Review

Wenn "Contact" die realistische Variante von Erstkontakt mit Aliens war, dann ist "Species" die gestaltgewordene Klischee, sprich "Alien"-Variante Nr.351.
Neuerungen: spielt in der aktuellen Zeit, hat ein bißchen Aufregungspotential wegen des Themas Gentechnik und kommt mit reichlich Titten daher. Auf ins Gemetzel...

Ehrlich, man kann "Species" für einen verdammt unterhaltsamen und spannenden Film halten, ohne sein Gesicht zu verlieren, aber die kalte Berechnung, die hinter der Gleichung steht Alien + Frauenkörper + Paarungsbereitschaft = jede Menge Blut und Action steht, kann auch das Deckmäntelchen des neugeformten Zwitterwesens, dass sich nur auf seine tierischen Instinkte verläßt verbergen.

Sehen wir es also realistisch. Es ist SF-Spannungskino, ein Jäger- und Gejagte-Film, wie sie immer schon beliebt waren. Halbwegs geschickt wird da Sympathie für das weibliche Wechselbalg erweckt, daß aus einer Verbindung menschlicher und außerirdischer DNA entstand. Erst will man es vergasen, als es noch ein Kind ist, da sind wir schon mal auf seiner Seite. Dann leidet es Qualen beim Verpuppen und wir leiden mit. Klar, eine Schaffnerin muß dran glauben, aber das Mitgefühl hält, Drei-Wetter-Schmacht!
Später ist es dann eine triebige blonde Schönheit - und der verzeihen wir doch alles, weil sie sich ja nur paaren will, nicht mal, um die Weltherrschaft zu übernehmen, sondern weil es genetisch in ihr tickt. Wehe, wenn sie losgelassen.

Deswegen wirken die Anstrengungen der Menschenrasse, ihren Fehler wieder glattzubügeln, auch immer etwas grob. Der Teamleiter ist ein kalter Fisch (klasse kühl: Ben Kingsley), seine Mannschaft hat nur Wissenschaftler, medial Begabte (hübsch schüchern: Forest Whitaker) und einen Killer (nett eckig: Michael Madsen) und die kennen nur die gnadenlose Vernichtung als Ziel, Zweifel kommen da nur in Schüben kurzfristig auf.

Um uns den moralischen Zwiespalt zu erleichtern, ist die schöne Fremde dann instinktiv gnadenlos bei der Partnersuche, rupft schon mal Wirbelsäulen raus, schiebt Galanen die Zirbeldrüse per Zunge durch den Nacken oder ersäuft sie im Pool. Schlecker!
Zum Schluß aber erklärt der Film sich erzählerisch eh für bankrott und verwandelt das "Species"-Dings einfach in ein Alienmonstrum, womit sowohl die Zuschauer als auch die Verfolger auf Autopilot schalten können. Hau weg das fiese Ding, bevor es sich vermehrt, wir haben schon genug Arbeitslose.

Der Showdown mit all seinen PC-Tricks ist dann leider auch der schlechteste Teil eines sonst brauchbaren Films, denn in einer unterirdischen Kaverne schickt der Plot nicht nur das fähigste Mitglied (der Killer natürlich) aus dem Bild und läßt die übrigen beiden Überlebenden in Not geraten, sondern zeigt auch nicht sehr viel Einfallsreichtum. Da ist ein Fuß gerade so lange eingeklemmt, wie es dramatisch nötig ist; da sucht einer der Jäger wie Hirni in einer hochgelegenen Felsnische nach dem Wesen, obwohl es ihm auf die Methode hin locker den Kopf abreisen könnte und zum finalen Schuß kommt natürlich erst mal ein fetter Machospruch, ehe für einen extra doofen Schlußgag jeder vernünftige Gedanke fallen gelassen wird. Nur raus hier, jaja...

Vorher aber, solange das Alien seinen Verfolgern noch einen Schritt voraus war, kann er den Zuschauer richtig fesseln, wenn dieser bereit ist. Aliendesigner Giger hat sich alle Mühe gegeben, etwas Neues zu bieten und wenn es denn nicht ganz aus dem Computer stammt, sieht das Vieh auch prima aus. Es splattert vereinzelt und wir wünschen uns sogar noch etwas mehr Tiefe beim Verfolgerteam, das aus ganz brauchbaren Charakteren besteht.
Die etwas überlange Exposition ermüdet zwar beim zweiten Sehen, aber dennoch kann der Film seinen Schnitt halten - nicht originell, aber brauchbar.
Wäre jedoch nicht Giger und der halbwegs namhafte Cast gewesen, das Ding würde zur Direct-to-Video-Ware gerinnen binnen Sekunden. Kommt auf ein "okay" heraus. (7/10)

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