Teenie-Slasher, die zweihundertneunzehnte! Aber Moment, diesmal nicht a la Scream, komplett mit Genreparodie noch und nöcher. Nee, diesmal lassen wir uns ganz originellen Vorläufern inspirieren: Bill und Ted meets Braindead. Und wenn die sich schon getroffen haben, brauchen wir erst recht keine Story mehr oder Hintergründe oder Charakterisierungen. Müßte doch ankommen bei der konsum- und spaßgeilen Jugend heutzutage. Funktioniert angeblich auch, wenn man sich die Kommentare hier anschaut. Nur, warum war dann sowohl bei uns als auch in den USA kein Schwein im Kino?
Vielleicht wollen die meisten Zuschauer doch lieber eine einigermaßen erzählte Geschichte sehen. Davon gibts in der lieben Killerhand nicht allzuviel. Und weil den Machern das offenbar bewußt gewesen ist, stoßen sie den Zuschauer gleich rein ins Geschehen. Ein, zwei Sätze, dann gleich mal zwei Morde, die uns im weiteren Film übrigens nie richtig erklärt werden, noch ein Blick auf die Hauptfigur und die Sache ist klar. Jeder weiß, woran er ist. Gehirnschonend, klar. Liegen ja alle noch an der Kasse.
Da haben wir also den hübsch zurechtgemachten Dauerkiffer, der insgeheim, wenn er sich nicht gerade mit seinen Zero-Boys eine Tüte reinzieht, doch glatt dem Nachbarsmädel hinterherschmachtet. Passend dazu, daß er auch gleich noch von einer bösen Macht besessen ist (zumindest seine Hand), die alles meucheln möchte, was ihr in die Quere kommt. Warum, das kriegen wir später. Ist auch nicht so wichtig. Auf jeden Fall haben wir die Grundlage für ein paar hübsche Gore-Szenen. Dazwischen wird hysterisch rumgehampelt und angekifft dahergefaselt. Alles wahnsinnig cool und groovy und irrsinnig komisch, wenn man den IQ eines Tennisschlägers hat. Nur schmeißt so was natürlich nicht den ganzen Film, was dann auch das Hauptproblem der "unnützen Hände" (so der Originaltitel) ist. An Titelheld Anton ist so ziemlich nichts dran, kein Charme, kein Witz, bloß Kreischerei.
Aber seine Eltern meucheln darf er, und seine Freunde, und zwei Polizisten und noch viel mehr. Immerhin, sounds like fun. Am Ende liegt er im Krankenhaus und scheint damit durchzukommen. Wieso, weiß keiner.
Also rüberblenden zu seinen Kiffhead-Kumpels. Die sind wenigstens gut ausgesucht, hadern aber auch mit der Logik. Ihre Rückkehr aus dem Totenreich ist so hanebüchen wie ihr Schutzengelauftritt. Immerhin sorgen sie für einen netten Spruch hie und da, müssen phantasievoll dran glauben und sind somit während des Restfilms für jeden Ekelgag zu haben.
Gleich gegenüber die nette Freundin. Jessica Alba läßt zwar jeden Fünfzehnjährigen aus dem Stand ejakulieren, doch das Drehbuch gibt keinen Hinweis, warum sie auf einen Satz auf einen Nachbarsjungen fliegt, der sich wie ein halbspastischer Epileptiker benimmt, beim Heavy Petting mal eben seine Hand an den Bettpfosten bindet und außerdem noch mit Blut bespritzt ist.
Nebenbei wird noch Vivica A.Fox als Druidenpriesterin in disguise verschwendet, deren Auftritte wohl komisch gemeint waren, obwohl sie nur da ist, um das Geschehen schön unzureichend zu erklären.
Und schon steht die Spaßfraktion auf den Stühlen und schüttelt die Fäuste. Ist doch ein Fun-Film. Harhar, der große Kracher bei Chips, Bier und Joint. Johö, die Bierflasche steckt im Kopf, die Stricknadel im Hals, Mama fehlt ein Auge, die Katze brauchte was zum Knabbern, scheißegal, erst mal'n Bong.
Klar, kann ich verstehen. Braindead war Fun pur, aber nur weil mir der Gross- und Goreouthumor nicht um seiner selbst Willen um die Ohren geschleudert wurde.
Hier passen die einzelnen Elemente einfach schlecht zueinander, statt Ironie setzt man auf Geschwindigkeit und Slapstick. Keine inhaltliche Vorbereitung, keine realistischen Folgen, keine moralischen Bedenken, keine nachvollziehbaren Figuren, kein sich steigernder Aufbau.
Wie sagt Seth Green am Ende so treffend? Das wars? Genau, ebenso schlaff wie der Showdown ist der dramaturgische Aufbau, der Höhepunkte nur setzen kann, wenn sich mal wieder ein Glied abgesäbelt wird. Zwischendurch dann wieder ernsthafter Splatter, also bitte, was denn nun? Chaos pur, Sitcom in Kinolänge, dafür auf Splatterlevel. Unausgegoren, hier wußte wohl keiner definitiv, was er wollte. Trotzdem nervt der Trubel bisweilen, weil man eine Figur sucht, an die man sich halten kann und das ist leider nicht der Hauptdarsteller. Es ist niemand, zumindest nicht in diesem Film.
Trotzdem will ich hier keinen bekehren. Für den gröhlenden Party-Abend wird den Film schon irgendein Kumpel aus der leicht angestaubten Horror-Abteilung herauszaubern und dann gehts ab. Prima, wenn es funktioniert. Aber mich beschlichen ständig Fragen wie: Kenne ich das nicht schon? Was habe ich jetzt davon? Ja, und?
Somit ein echtes Unikat: vollkommen und absolut sinnfrei, ansehbar aber trotzdem ungenießbar, weder Fisch noch Fleisch, aber trotzdem voller Innereien. Aber sogar ich kenne ein paar Leute, die sich damit einen bärig guten Abend machen könnten. Ich lad derweil dann doch wieder Freunde ein und wir ziehen uns gemeinsam mal wieder "Is was, Doc?" oder "Eine Leiche zum Dessert" rein.
Aber die Splatterszenen, die waren schön! (3/10)