Dark Places, aha, also die Hölle, ein Keller, Bielefeld, ein dunkler Wald?
Oder doch nur das übliche Spukhaus auf dem Lande, in dem zwei Omen-Kinder ein bisschen Shining spielen?
Zumindest liegt von Beginn an eine merkwürdige Stimmung über dem Geschehen, wenn die gescheiterte Kunstlehrerin Anna (Leelee Sobieski) von der kalten und abweisenden Ms. Grose (Tara Fitzgerald) im Herrenhaus empfangen wird. Anna soll sich um die beiden Waisenkinder Flora und Miles kümmern, deren Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen.
Wie sie später herausfindet, ist ihre Vorgängerin, Miss Jessel, ertrunken, worauf sich wiederum deren Geliebter erhängte.
Kurz darauf sieht Anna die Geister jener Verstorbenen und muss um das Leben der Kinder bangen.
Schnee, Herrenhaus, Kind mit Asthma, ein nahe gelegener See, - wirkungsvolle Zutaten, die Donato Rotunno verwendet und damit lange Zeit eine recht dichte Atmosphäre verbreitet.
Er kommt ohne größere Schockeffekte oder gar Blutvergießen aus und wieder einmal beweist „Bis das Blut gefiert“ seinen weitreichenden Einfluss.
Denn die Figurenkonstellation hier ist ein Abbild dessen, was uns bereits der Klassiker servierte: Ein unbedarftes Mädchen landet in den Fängen einer lauernden Lesbe.
Hier wird von Beginn an klar gemacht, dass Ms. Haushälterin auf eine Gelegenheit wartet, um sich an Anna heranzuwerfen, vorher fummelt sie noch ekstatisch an sich selbst herum (was natürlich nur angedeutet wird), aber dennoch arg befremdlich wirkt.
Angedeutet wird hier ohnehin recht viel, es werden zahlreiche Fragen aufgeworfen, aber nur wenige werden bis zum Ende eindeutig beantwortet.
Anna wird vom eigenen Trauma verfolgt, soviel steht fest. Weniger sicher ist, ob nur sie die Geistererscheinungen wahrnimmt und die Kinder diese (nur aus der Erinnerung heraus oder ebenfalls traumatisiert? ) malen, welche Ziele die Geister überhaupt verfolgen, ob Missbrauch mit im Spiel war, warum die Geister keine Dummheiten im Haus machen, in der Nähe des Sees aber flüstern und anlocken.
Die dauerhaft in der Luft hängende erotische Komponente wird von Anna mit stets halboffenem Bademantel unterstützt und später im vorhersehbaren, kurzen Liebesspiel zwischen Haushälterin und Gouvernante beendet.
Während Tara Fitzgerald die zunächst eiskalte, später auch emotional agierende Hausdame recht facettenreich und glaubhaft verkörpert, scheitert Leelee Sobieski in jeder Hinsicht.
Da mögen die auffällig großen Flatschen unter ihrem Bademantel nicht über das leicht aufgedunsene Gesicht hinwegtäuschen, das die meiste Zeit unangemessenen hölzern und ausdruckslos durch die Gegend getragen wird.
Sie schafft es nicht, ihrer Figur die angedeutete Vielschichtigkeit mit Geheimnis zu verleihen, nur gegen Ende wird ihr Spiel etwas überzeugender.
Dabei spricht der Grundsatz der Geschichte spricht an, die durchweg bedrohlich, kalte Atmosphäre auch, die durch fast unauffällige Synthie-Hüllkurven und leise Sound-FX ausgezeichnet unterstützt wird.
Doch viele der angedeuteten Geheimnisse rund um die Vergangenheit Annas und ihrer Zöglinge werden nicht aufgelöst oder verschwinden im Nirgendwo, ebenso, wie der erotische Aspekt, der nur in Andeutungen vertrieben, aber nie ausgespielt wird. Gegen Ende verschwindet er vollkommen.
Sicher, die ansprechende Atmosphäre gewichtet stark und macht einen großen Teil des Unterhaltungswertes aus. Hier und da geheimnisvolle Spielchen der Kinder, eine Fratze am Fenster und das alles im leicht verschneiten Nirgendwo mit Herrenhaus am See.
Doch die Auflösung bietet innerhalb mehrerer denkbarer Optionen noch die ideenloseste, alle anderen brächten gar zu arge Logiklücken mit sich.
Ganz zufrieden stellt der Ausgang demnach nicht und für Vielseher schon gar keine Überraschung.
Zugute halten muss man dem Streifen allerdings, neben der geheimnisvollen Grundstimmung, das Interesse des Zuschauers an unbeantworteten Fragen und Rätseln.
Das ist dann schon mal die halbe Miete.
Über die kommt „Dark Places“ aber leider nicht hinaus.
5 von 10