Review

Also das war er jetzt, der hoch gelobte Alien-Thriller-Body-Horror von John Carpenter. Ein amerikanisches (!?) Forscherteam macht sich auf, einem norwegischen (nicht schwedischem!) Team in einer nahe gelegenen Station irgendwo in der Antarktis zu helfen. Doch dort finden sie nur noch die gefrorenen Leichen der Wissenschaftler … und die sonderbaren verkohlten Überreste eines weiteren Wesens. Die Obduktion ergibt, das Wesen ist/war ein Mensch – nur ist äußerlich kaum etwas davon zu erkennen. Zu spät merken die Polarforscher, dass ihnen etwas von der Station gefolgt ist und sich nun daran macht, die Basis zu übernehmen.

Der Grundgedanke des Films ähnelt sehr dem Storykonstrukt von „Die Körperfresser“, „Body Snatchers“ und „Invasion“ – ohne dass ich jetzt den Plagiatsvorwurf erheben möchte, denn schließlich ist auch „The Thing“ ein Remake eines alten US-Klassikers. Wir haben es mal wieder mit der Paranoia vor dem unbekannten zu tun, dass sich unbemerkt in die uns gewohnte Situation einschleicht. Ein Prinzip, das Stephen King in Endlosschleife ausgereizt hat. Statt einem Militärcamp oder gar einer Stadt ist es eben diesmal eine Polarforschungsstation im (hoffentlich) ewigen Eis (Nun gut, Klimadiskussionen gehören nicht hierher). Die Idee ist an sich gar nicht schlecht. Durch das unwirtliche Klima bekommt das Gefühl des Verlassen-seins, der Abgeschnittenheit von der Zivilisation eine gute Basis. Ein Szenario übrigens, das mir bei dem ansonsten okayen „30 days of night“ auch schon sehr gut gefiel. Vor diesem Hintergrund versucht Carpenter eine Art Bastard aus Cronenbergschem Bady-Horror und Hitchcockschem Psycho-Thriller zu erschaffen, und was die Cronenberg-Seite angeht gelingt ihm das auch ganz gut.

Um es auf einen Nenner zu bringen, die Effekte sind spitzenklasse. Der Hund zu Beginn ist wunderbar (und die Macher des Videospiels „Silent Hill“ scheinen sich da ´ne ganze Menge abgeguckt zu haben) und alles was folgt steht dem in nichts nach. Könnt ihr euch noch an die Ripley-Klone aus „Alien – Resurrection“ erinnern? Jetzt stellt euch mal vor so ein Ding rastet aus und greift euch an … wirklich üble Sache! Nun aber zum Hitchcock-Teil, und da geht dem guten Carpenter ziemlich früh die Luft aus. Die Vorraussetzungen könnten ja eigentlich besser nicht sein: Räumlich begrenztes Setting, keine Chance der Flucht, , keiner traut dem anderen – und die absolute Gewissheit dass mindestens Einer, wenn nicht gar Alle zu den extrem aggressiven Ripley´s (ich nenn sie jetzt einfach mal so) mutieren könnten.

Doch leider mangelt es hierbei an grundlegendem, nämlich den Schauspielern. Klar, Kurt Russel (Die Klapperschlange, Arlington Road) ist eigentlich über jeden Zweifel erhaben, nur spielt er hier derart kraftlos und austauschbar, dass man ihn kaum von den anderen unterscheiden kann. Denn diese besitzen allesamt auch keine individuellen Eigenschaften, durch die das folgende Psychoratespiel nach dem 10-kleine-Negerlein Prinzip gehörig an Spannung gewinnen würde. Eigentlich komisch, dass bei den Körperfresser-Filmen genau andersrum war. Da ging es um die Angst die Individualität zugunsten eines Gruppendenkenden Organismus zu verlieren, und bei Carpenter werden austauschbare Standart-Charaktäre in absolut unterschiedliche (individuelle) Monster verwandelt. Eigentlich müsste man den (kleiner SPOILER) Aliens (SPOILER ENDE) auf die Schulter klopfen und viel Erfolg wünschen. Durch diese Konstellation verliert der Film seine Spannung, der Zuschauer indes sein Interesse. Die letzten 10 Minuten wirken dann auch noch ziemlich ideen- und emotionslos runtergekurbelt. Eine typisch übertriebene 80er Jahre Explosion, ein eher geringfügig gefährlicher, blasser Endgegner, ein kaum vorhandener Bodycount (also da hätte ich gegen Ende schon noch mehr erwartet) und von finalem Plottwist keine Rede.

Von dem her müsste man, objektiv betrachtet, von einem passablen Standart-Horror ohne sonderliche Überraschungen und (leider) ohne besonderem Wiedererkennungswert sprechen. Wären da eben nicht die grandiose handgemachte Maske (schön, mal wieder was ohne lästiges CGI zu sehen) und das schöne Szenario.

Fazit: Annehmbarer 80er Horror, der viele Möglichkeiten verschenkt, aber in einigen Bereichen zu gut ist um ihn zu ignorieren. Schreit nach einem Remake (für Drehbuch und Charakter-Design empfehle ich die Coens), aber dann bitte wieder mit diesen tollen Effekten, die eben nicht aus dem PC stammen und dadurch ekliger und furcht erregender wirken als alles was uns in den letzten 10 Jahren vorgesetzt wurde.

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