Review

"Feed" reizt ein zugegebenermaßen originelles Motiv aus, das unverkennbares Gruselpotenzial hat, das aber auf nicht immer überzeugende Weise. Ein neureicher, gutaussehender und zunächst unverdächtig erscheinender junger Mann mästet Frauen und bewahrt nach deren Ableben ihr Fett in schwarzen Beuteln auf. Am Anfang wird auch ein wenig die Geschichte vom Rechtsanwalt und "seinem Teil" aufgewärmt. Das alles wird in einer kalten, unbeteiligten Erzählweise und mit nur wenig Stil und Atmosphäre dargebracht. Die wichtige und interessante Frage: Hat mein Recht, selbst über meinen Körper zu bestimmen, Grenzen? wird thematisiert, aber eine echte Antwort liefert dieser Film nicht. Die Umsetzung der Perversions-Motive ist effektetechnisch sehr gelungen, mein Fall ist der Streifen dennoch nicht. Das liegt vor allem an der Neben"handlung" um den klischeehaft dargestellten, aus unerfindlichen Gründen international eingesetzten rauhbeinigen Internet-Ermittler und seine ebenfalls klischeehaft dargestellte nymphomane Freundin, inklusive langweiliger Erotikszenen. Diese haben in diesem Kontext wohl kaum einen Sinn, da Liebhaber von Erotikfilmen sich wohl eher andere Filme ausleihen würden. Weiter fragt sich, ob Brett Leonard mit den fiesen Schwabbelszenen um das Speck-Modell Deirdre Fett-Fetischisten erregen will oder eher Freunde des Absonderlichen ein gepflegtes Gruselerlebnis bereiten möchte. Wie auch immer, der Film ist sehr unappetitlich, und wer die Restaurant-Szene aus Monty Python's The Meaning of Life mag (die tausendmal besser ist), wird möglicherweise auch hier auf seine Kotz... äh, Kosten kommen. Der makabere Aspekt in Form von schwarzen Tüten mit purem Menschenfett ist jedenfalls interessant. Fraglich bleibt nur, ob die ständigen "Das ist ja krank"-Kommentare des Ermittlers ihn als moralische Instanz etablieren sollen oder ihn angesichts des seltsamen Verhältnisses zu seiner Freundin als Doppelmoralisten entlarven. Die Gefahr, von dem Abgrund, in dem man hineinschaut, selbst verschlungen zu werden (siehe die tolle Schlußepisode aus Alex Chandons "Cradle of Fear"), wird hier lediglich in vagen Ansätzen thematisiert. Mutig jedoch, das "Opfer" des Fütterers bis zum Schluß den freien Willen betonen zu lassen, aus dem es die makabren Prozeduren über sich ergehen läßt. Wie es in der Akte X-Folge "Drei" heißt: "Hier sind zwei erwachsene Menschen, die sich einig sind, also verschwinden Sie!"

Insgesamt ein ungewöhnlicher, provokanter Film, dessen Botschaft jedoch im Unklaren bleibt und dessen Figuren teilweise leider bekannten Stereotypen verpflichtet sind.

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