug dazu, Frauen gibt, die sich freiwillig(!) einer derartigen Tortur unterziehen). Neu war mir das Thema nicht, daher vielleicht auch nicht sooo schockierend wie der Film vielleicht beabsichtigt zu sein. Auch von der Umsetzung hatte ich weitaus Schlimmeres erwartet, nachdem der Film als dermaßen skandalträchtig propagiert wurde.
Ich glaube, allein die Darstellung der dicken Frau, wie sie trotz allem doch immer irgendwie glücklich wirkt, ob wohl sie so fett und in ihren Bewegungen stark eingeschränkt ist, entschärfen das Ganze gewaltig. Würde die Frau gegen ihren Willen festgehalten, würde sie sich gegen ihren Feeder wehren statt ihn nur anzuhimmeln oder würde sie wenigstens Einwände gegen die Internetshow zeigen, dann würde sich beim Zuschauer bestimmt eine stärkere Abneigung gegen das Ganze einstellen. So kann man das Ganze Geschehen zwar nicht billigen, die wenigsten werden auch dem Spiel etwas erotisches Abgewinnen können und spätestens gegen Ende wird es auch ziemlich eklig, aber so richtig Abstoßend fand ich es nicht. Eher enttäuschend, da ich etwas Härteres erwartet hätte und vor allem bleiben auch die Charaktere an sich recht blass. Warum der Feeder z. B. zu dem geworden ist, was er ist, wird immer nur wage angedeutet. Warum und wie die Frau zu ihm gekommen ist wird ebenfalls nicht wirklich klar. Vermutlich übers Internet aber wird das ausdrücklich erwähnt? Denke nicht.
Alles in allem bleibt der Film immer nur Mittelmaß, es gibt zwar ein paar krasse Szenen die den Zuschauer bestimmt aufwühlen und zart besaiteten Zuschauern ist der Film sicher nicht zu empfehlen aber selbst mit der Szene aus "Sieben" würde ich das Ganze nicht vergleichen, da fand ich den Mord an dem Fresssack bei "Sieben" schon krasser…
Nicht wirklich verstanden habe ich, was der Regisseur mit den Vergleichen zwischen dem harten, lieblos wirkenden Liebesspiel von Philip und seiner schlanken, notgeilen Freundin und dem "Liebesspiel" von Michael und seiner gemästeten Freundin bezwecken will. Soll der Zuschauer sich überlegen welche Szenen nun "besser sind", wahre Liebe wiederspiegeln, oder was? Soll man sich fragen ob nicht jeder von uns auf irgendeine Weise einen Stich hat?
Immerhin spitzt sich am Ende die Situation doch noch recht stark zu und wird noch mal recht spannend und interessant, sonst würde das Ganze völlig in die Hose gehen. Wer einen schwachen Magen hat wird in den letzten Minuten sicherlich mit der Übelkeit zu kämpfen haben ;-)
Irgendwie denke ich man hätte aus dem Stoff einfach mehr machen können (und müssen), so wirkt das Ganze einfach zu belanglos und nicht wirklich schockierend.